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Höllenstadt

Höllenstadt

Titel: Höllenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sah aus wie geschnitzt. Auch jetzt, als sie nickte, änderte sich der Ausdruck nicht. »Aber sie werden meine kleine Sandra nicht bekommen. Und wenn, dann nur über meine Leiche.« Die Worte klangen wie ein Schwur, und Abe glaubte ihr auch.
    Die Angreifer hielten sich zurück. In der Dunkelheit fanden sie eine perfekte Deckung. Der Staub senkte sich nur langsam dem Erdboden entgegen.
    Douglas nickte nur. Er wollte nichts sagen. Aber er wußte, daß ihre Lage nicht eben günstig war. Der Schweiß hatte sich in seinem Nacken gebildet und sich dort zu dicken Tropfen gesammelt, die als lange Bahnen den Rücken hinabliefen und kalte Spuren hinterließen. Als er seine Waffe hervorholte, warf ihm Muriel einen Seitenblick zu.
    »Wollen Sie raus, Abe?«
    »Ich denke schon.«
    »Und weiter?«
    »Wenn es sein muß, schieße ich uns den Weg frei.«
    »Wir kommen allein gegen sie nicht an, glaube ich«, sagte Muriel. »Außerdem habe ich mit Sandra ein Handicap. Was soll ich mit ihr tun? Sie belauern uns, sie warten auf einen Fehler, denke ich.«
    »Haben Sie einen anderen Vorschlag?«
    Muriel überlegte einen Moment. Dann erst bewegte sie sich und legte das schlafende Kind vor ihren Füßen zu Boden, damit es einigermaßen geschützt war. »Ja, den hätte ich«, sagte sie dabei. »Wir brauchen Hilfe. Haben Sie ein Handy?«
    Der FBI-Agent nickte.
    »Rufen Sie Chief O’Brien an!« flüsterte Muriel. »Ich sage Ihnen die Nummer.«
    »Gut.« Abe ärgerte sich, daß er nicht selbst an diese Möglichkeit gedacht hatte. Der Motor war aus. Um den Wagen herum war es sehr still geworden. Das bleiche Licht der Scheinwerfer brannte noch und stach jetzt hinein in die Finsternis, in die es eine breite Lücke hineinriß, denn der Staub hatte sich mittlerweile gesenkt.
    »Fertig?« fragte Muriel.
    »Ich höre.«
    Die Frau schloß die Augen. Sie war aufgeregt. Selbst die einfachsten Dinge fielen ihr schwer. Die Zahlenfolge kannte sie auswendig. Sie war kein Problem – normalerweise nicht. Aber unter diesem Streß hatten sich die Voraussetzungen verändert. Sie mußte nachdenken. Preßte die Lippen zusammen, ballte die Hände und…
    Der Troll war da. Urplötzlich, schnell wie ein rasender Blitz. Er war von der Beifahrerseite auf die Kühlerhaube gesprungen und hockte dort tatsächlich wie ein Riesenfrosch, der böse in den Wagen hineinglotzte.
    »Scheiße!« keuchte Douglas. Er dachte nicht mehr ans Telefonieren und ließ das Handy einfach fallen. Der Revolver war jetzt wichtiger. Er hob ihn an und hielt ihn mit beiden Händen fest. Für einen Moment sah er das Funkeln in den Augen, dann löste sich die Gestalt von der Motorhaube und sprang auf die Scheibe zu.
    Sie zerplatzte in dem Augenblick, als der G-man abdrückte…
    ***
    Ein Nachtmarshal in einer Western-Stadt!
    Der Vergleich hinkte nicht mal, denn ich kam mir vor wie in einem Western des Regisseurs John Ford, in dem der große John Wayne die Hauptrolle spielte. Auch er war oft durch die nächtlichen und kaum beleuchteten Orte gegangen. Lauernd, wachsam, die Waffen im Anschlag, um für Ordnung in seiner Stadt zu sorgen.
    Benson City war ausgestorben. Zumindest wirkte es so. Die Menschen ließen sich nicht blicken. Jeder würde inzwischen erfahren haben, was sich in ihrer Stadt abgespielt hatte, und das war einfach unerklärlich und ungeheuerlich.
    Es war auch gut so, daß sich niemand auf die Straße traute. Die Trolle kannten kein Pardon. Sie wollten die Kinder. Wenn sie sich in ihren Aktivitäten gestört fühlten, würden sie die Schwierigkeiten aus dem Weg räumen. Da war es durchaus möglich, daß manche Menschen verletzt wurden oder sogar ihr Leben verloren.
    Benson City war zu einer Höllenstadt geworden, und ich stand so ziemlich in ihrem Mittelpunkt. An einer Stelle, von der aus ich einen Teil der Main Street überblicken konnte.
    In den alten Filmen waren die Kaffs dunkler gewesen. Noch dunkler als Benson City.
    Die Sonne gab es nicht mehr. Dennoch hatte sich die Hitze des Tages gehalten. Es mochte auch daran liegen, daß kaum Wind wehte. Die Luft war schwer und drückte.
    Selbst in den Kneipen und Bistros war nichts los. Keine Gäste, keine Stimmen, keine Musik. Eine schon bedrückende Stille hatte sich ausgebreitet. Die an den Straßenrändern stehenden Wagen waren verlassen. Niemand stieg mehr ein und fuhr ab. Es kam auch keiner in den Ort. Er schien von der übrigen Welt abgeschnitten zu sein, eine wirkliche Höllenstadt. Nur gab es hier nicht einen Teufel, sondern gleiche

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