Höllenstadt
in denen sich der Staub gesammelt hatte. Die Autoreifen wirbelten ihn wieder auf.
Das gefiel dem G-man nicht. Der Staub tanzte durch die Lichtbahnen der Scheinwerfer hindurch. Sein Gefühl war sowieso nicht besonders. Er wußte selbst nicht, woran es lag. Möglicherweise an der Umgebung, an der Dunkelheit und an den Gesprächen, die er mit Muriel geführt hatte.
Auch ihr gefiel die Strecke nicht mehr. »War wohl keine so gute Idee, denke ich.«
»Stimmt.«
»Ich hätte auch daran denken sollen. Aber jetzt müssen wir einfach durch.«
»Wird erledigt.«
Sie lächelte, denn die Antwort hatte optimistisch geklungen. Nicht weit von ihnen entfernt stand der alte Wasserturm auf seinen vier langen Stelzen. Man hatte ihn Vorjahren mal abreißen wollen, um Platz für ein Garten-Center zu schaffen, aber die Bewohner hatten sich gegen die Pläne gewehrt. Der alte Turm stammte noch aus dem letzten Jahrhundert. Er hatte allen Witterungen getrotzt und sich auch nicht durch schwere Stürme umwerfen lassen. So war er schließlich zu einem Denkmal für Benson City geworden. Zudem war er zwischendurch immer wieder kontrolliert und auch ausgebessert worden.
Selbst in der Dunkelheit warf er einen Schatten, der wie ein großes Gemälde über den Platz fiel. Er sah schon leicht schaurig aus. Muriel hatte es nie so empfunden wie an diesem Abend, an dem ihre Nerven zum Zerreißen gespannt waren.
»Wir haben es bald hinter uns«, sagte Muriel, um sich selbst Mut zu machen. »Ich meine den Staub.«
Abe lachte. »An etwas anderes habe ich auch nicht gedacht, wenn ich ehrlich sein soll.«
»Sehr gut.«
Etwas schlug an der rechten Seite gegen den Wagen. Beide hörten einen dröhnenden Laut und hatten sogar das Vibrieren mitbekommen. Muriel war erschrocken. Unwillkürlich hielt sie ihre kleine Tochter fester umklammert.
Der G-man war vom Gas gegangen. Automatisch fuhr er langsamer. Noch immer umgab der Staub den Wagen. Nach vorn konnten sie noch besser schauen, aber da bewegte sich nichts Ungewöhnliches.
»Was war das?« fragte Muriel.
»Ein Stein?«
»Klang nicht überzeugend.«
»Da gebe ich Ihnen recht. Ich weiß es nicht. Wir werden…«
Der nächste Schlag. Diesmal härter, und beide hörten auch einen Knall. Plötzlich fing der Chevy trotz der recht langsamen Fahrt an zu schlingern.
Abe Douglas fluchte. Er bemühte sich durch heftiges Lenken, das Fahrzeug in der Spur zu halten, was kaum möglich war. Zudem hörten sie die heftigen Schläge an beiden Hinterrädern. Sie rollten auf den Felgen! Die Reifen waren platt. Und das geschah kurz hintereinander.
Jedesmal schüttelte es das Auto durch. Sie hörten das Klatschen, und beiden war klar, daß die Fahrt so einfach nicht durchgehalten werden konnte.
Ein Wesen huschte an ihnen vorbei. Es durchquerte blitzschnell das Licht, hielt sich dabei nicht auf, sondern verschwand in der Dunkelheit links neben dem Licht.
»Das war er!« keuchte Muriel. »Das war ein Troll!«
Der G-man sagte nichts. Er wußte, daß Muriel recht hatte. Er glaubte auch, daß es erst der Anfang vom Ende war. Für sie würde es weitergehen. Es deutete alles darauf hin, daß sie in eine Falle geraten waren.
»Ich versuche es trotzdem!« preßte Abe hervor.
»Noch fahren?«
»Bleibt uns etwas anderes übrig?«
Der nächste Schlag. Diesmal war der rechte Vorderreifen in Mitleidenschaft gezogen worden. Wie es die Trolle geschafft hatten, wußte auch Abe nicht zu sagen, aber er mußte die Folgen hinnehmen, denn der Reifen war sofort platt.
Muriel sagte nichts. Aber sie fürchtete sich. Nicht so stark vor den Trollen, nein, sie dachte an ihr Kind, daß diese perversen Wesen entführen wollten. Sie trug für das Mädchen die Verantwortung. Sie konnte es nicht loslassen, und so war es ihr dann unmöglich, sich gegen die Angreifer zu wehren.
Der rechte Reifen vorn bestand nur mehr aus Fetzen. An eine Weiterfahrt war nicht zu denken. Kurz vor dem Angriff hatte Abe noch einmal Gas gegeben. Das rächte sich nun. Er bekam das Fahrzeug nicht mehr unter Kontrolle. Mit drei zerstörten Reifen schlingerte es über den staubigen Boden hinweg, wurde rasch langsamer und stand dann.
Beide holten tief Luft. Das Licht brannte noch immer. Wolken aus Staub trieben durch die Helligkeit, aber die verfluchten Trolle waren nicht zu sehen.
»Sie werden sich damit nicht zufriedengeben!« flüsterte Muriel Cameron.
»Das befürchte ich auch.«
»Sie wollen mein Kind!«
Douglas warf ihr einen Blick zu. Das Gesicht der Frau
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