Höllenstadt
Vorgärten. Wo nicht regelmäßig gesprengt wurde, waren Rasen und Pflanzen verdorrt.
Wir hatten nicht lange zu diskutieren brauchen.
Unser weiteres Vorgehen hatte schnell festgestanden. Beide waren wir davon überzeugt, daß die vor uns liegende Nacht entscheidend war. Zwei Kinder fehlten noch, um die Zahl sieben zu erreichen, und wir wollten die Familien besuchen, die in der Angst lebten.
Bei Muriel Cameron sollte der Anfang gemacht werden. Abe Douglas hatte sie bereits kennengelernt und von ihr sehr positiv gesprochen. Sie wohnte ebenfalls in einem der so typischen Häuser, und der Rasen des Vorgartens leuchtete beinahe schon in einem unnatürlich satten Grün.
Ein Wachtposten hatte sich auf einen Stein gesetzt. Der Mann stand auf, als er uns sah. Seine Hände umklammerten das Gewehr, aber er legte nicht auf uns an, denn er kannte Abe Douglas.
»Ah, Sie sind es, Sir!«
Abe nickte ihm zu. »Ist alles in Ordnung?«
Der Wächter mit der Baseball-Mütze nickte. »Klar. Es gibt keine Schwierigkeiten. Vorhin war noch Muriels Mutter da. Sie ist vor einer Viertelstunde wieder gegangen.«
»Sehr gut.«
»Wie lange bleiben Sie hier?« fragte ich.
Der Mann lachte. Er war noch jünger, auch sehr kräftig und trug über seinem Hemd eine Lederweste. »Wenn es sein muß, bis zum Sonnenaufgang, das kann ich versprechen.«
»Aber Sie bleiben nicht nur hier stehen, sondern patrouillieren auch um das Haus herum?«
»Hin und wieder.«
»Tun Sie das«, sagte ich. »Schauen Sie nach. Behalten Sie auch die Rückseite im Auge. Alles ist wichtig, Mister.«
»Wird erledigt.«
Wir nickten ihm zu und näherten uns der Haustür. Dort klingelten wir, und schon bald stand Muriel Cameron vor uns. Sie mußte vor kurzem geduscht haben, denn ihr Haar schimmerte noch naß. Sie bat uns in Haus und schloß schnell die Tür.
»Wie geht es Ihrer Tochter, Muriel?« erkundigte sich der FBI-Agent.
»Gut. Sie schläft.«
»Das ist immerhin etwas.«
»Ich hoffe nur, daß es so bleibt. Wollen Sie Sandra sehen?«
Das wollten wir, und so führte uns Muriel in das Kinderzimmer, das wir auf Zehenspitzen betraten. Zunächst einmal schauten wir uns um.
Es war nett eingerichtet, kindergerecht, und die Camerons hatten schon für die Zukunft gesorgt, denn an der Wand stand bereits ein mit Aufklebern verzierter Kleiderschrank. Sandra war wirklich ein süßes Ding mit hellen Locken. Wenn ich mir vorstellte, daß sie in die Hände eines Trolls geraten könnte, explodierte ich fast vor Wut.
Sieben Kinder brauchten die Wesen. Fünf hatten sie sich bereits geholt. Fehlten noch zwei. Dabei stand nicht mal unbedingt fest, daß es Trolle oder böse Kobolde waren, die sich die Kinder holten. Es konnten auch andere Wesen sein, aber die Beschreibung der Martha Caine traf am ehesten auf Trolle zu.
Martha Caine wollten wir auch noch besuchen. Allerdings nach unseren Visiten bei den Menschen, die um ihre Kinder bangen mußten. Zunächst einmal waren wir bei Muriel Cameron, die einen angespannten Eindruck machte und ihre Hände ineinander verknotet hielt. Es war ihr deutlich anzusehen, wie sehr sie litt.
Wir verließen das Zimmer wieder. Muriel schloß die Tür nicht, sondern ließ sie einen Spaltbreit offen. Sie führte uns in den Wohnraum, der mit hellen und leichten Möbeln eingerichtet war. Durch das große Fenster schaute man in den Garten. Ein hübscher Spielplatz für Sandra.
»Kann ich Ihnen etwas anbieten?« erkundigte sich Sandra.
Wir lehnten dankend ab, hatten aber Platz genommen. Auch Muriel Cameron saß. »Ich würde einiges darum geben, wenn die Nacht schon vorbei wäre und wir alle überlebt hätten«, flüsterte sie. »Diese verdammten Entführer sind einfach nicht zu begreifen. Ich komme mit ihnen nicht zurecht. Verflucht! Was sind das für Wesen? Jeder hier im Ort kennt Martha Caines Beschreibung. Wir müssen ihr glauben. Sie war ja nicht betrunken. Aber nachvollziehen können wir das kaum, da bin ich ehrlich.«
Wir nickten ihr zu. Was sollten wir sagen? Wir saßen hier und warteten darauf, daß etwas passierte. Auf der anderen Seite wollte ich nicht, daß es geschah, daß es noch weitere Opfer gab. Ich sehnte mich nur danach, die Wesen zu Gesicht zu bekommen und stellte mir vor allen Dingen die Frage, wo sie sich versteckt hielten.
»Worüber grübelst du nach, John?«
»Über das Versteck.«
Abe Douglas lachte. »Da kannst du lange nachdenken. Hier gibt es keinen Wald, hier gibt es keine Höhlen; alles nur flaches Land. Die Hügel
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