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Höllental: Psychothriller

Höllental: Psychothriller

Titel: Höllental: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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ihretwegen unternehmen soll. Ich weiß nur, dass sie einen schlechten Einfluss haben auf mein Mädchen.
    Sie kauft ein. Ich finde es ganz zauberhaft, wie sie vor einem Ständer mit Kleidung steht, ein Teil herauszieht, es in Augenschein nimmt, vor den Körper hält und sich im Spiegel betrachtet. Sie hat einen ganz eigenen Geschmack, der mir nicht immer recht ist. Das Teil, das sie eben wieder weggehängt hat, hätte ich ihr nicht erlaubt. Es ist dünn und lag extrem eng an. Jeder könnte ihre Nippel sehen. Das gehört sich nicht. Für mein Mädchen kommt so etwas nicht in Frage , und ich bin froh, dass es das nicht gekauft hat.
    Sie verlässt das Geschäft und schlendert durch die Einkaufsmeile. Vor einem Schuhgeschäft bleibt sie stehen und betrachtet die Auslage. Dann sieht sie plötzlich auf, so als hätte sie einen Bekannten entdeckt. Ihr Blick geht in meine Richtung, doch in der Menge der Menschen sieht sie mich nicht. Schließlich geht sie weiter. Schaut dabei aber immer wieder über die Schulter zurück.
    Ich folge ihr auf der anderen Straßenseite, stoße zweimal mit Passanten zusammen, weil ich meinen Blick nicht von ihr nehmen kann. Ich liebe es, wie sie mit ihren langen schlanken Beinen, die heute in kniehohen dunkelbraunen Stiefeln stecken, ausschreitet, einem Fohlen gleich, in eleganten, fließenden Bewegungen, den Oberkörper gerade haltend, die Schultern …
    Nein, die Schultern wirken eingezogen. Und wenn ich genau hinsehe, wirkt es so, als versuche sie, sich zu schützen. Vor einer unbekannten Gefahr, die jederzeit über sie herfallen könnte. Sie sieht sich auch öfter um, als es nötig wäre. Hat sie Angst? Ist einer ihrer falschen Freunde ihr auf den Fersen?
    Am liebsten würde ich sofort zu ihr rüberlaufen, sie in den Arm nehmen und allen zeigen, zu wem sie gehört. Doch damit würde ich meine Deckung aufgeben. Das geht auf keinen Fall. Deckung ist überlebenswichtig.
    Also folge ich ihr weiter, behalte aber auch die Umgebung im Auge. Dadurch bin ich natürlich abgelenkt, außerdem fällt es mir wegen des Windes immer noch schwer, meine Gedanken zu ordnen, mich zu konzentrieren.
    »Vor einem Himmel ist es sie, die ich bemerk …«
    Das Lied will wieder in meinen Kopf. Die Melodie ist da, füllt mich aus, aber ich will es nicht zulassen, nicht jetzt, ich muss …
    Wo ist sie?
    Eben schritt sie noch vor den Geschäften entlang, jetzt ist sie verschwunden. Das kann nicht sein. Ich laufe über die Straße, remple eine alte Frau an, aber das interessiert mich jetzt nicht. Ich muss sie wiederfinden. Viele Möglichkeiten gibt es nicht, ich entscheide mich für die große Eingangstür zu einem Shoppingtempel. Es handelt sich um eine Drehtür. Menschen werden von ihr eingesogen und ausgespuckt. Darin k ö nnte sie verschwunden sein, ohne dass ich es bemerkt habe.
    Ich lasse mich von der Tür ins Innere schleusen, erlebe die plötzliche Wärme wie einen Faustschlag. Unmittelbar schießt mir Blut in den Kopf, und mir wird heiß. Ich reiße mir den Schal vom Hals und öffne den Reißverschluss meiner Jacke. Suchend sehe ich mich um. Es sind so viele Menschen in dem Geschäft, ich kann sie unmöglich wiederfinden.
    Doch nach ein paar Minuten entdecke ich sie in der Parfumabteilung. Sie sprüht sich etwas aufs obere Handgelenk, wedelt mit der Hand und riecht daran. Sie riecht mit geschlossenen Augen, ihre langen Wimpern liegen aufeinander, ihr Gesicht ist nicht mehr ängstlich, sondern erwartungsvoll gespannt. Sie wartet auf mich. Ich sehe es ihr an.
    Schließlich stellt sie den Flakon weg und verlässt die Parfumabteilung. Ich folge ihr. Folge der zarten Duftspur, die sie hinterlässt. Ich merke mir den Namen des Parfums, während ich an dem Regal vorbeikomme.
    Sie fährt in die zweite Etage hinauf und sieht sich bei der Damenbekleidung um. Vorn neben der Rolltreppe befindet sich ein fahrbarer Ständer mit Sonderposten, unter anderem auch Herrenhüte und Mützen. Ich probiere verschiedene auf, behalte sie dabei aber im Blick. Sie sucht zwei Oberteile heraus und verschwindet damit in der dritten Umkleidekabine.
    Langsam schlendere ich hinüber, zupfe dabei an Kleidungsstücken, versichere mich, dass keiner ihrer Freunde mich beobachtet, und schlüpfe schnell in die freie Kabine daneben.
    Unmittelbar überkommt mich eine große Ruhe, aber auch eine seltsame Erregtheit. So nah bin ich ihr lange nicht mehr gewesen. Nur eine dünne Wand aus billigem Holz trennt uns noch voneinander. Ich presse mein linkes Ohr an

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