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Höllgasse - Thriller (German Edition)

Höllgasse - Thriller (German Edition)

Titel: Höllgasse - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Schauer
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klitzekleiner Instinkt, der sie erschrecken ließ. Sie hörte kein Geschirr mehr. Sie hörte eigentlich überhaupt nichts mehr. Doch bevor sie sich umdrehen konnte und bevor sie den Schlag spürte, bemerkte sie den Luftzug hinter sich. Es war nur ein Bruchteil einer Sekunde, in der sie wusste, dass es vorbei war. Den Schlag spürte sie kaum – und dann wurde es schwarz um sie herum. 

Horst saß in seiner Lieblingskneipe und erzählte Frank, dem Barkeeper, seinen Kummer. Er trank schon seit Stunden. Emilia ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Ihre Hände auf seinem Köper. Ihr Geruch. Ihre Augen. Er liebte sie. Wieso war ihm das nicht früher eingefallen? Wieso hatte er sie vor zehn Jahren überhaupt gehen lassen? Er nahm einen kräftigen Schluck Bier. Er vertrug viel. Er trank ja auch beinahe täglich. Er bemerkte nicht, wie es immer später wurde. Und dann kam Bibi. Was war Bibi eigentlich für ihn? Sie war eine Alkoholikerin, genauso wie er. Sie war auch Stammgast in der Kneipe. Sie war platinblond und hatte einen zwei Zentimeter langen schwarzen Haaransatz. Sie trug immer Lederkleidung. Mehrfach war er mit Bibi im Bett gelandet. Sie hatten eine Affäre, die sich schon über Jahre hinzog. Er fand sie nicht sexy, nicht anziehend. Er fand sie eigentlich nur ekelhaft. Doch wenn er getrunken hatte, merkte er das nicht. Auch heute war so ein Abend, an dem er alles vergessen wollte. Vor allem Emilia. Und mit Bibi konnte man sehr gut vergessen. Sie tranken gemeinsam einen Schnaps nach dem anderen und blieben so lange, bis sie rausgeworfen wurden. Natürlich kam sie mit zu ihm.
     
    Als er am Morgen aufwachte, tat ihm alles weh. Im ganzen Raum stank es nach Alkohol und Erbrochenem. Neben ihm lag eine nackte Bibi. Ihr Anblick ekelte ihn an. Ihre Brüste klebten an seiner Haut. Er versuchte, sich von ihr zu befreien. Überall war es feucht und nass. Sein Kopf dröhnte. Als er auf die Uhr sah, erschrak er. Es war fast elf Uhr vormittags. Wo war sein Handy? Er fand es nicht. Schnell stieg er unter die Dusche. Auch danach fühlte er sich nicht wirklich besser. Um zwölf Uhr kam er auf dem Präsidium an. Niemand beachtete ihn. Emilia war nirgends zu sehen. Er fragte bei seinem Team nach, doch niemand konnte ihm sagen, wo sie war. Er bemerkte die missbilligenden Blicke seiner Kollegen. Er sah furchtbar aus, das wusste er. Und die meiste Arbeit bei diesem Fall erledigten seine Mitarbeiter. Er schämte sich nicht. Es war ihm egal. Die Euphorie, die er zuweilen bei dem Fall verspürt hatte, war wie weggeblasen. Nachdem ihm Emilia gesagt hatte, dass sie nach Neuseeland gehen würde, waren all seine Hoffnungen begraben worden.

Tamara schwebte in einem Zustand des Wahnsinns. In ihren Träumen sah sie Toni vor sich. Er küsste sie. Sie küsste ihn. Sie wollte ihn küssen. Es fühlte sich so gut an. Sie schliefen miteinander – immer und immer wieder. Sie spürte, wie er in sie eindrang. Sie hörte, wie sie seinen Namen rief. Und dann, als würde ein Blitz ihren Körper durchfahren, war sie plötzlich hellwach. Sie hörte den Namen, den sie rief und dann fiel es ihr wieder ein. Sie rief den Namen Toni. Doch das durfte nicht sein. Das konnte nicht sein. Wo ist Tobias? Sie saß in einem Bett. Sie war nackt. Sie saß in Tonis Bett. Alles war wie früher. Die Bettwäsche. Die Vorhänge. Einfach alles. Sie musste raus hier. Sie hörte nichts. Es war alles still. Wo war Toni? Warum hat er sie nicht gefesselt? Egal. Sie musste handeln. Sie musste weg hier und diesen Alptraum beendet. Sie musste Tobias helfen. Schnell zog sie sich ein T-Shirt über. Das musste reichen. Leise schlich sie zur Tür. Noch immer hörte sie nichts. Es war totenstill. Vorsichtig drückte sie die Klinke der Tür. Sie war offen. Tamaras Herz pochte ihr bis zum Hals. Sie konnte kaum atmen. Sie schloss die Augen, als sie die Tür öffnete. Sie rechnete jeden Moment damit, Toni vor sich zu sehen. Doch es geschah nichts. Der Flur war leer. Alles war ruhig. Sie wusste genau, wie sie aus dem Haus kam. Sie kannte den Weg. War ihn bereits hunderte Male selbst gegangen. In einem anderen Leben. Vor langer Zeit. Ihr kam alles so unwirklich vor. Es war, als wenn sie nicht in ihrem eigenen Leben wäre. Es war, als wäre sie jemand anderes. Sie schlich weiter zu der Tür, die zum Treppenhaus führte. Wieder ging sie vorsichtig und ruhig vor. Nur nicht hektisch werden. Nur keine Panik bekommen. Dann schrak sie zusammen. Ein Geräusch. Es kam jemand die Treppen nach oben. Sie

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