Höllenstadt
sind einige Meilen entfernt, und ich glaube einfach nicht, daß sie von dort kommen und nach Benson City einfallen. Das kann mir keiner erzählen.« Er klopfte auf den Tisch. »Sie sind hier im Ort!«
Muriel Cameron hatte uns erstaunt zugehört. Schließlich fragte sie: »Von wem reden Sie eigentlich?«
»Von unserem Verdacht.«
»Ach, den gibt es?«
»Ja.«
»Würden Sie mich darüber aufklären?«
Ich überlegte, schaute Abe an, der Muriel besser kannte. Erst als der G-man genickt hatte, sprach ich mit Muriel über die Trolle oder Kobolde. Sie hörte mir zu, schüttelte zwischendurch den Kopf, aber der Unglaube auf ihrem Gesicht blieb. Trotzdem stemmte sie sich nicht dagegen. Sie sagte nur: »Von Trollen oder Kobolden habe ich noch nie etwas gehört, das muß ich Ihnen ehrlich sagen.«
»Auch als Irin nicht?«
Sie lächelte schwach. »Ich bin zwar irischer Abstammung, doch ich fühle mich mehr als Amerikanerin. Gut, ich weiß über die Heimat meiner Vorfahren einigermaßen Bescheid, war auch schon dort und kenne die Legenden, Geschichten und Mythen, aber daß diese Trolle hierherkommen, das kann ich nicht nachvollziehen. Nein, das ist undenkbar.«
»Wir gehen davon aus!« bestätigte ich.
Sie hob die Schultern. »Was soll ich dazu sagen? Es ist natürlich alles möglich, und man muß den entsprechenden Spuren nachgehen, aber daran hätte ich nie gedacht. Wenn ich nur wüßte, was diese Wesen mit den Kindern Vorhaben?«
»Darüber zerbrechen auch wir uns den Kopf.«
Muriel räusperte sich. Ihr Blick blieb auf mir haften, und sie runzelte die Stirn. »Dann glauben Sie nicht an die Geschichten von den Aliens, die man sich hier bei uns im Ort erzählt?«
»Nein, Muriel, nicht.«
Sie hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Ich möchte nur nicht, daß meiner Tochter etwas passiert, und ich will, daß diese Wesen vernichtet werden. Alle werden mithelfen. Die Menschen hier, der Sheriff und…«
Das Telefon meldete sich und unterbrach die Frau. Sie hob ab. Chief O’Brien war der Anrufer, um sich bei seiner Mitarbeiterin zu erkundigen, wie es ihr ging.
»Danke, Chief, noch ist alles in Ordnung. Außerdem sind die beiden ja bei mir.« Sie hörte noch einen Moment zu, dann übergab sie Abe Douglas den Hörer. »Der Chief möchte Sie sprechen.«
»Ja, Mr. O’Brien, was ist?«
Der Sheriff sprach so laut, daß Muriel und ich mithören konnten. So erfuhren wir, daß alle Wachtposten in Benson City eingeteilt worden waren und ihre Plätze eingenommen hatten. Der Chief war davon überzeugt, die Stadt unter Kontrolle zu haben.
Abe und ich waren es weniger. Wir trauten den Wesen der anderen Seite alles zu.
Der Chief jedenfalls gab sich auch weiterhin optimistisch, und sein Gefühl war ansteckend gewesen, denn auch Muriel Cameron wirkte jetzt entspannter.
»Das war unsere erste Station auf dem Rundgang«, sagte der FBl-Agent und erhob sich. »Hier ist alles okay. Wir werden noch die anderen Familien besuchen.«
»Ja, tun Sie das.«
Ich warf noch einen letzten Blick auf den breiten Rasen. Er hatte in der Dämmerung eine andere Farbe bekommen. Rötlichgold.
Muriel Cameron brachte uns bis zur Tür, die Abe Douglas öffnete. Aus der Kühle traten wir hinaus in die stockige Hitze des frühen Abends. Es wehte kein Windhauch. Die Schwüle lastete auf uns wie ein schwerer Sack, der uns den Atem raubte. Die Luft roch nach Staub, der irgendwo aufgewirbelt worden war. Augenblicklich klebte der Schweiß auf Gesicht und Nacken. Die Sonne stand tief, und ich setzte meine Brille auf.
Abe sprach noch einige Worte mit Muriel Cameron. Ich durchquerte inzwischen den Vorgarten. An dessen Ende, wo auch der breite Gehsteig begann und ich drei Inline-Skater vorbeiließ, wartete ich auf meinen Freund aus den Staaten.
»So, dann weiter.« Er ging bereits auf den Chevy zu, mit dem wir gekommen waren. Wenig später wunderte er sich darüber, daß ich nicht einstieg, obwohl er schon seine Tür geöffnet hatte.
»He, was ist los, John?«
Ich schüttelte den Kopf. »Etwas gefällt mir nicht.«
»Wieso? Ist es dir zu heiß?« Er lachte und wollte es auf die leichte Schulter nehmen.
»Nein, das nicht.« Ich runzelte die Stirn und drehte mich dabei langsam wieder dem Haus zu. Noch in der Bewegung fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Jetzt wußte ich, was mich so gestört hatte.
Der Wachtposten war nicht mehr da!
Douglas merkte an meinem Zusammenzucken, daß etwas nicht stimmte. »He, John«, sagte er
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