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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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schmerzen, doch es ist der beste Schmerz, den wir je gespürt haben. Trotzdem wünsche ich mir, Jake wäre dabei und könnte uns sehen.
    Tränen treten mir in die Augen. Ich kann sie nicht zurückhalten und versuche es erst gar nicht. Traurigkeit oder Freude? Beides.
    Wie stolz Jake auf uns gewesen wäre! Wir haben die Sache gemeinsam durchgestanden.
    Wie eine echte Familie, die Familie Dunne, die einzige Familie, auf die es ankommt.

65
    Wir sind hundertzwanzig Meter von der Insel entfernt. Dann zwanzig. Plötzlich hört Ernie auf zu paddeln.
    »Hey.« Er hebt eine Hand, um seine Augen vor der Sonne abzuschirmen. »Wo stecken die alle?«
    Wir hören ebenfalls auf zu paddeln und kneifen die Augen zusammen. Schließlich sind wir so nah, dass wir direkt vor uns den Strand sehen. Aber egal, wohin wir auch blicken: keine Menschenseele in Sicht.
    Eigentlich sehen wir auch nichts anderes. Keine Häuser, keine Hütten, kein Gebäude, gleich welcher Art.
    Kein Anzeichen von Leben.
    »Super. Der Strand ist also abgelegen«, stellt Carrie mit einem Achselzucken fest. »Paddelt weiter, Matrosen. Schaut, wie schön der Strand aussieht!«
    Damit hat sie recht. Der pastellrosafarbene Sand glitzert unter der Sonne, im Hintergrund wiegen sich riesige Palmen sanft im Wind vor und zurück, als lauschten sie dem Rauschen des Meeres. Vor uns liegt der Inbegriff von unberührter Natur.
    »Ich wette zehn Dollar, dass nur die Inselbewohner diesen Strand kennen«, sagt Mark. »Wahrscheinlich halten sie ihn vor den Touristen geheim.«
    »Ja, sonst würden sich hier viel zu viele Menschen tummeln«, merkt Carrie vorsichtig an. »Er ist nicht sehr groß.«
    Nein, eigentlich ist er sehr klein. Eigentlich sieht die ganze Insel klein aus, zumindest von unserer Position aus. Ich
vermute – und hoffe –, dass mein bequemes Bett im St. Regis auf der anderen Seite wartet.
    »Paddeln wir weiter«, fordere ich meine Kinder auf.
    Nur angetrieben von unserem Adrenalin und der Neugier, weichen unsere schwachen Witze einer angespannten Stille. Wir blicken auf das Beste, was uns seit vier Tagen begegnet ist, wenn nicht in unserem ganzen Leben – auf Land! Dennoch können wir ein seltsames Gefühl nicht unterdrücken. Es ist, als hallte Ernies Frage in unseren Köpfen nach: Wo stecken die alle? Ach, wieso alle? Einer würde reichen.
    Wir paddeln weiter und blicken weiterhin auf den perfekten Strand.
    Auf dem sich keine Menschenseele befindet.

66
    Von »Land in Sicht« zu »stranden«.
    Die Kinder springen ins hüfthohe Wasser und ziehen das Floß samt mir darauf an Land. Ich bin weit davon entfernt, Druck auf mein Bein ausüben zu können, weswegen mich Mark an den Strand trägt und vorsichtig absetzt. Nie habe ich ihn so fürsorglich gesehen. Es ist … nein, Mark ist ein Wunder.
    Schweigend drehen wir unsere Köpfe nach rechts und links.
    »Ich habe das Gefühl, einen Hamburger – oder Pizzaladen finden wir hier nirgendwo«, bringt Ernie die Sache schließlich auf den Punkt.
    Ich fürchte, er hat recht. Wenn der erste Eindruck zählt, dann kann man sich schwer vorstellen, dass es hier auf dieser Insel ein Steakhaus oder Ähnliches gibt. Auch was das Fünf-Sterne-Hotel – oder ein Telefon – angeht, sieht die Insel nicht sehr vielversprechend aus.
    Besonders nicht, wenn die einzigen Spuren auf diesem Strand unsere eigenen sind.
    »Das kann nicht sein, dass das hier eine verlassene Insel ist«, sagt Carrie, als wollte sie sich selbst überzeugen. »Das kann doch nicht sein, oder?«
    »Das ist höchst unwahrscheinlich«, versichere ich ihr, während auch ich versuche, mir was einzureden.
    »Ja, aber die Möglichkeit besteht ganz eindeutig«, stellt Ernie klar. »Wir haben in der Schule so einen Wissenschaftsfilm gesehen. Dort hieß es, es gibt viel mehr verlassene Inseln, als man glaubt.«

    Mark verdreht seine Augen. »Dieser Film wurde wahrscheinlich vor fünfzig Jahren gedreht. Schlimmstenfalls ist diese Insel im Moment nicht bewohnt, aber sie ist nicht verlassen.«
    »Wo liegt der Unterschied, wenn hier niemand ist, der uns hilft?«, gibt Carrie zu bedenken.
    »Das ist ein großer Unterschied«, erklärt Mark. »Er bedeutet, dass irgendwo auf dieser Insel ein Haus oder auch ein paar Häuser stehen mit einer Satellitenverbindung. E.T., nach Hause telefonieren – kapiert?«
    Carrie nickt leicht bedrückt bei dem Gedanken, dass ihr jüngerer, Marihuana rauchender Bruder seine ältere, schlauere, bessere Leistungen bringende Schwester bloßgestellt

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