Höllgasse - Thriller (German Edition)
dauerte eine Ewigkeit, bis sie voneinander abließen. Dann hörte er Tonis Stimme.
„Tamara. Geh zu ihm. Besorge es ihm auch.“
Tobias wandte sich um. Er sah in die leeren Augen von Tamara. Es war nicht mehr seine Tamara. Sie ging auf ihn zu. Sie taumelte. Sie war nass. Überall klebte sein Schweiß auf ihr. Sie fasste ihn an. Er stieß sie weg. Er wollte sie nicht. Nicht so.
„Hör auf. Lass mich in Ruhe. Du bist nicht bei Sinnen. Hör auf.“ Er schrie so laut, dass Tamara zurückzuckte.
„Siehst du nun, dass sie dich nicht liebt? Sie liebt niemanden.“ Die Stimme von Toni drang nicht mehr zu Tobias durch. Er befand sich in einem Alptraum. Er sank auf das Bett. Er musste sich übergeben.
Als Horst im Büro ankam, war sein ganzes Team noch vor Ort. Seine kurze Euphorie bei diesem Fall war wieder weg. Das merkten auch seine Mitarbeiter. Sie waren mehr auf dem Laufenden als er selbst. Ihm ging aber Emilia nicht aus dem Kopf. Er wandte sich an Tom. Der hatte den besten Überblick in dem Fall. Er war ehrgeizig.
„Hey, hast du Emilia heute schon gesehen?“
Er sah ihn misstrauisch an.
„Dachte , die wäre mit dir unterwegs.“
Horst schüttelte den Kopf.
„Was könnte sie in Pisling wollen? Eine Hotelmitarbeiterin hat mir gesagt, dass sie sich nach dem Weg erkundigt hat.“
Tom schien nicht lange überlegen zu müssen.
„Der Ex-Freund der Vermissten wohnt dort. Wahrscheinlich will sie ihn nochmal befragen.“
„Schreib mir die genaue Adresse auf.“
Tom gab ihm die Anschrift. Horst wurde nervös. Er hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend und das hieß meistens nichts Gutes. Was wollte sie bei Toni Hofer? Was hatte sie herausgefunden?
„Tom , du kommst mit.“
Tom sah ihn verwundert an. Doch er merkte sofort, dass etwas nicht stimmte.
„Was ist los?“
„Ich weiß es nicht.“
Im Kopf ging er noch mal alles durch. Hatte er etwas übersehen? Er wusste es nicht. In wenigen Minuten waren sie beim Wagen. Tom fuhr.
Emilia kam langsam wieder zu sich. Sie hörte jemanden schreien. Dann erinnerte sie sich. Sie war in diesem Keller. Toni Hofer hatte ihr einen Schlag versetzt. Es ging alles so schnell. Sie öffnete die Augen. Alles drehte sich vor ihr. Es war so hell. Sie hörte den Mann schreien. Ihr fiel sein Name nicht mehr ein.
„Wieso tus t du das? Wieso?“
Tobias war verzweifelt. Er weinte. Er konnte es nicht fassen, dass sie mit Toni schlief. Er war verwirrt. Tamara sah ihn aus großen Augen an. Sie starrte. Sie war nicht bei sich, das wusste er. Toni musste ihr etwas gegeben haben. Doch der Anblick war so grauenhaft. So entsetzlich ekelhaft. Tobias sank auf dem Bett zusammen. Sollte er sie doch endlich alle töten, dann wäre es vorbei. Doch Toni dachte gar nicht daran , sie zu töten. Die Verzweiflung in Tobias Augen gefiel ihm. Es würde nicht mehr lange dauern und er würde durchdrehen. Er dachte einen Moment lang nicht mehr an die Polizistin. Er stand mit dem Rücken zu ihr. Er bemerkte nicht, wie sich Emilia aufrichtete. Sie hatte immer noch die Fesseln an den Händen. Sie konnte sich nicht weit bewegen. Sie sah sich um. Tobias wurde auf sie aufmerksam. Er blickte sie nur kurz an, doch das reichte Toni. Er bemerkte es sofort. Er und Tamara drehten sich zu ihr um. Tamara starrte sie aus verwirrten Augen an. Sie wirkte teilnahmslos. Toni ging auf Emilia zu. Er stand jetzt direkt vor ihr und beugte sich zu ihr. Er wirkte überlegen, gelassen, in sich ruhend. Er sah ihr tief in die Augen. Er war nur einen wimpernschlag von ihr entfernt. Emilia sprang auf und rammte ihm ihr Knie unters Kinn. Sie hörte seine Zähne, die aufeinander prallten. Er fiel nach vorne und sie wickelte ihm die Kette, die sie an die Wand fesselte, um den Hals. Er konnte sich nicht mehr wehren. Sie drückte immer fester zu. Sie sah und hörte nichts mehr um sich herum. Dann ertönte ein Schuss.
Horst und Tom hatten es geschafft. Sie standen vor dem Haus von Toni Hofer. Es war alles hell. Lichter brannten in mehreren Zimmern. Es öffnete aber niemand. Horst ging einmal ums Haus herum. Doch er hörte und sah niemanden durch die Fenster. Er war sich sicher, dass hier etwas nicht stimmte.
„Wir müssen da rein.“ Horst nickte Tom zu. Dieser brach daraufhin die Tür auf. Es war eine alte Haustür, nicht sehr einbruchssicher. Nach wenigen Sekunden standen sie in einem Flur. Beide hatten ihre Waffen schussbereit. Horst rannte der Schweiß von der Stirn. Er hatte lange keine solche Panik mehr verspürt. Horst
Weitere Kostenlose Bücher