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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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tun können. Das Fieber nimmt seinen Lauf.
    Ich weiß nur nicht, wie lange ich noch Schritt halten oder ganz allgemein aushalten kann. In meinem ganzen Leben war ich noch nie krank gewesen.
    Zweimal habe ich bereits das Bewusstsein verloren – das erste Mal für ein paar Minuten, das zweite Mal länger als eine Stunde. Was wird das dritte Mal passieren? Was ist, wenn ich nicht wieder aufwache?
    Dieser Gedanke sagt mir, dass ich mit den Kindern reden muss. Ich muss ihnen sagen, wie sehr ich sie liebe und wie leid es mir tut, dass ich sie manchmal vielleicht enttäuscht habe. Vor allem aber muss ich sie auf das schlimmste Szenario vorbereiten. Ich weiß, ihnen ist dieser Gedanke auch schon durch den Kopf gegangen. Lässt sich nicht vermeiden.
    Es ist die Art, wie sie mich anblicken. Die Angst und Traurigkeit in ihren Augen. Sie wissen bereits, dass ich
vielleicht nicht überleben werde. Selbst der kleine Ernie ist sich der traurigen Wahrheit bewusst.
    Zunächst überlege ich, mit ihnen als Familie zu reden. Darum ging es doch schließlich bei dieser Reise.
    Doch rasch merke ich, dass ein Gespräch mit allen dreien gleichzeitig nur in einem Tränenbad enden würde. Wie in der Krankenhausszene mit Debra Winger und ihren Kindern in Zeit der Zärtlichkeit. Zu so etwas bin ich nicht in der Lage.
    Also beschließe ich, nacheinander mit ihnen zu reden. Mit Carrie zuerst.
    Allerdings will sie nicht mit mir darüber reden.
    Sie wendet sich ab. »Das kann ich nicht. Du wirst nicht sterben, sondern wieder gesund werden. Du bist der zäheste Mensch, den ich kenne.«
    »Schatz, schau mich bitte an«, bettle ich. »Bitte, Carrie.«
    Mit Tränen in den Augen dreht sie sich also wieder um. »Es tut mir leid.«
    Das habe ich nicht erwartet. »Es tut dir leid? Was denn? Ich bin diejenige, die sich entschuldigen muss.«
    »Nein, es war ungerecht. Ich war ungerecht. Ich habe nicht die Verantwortung für mich übernommen. Ich habe dir die Schuld für Dinge in meinem Leben gegeben, die nicht dein Fehler waren.«
    »Doch, einige Fehler habe ich gemacht. Ich hätte mehr für dich da sein sollen, Carrie.«
    »Es ist gut. Mit mir ist alles in Ordnung«, erwidert sie. »Ich wünschte nur, ich hätte nicht diese Reise gebraucht, um es zu merken.«
    »Das gilt für uns beide.«
    »Ich liebe dich, Mom«, sagte Carrie, und beide beginnen wir zu weinen.

    Mark ist der Nächste. Er ist auch noch nicht zu diesem Gespräch bereit. Um mit seinen Gefühlen zurechtzukommen, reißt er einen Witz darüber, mit seinem Erbe einen Maserati zu kaufen. Das kann ich ihm nicht vorwerfen. Ich nicht.
    »Du weißt, was ich sagen werde, oder?«, frage ich.
    Er nickt. »Ich muss der Mann im Haus sein. Oder in diesem Fall auf der Insel. So was in der Art? Das brauchst du nicht zu sagen, Mom.«
    Er hat recht. Aber es gibt noch mehr. »Du musst mir was versprechen.«
    »Was?«
    »Zuerst sag mir, dass du es versprichst.«
    »Das ist unfair. Aber gut – ich verspreche es. Also, um was geht’s?«
    »Egal, was passiert, wenn du diese Insel verlässt, darfst du dein Licht niemals wieder unter den Scheffel stellen.«
    Verwirrt blickt er mich an. »Ich … verstehe nicht, was du meinst. Nicht genau.«
    »Ich dachte, ich wäre eine gute Mutter, wenn ich dir jeden Vorteil zukommen lasse, den ein Kind haben kann. Ich hatte unrecht. Wirklich unrecht. Ich hätte deinen Hunger wecken sollen. Stattdessen habe ich dich abstumpfen lassen.«
    »Ist das deine indirekte Art, mir zu sagen, dass ich aufhören soll zu kiffen?«
    »Vordergründig ja. Was ich aber wirklich sagen will, ist, dass dein Vater und ich dir unabsichtlich eine sehr harte Lehre erteilt haben: Das Leben ist viel zu kurz und zu wertvoll, um es zu vergeuden.«
    Er nickt mit leicht hochgezogenen Mundwinkeln. »Ich sollte also meins nicht vergeuden, oder?«
    Ich strecke meine Arme aus und ziehe ihn zu mir herunter.
»Mach mich stolz. Ich weiß, das wirst du, Mark. Du bist ein großartiger Mensch.«
    »Du auch, Mom.«
    Schließlich bin ich mit Ernie unter vier Augen allein.
    »Mein kleiner Mann, du wirst so schnell groß«, sage ich. »Viel zu schnell.«
    »Eigentlich nicht. Ich habe Angst, Mom. Zum ersten Mal fühle ich mich wirklich erst wie zehn. Zumindest seit ich drei bin.«
    »Das ist in Ordnung, Schatz. Ich habe auch Angst. Aber egal, was passiert, ich werde immer hier bei dir sein.« Ich deute auf sein Herz.
    »Aber was ist damit ?«, fragt er und zeigt auf seinen Kopf.
    »Was meinst du?«
    Er holt tief Luft. Er

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