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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Universum existiert nichts anderes.
    Unser Floß hält zwar ganz gut, aber um uns steht es schlecht, weil uns die sengende Sonne in Kombination mit den schwindenden Essens – und Wasservorräten unsere Kräfte raubt. Wir sind erschöpft. Abgestumpft.
    Zumindest die Kinder konnten schlafen. Ich nicht. Wieder steigt die Sonne über den Horizont, und ich fühle mich wie nach einer Sechsunddreißig-Stunden-Schicht im Krankenhaus. Nur die Umstände sind schlimmer. Bei der Arbeit weiß ich, dass es besser wird und die Schicht irgendwann zu Ende ist.
    Was mich an mein Bein erinnert.
    Der Knochen könnte heilen, doch die Haut um die Wunde hat eine unvorteilhaft grüne Farbe angenommen. Selbst wenn ich mein medizinisches Wissen aus einem Gesundheitslexikon für Mütter bezogen hätte, wüsste ich, dass das eintrat, was ich befürchtete: Die Wunde hat sich entzündet.
Mein ganzer Körper hat sich entzündet. Das heftige Fieber kann nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    Den Kindern gegenüber habe ich darüber kein Sterbenswörtchen verloren und werde es auch nicht tun. Sie haben schon genug mit sich zu tun. Also halte ich mein Bein bedeckt und klammere mich an die Hoffnung, dass sich unser Ausblick bald ändern wird. Sehr bald!
    Eigentlich würde ich lachen, wenn ich die Kraft hätte.
    Die meiste Zeit meines Lebens wollte ich ein großes Strandhaus auf Martha’s Vineyard oder vielleicht Nantucket kaufen. Es wäre mein Zufluchtsort von Manhattan – ein Häuschen mit Veranda, ein paar Liegestühlen und, ganz wichtig, einem herrlichen Blick aufs Meer.
    Ha!
    Verdammt seien alle meine Wünsche! Alles, was ich jetzt und in alle Ewigkeiten sehen möchte, ist Land.
    Ich will gerettet werden! Ich will, dass meine Kinder in Sicherheit sind!
    Dann könnte ich vielleicht schlafen.
    Ich will gerade meine Augen schließen, um genau dies zu versuchen, als meine Augenlider nach oben schnellen wie der Deckel einer Springteufelschachtel.
    Oh … mein … Gott!
    Ist das eine Fata Morgana? Gaukelt mir mein Schlafentzug schon Dinge vor?
    Nein! Das ist echt. Jedenfalls halte ich es für echt.
    Weit in der Ferne, mitten in den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne, sehe ich das Schönste, was es auf der Welt gibt.
    »Kinder!«, rufe ich. »Aufwachen! Aufwachen!«
    Langsam – viel zu langsam – beginnen sie sich zu räkeln, sodass ich meine Lungen noch etwas mehr bemühe. Es ist
ein Schrei, der durch den Grand Canyon hallt und Trommelfelle platzen lässt, der denjenigen im Himmel erschüttert, von dem behauptet wird, dort oben die Fäden in der Hand zu halten.
    »Land in Sicht!«, schreie ich.

64
    So schnell wie man »Land in Sicht!« sagen kann, verwandeln wir uns in die Familie-Dunne-Olympiamannschaft.
    Das ist unglaublich. Einfach fantastisch.
    Während wir uns hektisch mit Paddeln und Händen vorwärts bewegen, nehmen unser Schmerz und unsere Enttäuschung ganz hinten im Floß Platz. Ich vergesse sogar mein Bein.
    Wir zielen auf einen grünen Fleck am blauen Horizont. Die Kinder sind sich genauso sicher, wie ich es bin: Es ist eine Insel, die wir so schnell wie möglich erreichen wollen.
    Besonders wegen unserer leeren Mägen.
    »Ich hoffe, da gibt’s irgendwo Hamburger zum Essen!«, piepst Ernie. »Was meint ihr?«
    Wir brechen in Gelächter aus. Wie toll sich das anfühlt. Humor war, ebenso wie Essen, in letzter Zeit ziemlich knapp.
    »Ich scheiß auf deinen Hamburger-Quatsch«, erwidert Mark, der beim Paddeln nicht nachlässt. »Ich will eine ganze Kuh, ein riesiges Porterhousesteak! Irgendein Steakhaus wird’s dort schon geben!«
    »Oder vielleicht eine Pizzeria«, spielt Carrie mit. »Ich könnte eine ganze Salamipizza alleine essen. Und das werde ich auch tun!«
    Ich dachte, einen Satz wie diesen würde ich nie aus ihrem Mund hören.
    »Was ist mit dir, Mom?«, fragt Ernie. »In was für ein Restaurant würdest du gerne gehen?«

    Ich muss nur den Bruchteil einer Sekunde darüber nachdenken. »Zimmerservice!«, dröhne ich. »Ich will, dass man mir das gesamte Menü aufs Zimmer liefert, während ich auf einem bequemen, weichen Bett im St. Regis Hotel liege.«
    »Das gefällt mir auch!«, stimmt Carrie ein. »Bestell schon mal!«
    »Wäre geil, wenn’s da ein Hotel gäbe«, meint Ernie.
    »Hey, mir wäre es schon recht, wenn es auf der ganzen Insel wenigstens ein Motel gibt«, sagt Mark. »Solange ich in einem Bett liegen kann, statt auf diesem miesen Floß mit Ave-Maria-Kisten-Büffet.«
    Unsere Arme und Schultern beginnen zu

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