Höllgasse - Thriller (German Edition)
stieg langsam die Treppen nach oben ins Obergeschoss. Es war alles still. Ein Zimmer nach dem anderen durchsuchte er, doch es war alles leer. Auch im Erdgeschoss fand Tom niemanden. Es blieb nur noch der Keller übrig. Horst stieg langsam die Treppen nach unten.
Es dauerte eine Weile bis Emilia realisierte, dass sie getroffen wurde. Sie spürte einen Schmerz an der Schulter. Dann sah sie nach rechts. Tamara stand vor ihr. In ihrer Hand hielt sie das Gewehr. Sie hatte sie angeschossen. Toni befreite sich nun mühelos aus ihrer Umklammerung. Er kroch von Emilia weg. Seine Hände betasteten seinen Hals. Emilia versuchte mit der linken Hand an die Schulter zu kommen. Sie spürte Blut.
„Erschieß sie. Tamara. Mach schon.“ Sie hörte diese Worte nur gedämpft. Ihre Wahrnehmung war kaum noch vorhanden. Sie stand unter Schock.
„Tamara. Tun Sie das nicht.“ Emilia fing an, mit Tamara zu kommunizieren. Sie hoffte auf die Vernunft der Frau. Doch sie stand komplett unter Drogen. Sie war nicht bei sich. Sie wusste wahrscheinlich überhaupt nicht, was sie tat. Dann hörte sie Tobias reden.
„Tamara, hör mir zu. Bitte…“ Die Stimme von Tobias schien sie aus der Reserve zu locken. Sie sah ihn an.
„Ich liebe dich. Vergiss nicht, wer du bist. Toni ist der Feind, nicht wir.“ Sie schien kurz bei ihm zu sein. Sie schien ihn zu verstehen. Sie hob das Gewehr an und zielte auf Toni. Dessen Augen weiteten sich.
„Hör auf damit Tamara. Willst du mich töten? Wir lieben uns doch. Weißt du das nicht mehr?“ Toni stand langsam auf. Er hatte die Kontrolle verloren. Langsam ging er auf sie zu. Emilia sah , wie ihre Hand zitterte.
„Schieß endlich, Tamara. Schieß doch.“ Tobias Stimme kam aber nicht mehr zu ihr durch. Sie ließ das Gewehr fallen und mit einem Satz schnappte es sich Toni. Tamara brach neben der Tür zusammen.
Es war totenstill. Niemand bewegte sich. Dann hämmerte es an der Tür. Jemand war draußen. Toni schreckte zusammen. Emilia wusste, dass es ihr Team sein musste – Horst.
Sie schrie aber nicht. In ihrer Situation würde das nichts bringen. Die Tür war abgeschlossen. Der Schlüssel lag direkt neben Tamara. Sie müsste nur die Tür öffnen. Doch da war noch Toni mit der Waffe. Emilia musste versuchen , zu ihm durchzudringen. Doch der Schmerz in ihrem Rücken wurde immer schlimmer. Sie versuchte, die Blutung mit dem Kissen zu stoppen, doch sie wurde immer schwächer. Toni ging auf und ab. Er war noch immer nackt. Doch das schien er gar nicht zu bemerken.
„Es tut weh , verlassen zu werden, nicht wahr?“ Emilia sprach leise, verständnisvoll.
„Woher wollen Sie das wissen?“
Emilia lächelte.
„Ich wurde auch verlassen.“ Sie sah Toni tief in die Augen. Und einen Augenblick lang konnte sie seinen unglaublichen Schmerz spüren. Sie sah in seine Seele.
„Ich weiß, wie weh es tut. Ich weiß auch, dass man keinen Ausweg mehr sieht. Dass man sich alleine fühlt.“
Toni starrte sie immer noch an. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Er kämpfte mit sich.
Emilia hielt presste ihren Rücken an die Wand. Sie durfte nicht zu viel Blut verlieren. Sie spürte schon einen leichten Schwindel. Tobias hielt den Kopf in seinen Händen. Er stand unter Schock. Tamara lag immer noch regungslos auf dem Boden. Die beiden würden ihr also keine Hilfe sein. Sie musste es alleine schaffen. Sie konnte das. Sie war für so etwas ausgebildet. Dann ergriff Toni das Wort. Er sprach ebenfalls leise.
„Wann hört es auf weh zu tun?“
Wieder lächelte Emilia.
„Es wird leider niemals aufhören. Es wird einfacher. Es fühlt sich dann nur noch taub an. Doch der Schmerz wird nie ganz aufhören.“ Und das war die Wahrheit. Sie konnte ihm in diesem Moment nichts als die Wahrheit sagen.
Und Toni glaubte ihr.
Es ging alles unglaublich schnell. Toni nahm die Waffe und sah Emilia tief in die Augen. Sie wird diese Augen nie wieder vergessen können. Sie wusste , was passieren würde. Sie wusste, sie würde nichts dagegen tun können. Er stand ganz aufrecht, als er sich die Waffe an die Schläfe hielt und abdrückte. Blut. Überall war Blut. Das war das Letzte, woran sich Emilia erinnerte.
Horst und Tom standen vor einer schweren Stahltür. Sie war verschlossen. Der Raum dahinter musste schallgedämpft sein, doch sie konnten etwas hören. Jemand schlug an die Türe. Horst und Tom waren alarmiert. Sie riefen Verstärkung. Horst hämmerte an die Tür. Es passierte nichts. Die Tür war nicht zu öffnen.
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