Hoellentrip
als sie es je bei ihm getan hatte. Es war so laut, dass Peter das andere Geräusch in der Nähe beinahe überhörte. Aber nur beinahe.
»Warte, was war das?«, fragte er, während er sie an ihrer Hüfte festhielt.
»Ich glaube, die Erde hat sich bewegt«, antwortete Bailey und warf ihm ein verspieltes Lächeln zu. »Jetzt bist du dran.«
Doch Peter lauschte immer noch auf den Wald um sie herum. Er hätte schwören können, etwas gehört zu haben, ein Klicken, das aber nicht von einem Tier stammte.
Scheiße! Waren ihm die Paparazzi gefolgt? Hatten sie ihn aufgespürt?
Hm, eine Antwort darauf hatte er noch nicht.
77
Ellen Pierce hatte ein Sprichwort – oder vielmehr ein abgewandeltes Sprichwort, das sich als Motto durch ihr Leben zog: Ohne Abenteuer kein Preis. In ihren sieben Jahren bei der Drogenbehörde hatte sie zahllosen Gangmitgliedern, wichtigen Personen aus dem Drogengeschäft und Mafiatypen gegenübergestanden, von denen einer fieser und gerissener gewesen war als der andere. Doch niemand hatte Shirley das Wasser reichen können.
Shirley war in Queens geboren und sprach noch mit dem gleichen Akzent. Sie war seit mehr als einem Jahrzehnt Ian McIntyres persönliche Assistentin und wachte im Vorzimmer über ihn wie der Herr über den Weltraum. Niemand, und das hieß wirklich niemand, durfte ohne Termin zu McIntyre – und einen Termin hatte Ellen an diesem Montagvormittag leider nicht.
Doch sie hatte etwas anderes: einen großen, schwarzen Kaffee und einen Kleie-Muffin. Zur Bestechung.
»Hier«, sagte Ellen, die auf dem Weg zu ihrem Büro an Shirleys Schreibtisch stehen blieb. »Ich dachte, ein kleines Frühstück könnte Ihnen gefallen.«
Shirley hob rasch eine ihrer gezupften Augenbrauen. »Okay, Ellen, was möchten Sie?«, fragte sie misstrauisch.
»Jesses, kann man denn heutzutage nichts Gutes mehr tun, ohne dass einem gleich unterstellt wird, dass man die Situation ausnutzen will?«
»In diesem Gebäude ist das so. Wenn dies Ihre Art ist, sich einen Weg zu Ian zu erschleichen, können Sie das
vergessen. Er bereitet sich auf eine Kongressanhörung vor und möchte bis Mittag nicht gestört werden.«
Ellen lächelte schuldbewusst, als wollte sie gestehen. »Aber einen Versuch war es doch wert, oder?«
»Kommt darauf an. Darf ich den Kaffee und das Muffin trotzdem behalten?«
Ellen gab sich gönnerhaft. »Natürlich. So war’s doch gedacht. «
Stimmt.
Nach einer halben Stunde zeigten Kaffee und Ballaststoffe ihre zauberhafte Wirkung. Shirley drängte es danach, ihren Arbeitsplatz zu verlassen, um die Toilette aufzusuchen, sodass Ellen unangemeldet in Ian McIntyres Büro hineinspazieren konnte. Das war ihr Plan gewesen.
Bevor er fragen konnte, warum zum Teufel sie ihn störte, warf sie ihm das erste Hochglanzfoto auf seinen Schreibtisch.
»Das hier nenne ich eine nach Geld stinkende Aufnahme«, erklärte sie.
Selbst für einen disziplinierten Mann wie Ian McIntyre war es unmöglich, nicht auf das Bild des nackten Paares zu blicken, das es gerade auf einer Chaiselongue trieb.
»Ist das der, für den ich ihn halte?«, fragte er.
Ellen nickte mit strahlendem Lächeln. Sie war stolz auf sich. Sie war überzeugt, auch McIntyre würde stolz auf sie sein, und sein »Lassen Sie die Sache auf sich beruhen« wäre bald nur noch Schnee von gestern. Alles stellte sich ganz machiavellistisch dar: Der Zweck heiligte die Mittel.
»Mit wem ist er zusammen?«, fragte er.
»Bin ich mir noch nicht sicher. Seine Frau ist es nicht.«
In rascher Abfolge warf sie weitere Fotos auf den Schreibtisch, als würde sie Karten spielen, bis McIntyre
zu dem Schluss kam: Peter Carlyle ist wohl kaum ein trauernder Ehemann.
»Ziemlich gut, hm?«, suchte Ellen seine Bestätigung. »Ich habe ja gesagt, da stimmt was nicht, Ian.«
McIntyre schwieg etwa zehn Sekunden, vielleicht auch länger. Schließlich hob er seinen Blick von den Fotos und bohrte ihn mitten in Ellens Augen.
Oje.
»Was zum Teufel haben Sie sich dabei gedacht?«, rief er und stieß mit dem Finger in ihre Richtung. »Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen die Sache auf sich beruhen lassen!«
Offenbar hatte McIntyre nicht Der Fürst gelesen.
»Aber die Bilder!«, wehrte sich Ellen. »Gegen Carlyle muss ermittelt werden!«
»Auf welcher Grundlage? Außerordentlich schwaches Urteilsvermögen seines Pimmels? Falls Sie es vergessen haben: Außereheliche Affären sind in diesem Land nicht verboten.«
»Auch nicht, wenn seine Frau und Stiefkinder auf
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