Höllenzeit
bewußtlos zu schlagen, was auch nicht die feine Art ist. Nein, nein, da steckte schon mehr dahinter, Monsignore. Hier wird mit allen Mitteln gekämpft, die andere Seite weiß längst Bescheid, und sie weiß auch, daß Shiram wohl ein sehr wichtiger Zeuge ist, der einiges in Erfahrung gebracht haben muß.«
»Ja!« rief Bentini. In einer Geste der Verzweiflung hob er die Arme. »Das ist alles richtig, Mister Sinclair. Wenn ich nur wüßte, was er denn weiß, meine Güte.«
»Er hat nichts gesagt?«
»Nur immer allgemein gesprochen. Auf Details sind wir nicht eingegangen. Hat Ignatius Ihnen eine Beschreibung gegeben?«
»Das hat er.«
»Dann wissen Sie ja, wie er aussieht. Die linke Seite des Gesichts ist verbrannt. Er hat es als Höllenfeuer bezeichnet, was ich nicht so genau nachvollziehen kann. Es spielt auch keine Rolle, jedenfalls müssen wir zunächst davon ausgehen.«
»Nicht schlecht, ich kenne es. Aber er lebt.«
»Er hat Schmerzen. Er muß sie haben, auch wenn er ungewöhnlicherweise nicht geklagt hat.«
»Er weiß aber, was er getan hat?«
»Ja.«
»Und er lebt in einem Kloster in Israel?«
»Auch das ist richtig. Es ist ein Wüstenkloster. Er muß dort oder in der Nähe auf etwas gestoßen sein, worüber er noch nicht gesprochen hat. Jedenfalls ist es ziemlich gravierend gewesen, und es hängt mit der Vergangenheit zusammen.«
»Machte er Andeutungen?«
»Nein. Er sprach nur von einem Schrecken. Tch bin mir sicher, Mister Sinclair, daß er deswegen gejagt wird. Die andere Seite will nicht, daß wir erfahren, was dahintersteckt. Ich denke mir, daß mich mein Weg irgendwann nach Israel führen wird.«
»Das kann ich mir sogar vorstellen.« Ich lächelte. »Dann werden Sie wohl nicht allein reisen, denn die Kreaturen der Finsternis interessieren mich auch.«
»Ich weiß.«
»Sie kannten Franca Simonis?«
»Nicht persönlich. Ich habe sie einmal kurz gesehen, nicht mit ihr gesprochen. Ich habe nur gewußt, daß sie für uns arbeitet.«
»Sie war eine phantastische Frau. Ich hätte Sie damals in Pontresina retten können. Ich habe es versäumt, weil ich noch nicht den richtigen Durchblick hatte. Nun ja, das ist alles Vergangenheit, wir müssen uns auf die Zukunft konzentrieren, und in diese haben Sie, wie ich mir vorstellen kann, auch Father Ignatius eingebaut.«
»So ist es. Wir brauchen ihn. Wir wissen über ihn Bescheid, und wir wissen auch, daß er außerhalb des Klosters im Kampf gegen das Böse wertvoller ist als hinter den Mauern, wo er ebenfalls seine durchaus wichtigen Aufgaben hat, die jedoch nicht effektiv sein können. Die Weiße Macht braucht Männer wie ihn und Sie, Mister Sinclair.«
Ich lächelte Bentini an. »Danke für das Angebot. Ich fühle mich auch geschmeichelt, aber ich kann es nicht annehmen. Ich möchte lieber neutral bleiben. Außerdem habe ich bereits einen Arbeitgeber, mit dem ich recht gut zurechtkomme.«
»Das dachte ich mir. Dennoch haben wir uns entschlossen, die Zusammenarbeit zu verstärken, Mister Sinclair. Wir sollten wirklich oft getrennte Wege gehen, aber vereint zuschlagen.«
»Sehr schön, nur werden wir nicht immer zusammenarbeiten können. Es gibt auch Gebiete, die nur mich etwas angehen, doch darüber zu diskutieren, ist hier nicht der richtige Ort. Außerdem möchte ich Father Ignatius begrüßen und endlich Ihren Schützling kennenlernen.«
»Entschuldigung, daß ich mich hinreißen ließ, aber mir ist die Sache zu wichtig.«
»Das ist verständlich. Auch ich will das Böse stoppen und weiß, wie kompliziert die Wege oft sind.«
Bentini sagte: »Eines möchte ich noch wissen. Wir haben dieselben Gegner, ich möchte von Ihnen nur noch wissen, ob dahinter auch derselbe Feind steht.«
»Luzifer!«
»So ist es.« Bentini lächelte. »Wir liegen auf derselben Linie. Entschuldigen Sie die vielen Fragen, aber auch ich mußte mir eine gewisse Klarheit verschaffen.«
»Das verstehe ich.«
Er wollte etwas sagen, hatte sich dabei halb gedreht, als etwas geschah, mit dem wir nicht gerechnet hatten.
Ein Schrei erreichte uns. Wir standen regungslos auf der Stelle. Ich kenne mich hier nicht aus, aber Bentini wußte Bescheid. »Mein Gott«, sagte er, »das… das war Ignatius, glaube ich…«
***
Der Mönch tat nichts. Er konnte einfach nichts tun, das Auftauchen des Mannes hatte ihn zu sehr überrascht. Er starrte zur Tür, wo der Fremde stand, und er hatte den Eindruck, als hätte sich dort ein Zwerg aufgebaut, zumindest ein sehr kleinwüchsiger
Weitere Kostenlose Bücher