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Höllensog

Höllensog

Titel: Höllensog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich wohl.« Er schnappte nach Luft, weil er zu schnell gesprochen hatte. »Aber du sagst ja nichts, John?«
    »Was soll ich denn sagen?«
    »Hast du denn nicht dieses Gefühl gespürt?«
    »Ich zweifle noch.«
    Er faßte nach meiner Hand. »Das brauchst du wirklich nicht. Soll ich dir meine Eltern zeigen?«
    »Gern.«
    »Dann komm mit.«
    Ich war mit meinen Gedanken noch immer nicht ganz bei der Sache. Ich suchte den Haken, das dicke Ende, aber ich fand es noch nicht. Statt dessen kam mir die Geschichte von Lewis Carrol in den Sinn, der weltberühmt geworden war, als er über Alice im Wunderland geschrieben hatte. So wie dieses Mädchen mußte ich mir auch vorkommen, denn ich war von einer Welt aus Wundern umgeben.
    Ich ließ mich führen. Eine Gruppe Menschen stand zusammen. Man sprach, man diskutierte, und ich bekam mit, daß die Leute bereits über den Neubau ihrer Häuser redeten. Genügend Holz war schließlich vorhanden. Das ging mir alles ein wenig zu schnell, so einfach konnte man doch seine Herkunft nicht vergessen.
    Als Gregor rief, lösten sich ein Mann und eine Frau aus der Gruppe. Die Frau trug noch ein kleines Kind auf den Armen, das eingeschlafen war.
    Beide lächelten mir zu.
    »Das ist mein Freund John, von dem ich euch berichtet habe. Endlich ist er gekommen.«
    Smimow streckte mir die Hand entgegen. Eine kräftige Hand mit Schwielen. Eine Hand, die bewies, daß dieser Mann sein Leben lang gearbeitet hatte. Erwirkte etwas steif und klotzig. Unter dem Hemdstoff spannten sich seine breiten Schultern. Das Haar war dunkel und ku rzgeschni tten.
    Auch seine Frau wirkte etwas bäuerlich. Sie war sehr kräftig, was beileibe nicht störte, denn sonst wäre ihr mütterliches Aussehen verlorengegangen. Auf ihren Wangen hatten sich rote Flecken gezeichnet, die Augen leuchteten, und ich erfuhr, daß der Vater Oleg und die Mutter Anna hieß.
    Da ich beide so glücklich vor mir sah, traute ich mich nicht sie zu fragen, was sie durchgemacht hatten und ob sie damit zufrieden gewesen waren. Das würde später der Fall sein, im Moment mußte ich mir einen Überblick verschaffen.
    Wenn ich daran dachte, daß dieser Höllensog aus einer verhältnismäßig schmalen Abgrenzung bestanden hatte, dann fragte ich mich, wie diese doch so große Welt zustande kam.
    Ich mußte meine Mathematik vergessen, denn hier gab es andere Lösungen, die nicht nur aus drei Dimensionen bestanden, sondern aus mehreren, die sich dann überlappten oder wieder neue Reiche für sich bildeten. Das alles mußte akzeptiert werden.
    Gregor wollte unbedingt wissen, ob es mir in dieser Welt auch gefiele. Er fragte einige Male danach, er war auch mit der Antwort zufrieden, und er schlug vor, mich zu führen.
    Sein Vater merkte, daß ich davon nicht begeistert war und bat seinen Sohn, mich in Ruhe zu lassen.
    »Kommst du denn zurück, John?«
    »Darauf kannst du dich verlassen.«
    »Das ist gut. Ich warte hier auf dich.«
    Er schaute mir mit leuchtenden Augen nach. Ich hoffte für ihn, daß er nicht zu sehr enttäuscht wurde. Ich schlenderte durch das satte Gras und wunderte mich darüber, daß sich die Menschen aus Szwalzin so schnell dieser neuen Welt angepaßt hatten. Zu verdenken war es ihnen eigentlich nicht, wenn ich an die Umgebung des Dorfes dachte. Nur Licht, nur Helligkeit!
    Nein, das gab es nicht, das war unmöglich. Wo Licht ist, da gibt es auch Schatten, und genau nach diesen Schatten hielt ich Ausschau. Dabei dachte ich wieder an Aibon, denn gerade in diesem Paradies der Druiden gab es Licht und Schatten. Aibon war zweigeteilt. Auf der einen Seite die herrliche Welt mit all ihren positiven Wundern, auf der anderen das Grauen, das durch den Namen Guywano zu finsteren Ehren gelangt war. An der Grenze zu Guywanos Reich hörte das Paradies dann auf.
    Und eine derartige Grenze suchte ich auch hier, ohne sie allerdings finden zu könnnen.
    Wohin ich auch ging, wem immer ich auch begegnete, es gab keine Schatten, nur reine Freude, die mir entgegenstrahlte. Selbst das Schreien der Kühe hatte aufgehört, denn sie waren gemolken worden.
    Ich schüttelte den Kopf, denn gerade jetzt stellte ich mir vor, daß ich diese Welt eingepreßt in den Schweif eines magischen Kometen gesehen hatte.
    Eine Welt, die sich dehnte und zusammenzog. Nein, das war nicht Aibon, das mußte etwas anderes sein, und irgend jemand hatte hier das Sagen. Es war auch kein Paradies, sonst hätte mich das Kreuz nicht gewarnt.
    Wo fand ich den Beginn – wo das Ende?
    Ich wußte

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