Höllenzeit
Mensch, aber brandgefährlich, wenn nicht tödlich, das allein bewies das Metzgerbeil in seiner rechten Hand.
Von der Klinge löste sich ein Blutstropfen. Er fiel auf den Boden, wo er zerplatzte, und Ignatius glaubte sogar, das dabei entstehende Geräusch gehört zu haben.
Über seinen Rücken floß Eiswasser, das die Haut straffte.
Dort stand ein Killer.
Ein grausamer, böser Zwerg, der schon getötet hatte. Ignatius fragte sich, wie er in das Kloster hineingekommen war. Er dachte wieder an das Blut und wußte, daß der Fremde den Weg der Gewalt gegangen war. Hatte er Bentini getötet?
Daran wollte der Mönch einfach nicht denken. Es war zu schlimm für ihn, nur fühlte er sich plötzlich sehr allein gelassen und wieder bedauerte er es, John Sinclair nicht an seiner Seite zu haben.
Ignatius war einen Schritt nach vorn gegangen. Das Bett mit Bruder Shiram lag hinter ihm. Er hörte den Verletzten sprechen, und es waren keine aufmunternden Worte, die er sagte. »Wir haben das Böse hier, mein Freund. Es hat seinen Weg gefunden. Nichts kann es aufhalten. Keine Mauer kann so dick sein, um es zu stoppen. Es wird uns vernichten, Bruder, töten, es ist furchtbar…«
Diese Worte heiterten Ignatius nicht eben auf. Auch nicht die Reaktion des Eindringlings, der mit gleitenden Schritten vorging, dabei den Arm senkte und auch die Waffe über den Stein schrammen ließ.
Es war ein schlimmes Geräusch, das den Mönch nervte. Aber er achtete nicht darauf, das Gesicht war wichtiger, und er fragte sich dabei, ob man es tatsächlich noch als Gesicht bezeichnen konnte. Es war einfach schlimm, normal und trotzdem im Hintergrund aus einer feuerroten Fratze mit einem spitzen Maul bestehend. Dieser Mensch hatte zwei Gesichter, und er hatte es verstanden, das dämonische wieder ins Spiel zu bringen.
Mensch und Dämon, zwei in einem.
Ignatius wußte, daß er es mit einer Kreatur der Finsternis zu tun hatte.
Zum erstenmal in seinem Leben stand er ihr gegenüber, und seine Furcht ließ sich nicht unterdrücken, denn der Eindringling strömte so etwas wie eine tödliche Sicherheit aus.
Er war gekommen, um Shiram zu töten. Dabei nahm er jede Schwierigkeit in Kauf. Auch um andere würde er sich kümmern, die sich ihm in den Weg stellten.
Grinsend schlich er näher. Seine Augen waren dunkel, sie funkelten trotzdem, der Mund hatte sich verzogen, das Grinsen auf den Lippen war wissend und teuflisch zugleich.
»Ihr könnt uns nicht aufhalten, nicht ihr.« Er sprach mit einer rauhen Flüsterstimme. Er war sich seiner Stärke bewußt, und Ignatius wußte nicht mal, wer die Worte gesagt hatte. Der echte oder der dämonische Mund.
Der Mönch merkte jedoch, wie sich diese uralte dämonische Kraft ausgebreitet hatte, wie sie Einfluß nahm und wie ein giftiger Pesthauch das Zimmer durchströmte. Der Eindringling hatte eine bestimmte Botschaft mitgebracht, nämlich die des Teufels. In ihm steckte das seit Urzeiten bestehende Böse, und es hatte sich auch sichtbar manifestieren können.
Vom Bett her hörte der Mönch das Gemurmel. Noch konnte er sich erlauben, den Kopf zu drehen und einen Blick zurückwerfen.
Bruder Shiram hatte sich aufgerichtet, die Hände gefaltet und sprach mit leiser Stimme Gebete. Sosehr Ignatius dafür war, er glaubte jedoch nicht, daß sie helfen, denn mit diesen Worten konnte man eine Kreatur der Finsternis nicht erschrecken, ebensowenig wie mit dem Kreuz, dem Zeichen des Sieges. Es mußte schon ein anderer kommen, um ihm die Doppelexistenz zu nehmen, das aber befand sich im Besitz des Geisterjägers John Sinclair, und er war nicht gekommen.
Stammte das Blut an der Klinge etwa von ihm?
Der Gedanke daran wollte Father Ignatius überhaupt nicht gefallen, und er drückte ihn so rasch wie möglich wieder zurück. Es wollte ihm einfach nicht in den Sinn, daß John gegen eine derartige Kreatur verlor.
Noch war sie weit genug vom Bett entfernt, aber die normalen und die dahinter schimmernden roten Augen waren nach wie vor starr auf die Liegestatt gerichtet.
Er würde alles machen.
Er würde den Bruder zerstückeln!
Das letzte Wort löste so etwas wie einen inneren Alarm in Bruder Ignatius aus. Es steigerte seinen Willen zum Schutz und auch den, um überleben zu können.
Der andere schwang seinen rechten Arm vor. Das Beil bewegte sich wie ein Pendel, es glitt vor und wieder zurück. Ignatius, der waffenlos war, hätte sich jetzt die mit geweihten Silberkugeln geladene Beretta eines John Sinclair gewünscht.
Er
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