Höllental: Psychothriller
Rücken ständig in Gefahr begibt. Sie darf das einfach nicht tun.
Ich erkenne, dass ich ihr das nicht durchgehen lassen kann. Ihre Freunde haben noch einen zu starken Einfluss auf sie, haben sie wahrscheinlich geistig missbraucht und gefügig gemacht. Mir wird nichts anderes übrig bleiben, als ebensolche drastischen Maßnahmen zu ergreifen.
Danach, auch das ist mir klar, gibt es nur eine Möglichkeit für uns beide zusammenzukommen. Ich muss ihre Freunde eliminieren, einen nach dem anderen – und mit diesem Mistkerl da oben in ihrer Wohnung fange ich an. Ich werde ihm die Haut vom Körper schneiden, ihm seine Eingeweide zu fressen geben, ihn erniedrigen und schänden und ihm zeigen, was es bedeutet, mir mein Mädchen wegzunehmen.
M ara stand in der Tür zu Lauras Schlafzimmer und starrte auf das ungemachte Bett. Sie bildete sich ein, den von Lauras Körper geformten Abdruck auf dem Laken erkennen, sie riechen zu können, sie atmen zu hören.
Das Atmen war am deutlichsten. Für einen Moment war sie sich sicher, dass sich außer ihr und Torben Sand noch jemand im Schlaf zimmer befand. Eine Existenz, die nicht hierhergehörte.
Mara bekam eine Gänsehaut und schüttelte sich.
»Hier«, sagte Torben Sand. Er stand vor dem geöffneten Wandschrank. »Schauen Sie bitte hier hinein.«
Mara riss sich von dem Anblick des benutzten Bettes los und trat vor den Schrank.
Die Kleidung auf der hintersten Stange war auseinandergeschoben und gab den Blick frei auf das kleine Regal, auf dem Laura, das wusste Mara, ihren Schmuck aufbewahrt hatte.
Doch jetzt befand sich dort kein Schmuck mehr.
Für einen Moment verschwand Torben Sand aus ihrer Wahrnehmung, sie hörte nicht einmal mehr, was er sagte. Der Anblick eines bestimmten Gegenstands auf dem versteckten Regal fesselte sie und ließ sie gleichzeitig zittern. Sie musste sich mit einer Hand an der Kleiderstange festhalten.
»Frau Landau?«, sagte Torben hinter ihr. Eine schwere Hand legte sich auf ihre Schulter.
Sie nickte, nahm aber ihren Blick nicht von dem Gegenstand. Dann streckte sie die Hand aus und nahm die Postkarte mit zitternden Fingern heraus.
»Diese Karte hat Laura an mich geschickt, als ich mich in den Ferien bei meinen Eltern in Frankreich aufhielt … Das muss vor ungefähr zwei Jahren gewesen sein. Ich weiß ganz genau, dass ich die Karte mit nach Hause gebracht und an meine Pinnwand geheftet habe. Hier ist ja noch das kleine Loch von dem Pin. Ich weiß nicht, wann und wie sie verschwunden ist, aber Ende August habe ich ihr Fehlen bemerkt.«
»Könnte Laura sie mitgenommen haben?«
Mara zuckte mit den Schultern. »Sie war seit August nicht mehr in meiner Wohnung … Aber wie es aussieht, hat sie es ja getan, oder?«
»Das ist die Frage«, sagte Torben Sand. »Was ist mit den anderen Sachen? Sagen die Ihnen auch etwas?«
Mara nickte.
»Das Bild da oben in dem Rahmen hat Ricky geschossen. Da waren die beiden am Anfang ihrer Beziehung für ein verlängertes Wochenende an der Ostsee gewesen. Ich kann mich erinnern, das Bild in Rickys Wohnung auf dem Schreibtisch gesehen zu haben.«
Torben Sand nahm es ihr ab, zog es aus dem Rahmen und gab es ihr wieder. »Lesen Sie bitte«, forderte er sie auf.
»›Die Liebenden sterben zuerst.‹« Sie sah ihn an. »Das ist unheimlich.«
»Es wird noch unheimlicher. Nehmen Sie doch bitte die Keramikschale hervor.«
Mara tat es und schaute hinein.
Ohne den ledrig behaarten Gegenstand anfassen zu müssen, verstand sie, um was es sich dabei handelte.
»Armins Kater«, sagte sie leise.
»Sie wissen, was das ist?«
Mara nickte. Sie war angewidert, konnte ihren Blick aber auch nicht von dem abgeschnittenen Ohr nehmen.
»Armin Zoltek hatte einen Kater, Luzifer. Irgendwann im August wurde er angefahren und starb. Ich weiß noch, wie Armin getobt hat. Luzifer lag im Rinnstein vor seiner Haustür, übel verletzt. Ein Ohr fehlte.«
»Was bedeutet, jemand tötete den Kater, schnitt ihm ein Ohr ab und brachte es Laura … oder sie tat es selbst.«
Mara drehte sich zu dem Detektiv um und sah ihn an. »Niemals … nicht Laura.«
»Aber sie muss doch nach alldem große Wut auf die Jungs gehabt haben.«
»Schon möglich, ja. Aber das hätte sie trotzdem nicht getan.«
Sand nickte. »Da liegt ein Schriftstück. Lesen Sie es bitte. Vielleicht sind wir danach ja schlauer.«
Mara zog die Seite hervor, faltete sie auseinander und las.
Sie las den Text zweimal.
»Der ist von Bernd«, sagte sie schließlich.
»Was
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