Höllische Versuchung
man mich nicht mit Vampirblut wieder zusammenflicken.«
Von der Kopfbewegung her zu urteilen nickte Maggie. »Sir Pup hat für Notfälle etwas dabei. Bislang habe ich es noch nicht benutzen müssen. Ich hatte keine Ahnung, wie gut es wirkt.«
»Es vollbringt keine Wunder. Die anderen Verletzungen haben schon ein paar Narben hinterlassen.« Er fragte sich, ob seine lässige Haltung und der Anflug eines Lächelns, das um seine Lippen spielte, bei ihr die gewünschte Wirkung entfaltete. »Und wegen des Bluts bekommt Onkel Colin auch schon bald seinen Willen.«
Sie musste wohl die Augen zusammengekniffen haben, denn um die Ränder verdunkelte sich seine Sicht. »Wie das?«
»Ramsdell baut eine neue Niederlassung in San Francisco. Die Forschung wird sich auf Vampirblut konzentrieren und mein Aufgabengebiet wird sich verändern. Ich werde die Sicherheitsabteilung leiten und nur im Notfall Außeneinsätze durchführen. Und dann werde ich auch etwas direkter vorgehen.«
»Dann müssen Sie nicht mehr den Doofi spielen.«
Er riss sich zusammen und verzog keine Miene. Obwohl es ja stimmte und er mit Absicht den Dummkopf zum Besten gegeben hatte, fiel es ihm schwer, das vor ihr einzugestehen. »Ja.«
»Und Sie werden dann in San Francisco leben?«
»Ja.«
»Was hat Sie dazu bewogen?«
»Es wird einfach Zeit. Ich schütze die Familie schon so lange, dass ich bislang nicht dazu gekommen bin, eine eigene zu gründen.« Ganz gleich wie diese Familie auch aussehen mochte. »Und ich habe es lebend aus Kolumbien raus geschafft, aber Trixie nicht.«
Sie sah ihm unverwandt ins Gesicht. »Trixie war … Ihr Blindenhund?«
»Ja, zehn Jahre lang.« Bei dem Gedanken ging ihm jedes Mal ein Stich durchs Herz. »Sie hat mich verwöhnt. Ohne sie macht mir das Reisen keinen Spaß mehr. Als mir Onkel Colin also von seinen Plänen in San Francisco erzählte, habe ich mich gleich angeboten.«
Ihre Augen ruhten auf seinen Lippen und kehrten dann zu den Leuchtturmbildern auf dem Laptop zurück. »Über meine Narben gibt es nichts Interessantes zu berichten«, sagte sie. »Ich wünschte, ich hätte Kugeln fressen können, denn dann wäre ich wenigstens ein kalkuliertes Risiko eingegangen. So habe ich nur einen Fehler gemacht. Bin nach links gelaufen, wo ich hätte nach rechts laufen sollen. Und ich darf Ihnen nicht einmal sagen, wer mich da herausgeholt hat.«
Musste sie auch nicht, denn Geoff konnte es sich selbst denken: James.
»Anders ausgedrückt, wollen Sie ihn also auch vor dem Dämon retten«, sagte Geoff.
»Keine Ahnung, ob er überhaupt gerettet werden muss. Aber ich weiß nicht, ob ich ihn töten könnte. Jedenfalls nicht, wenn sein einziges Verbrechen darin besteht, zu viel zu wissen.«
Glaubte Maggie etwa, sie sei aus diesem Grund hinzugezogen worden? Dass man von ihr einen kaltblütigen Mord erwartete?
»Wir sind nur hier, um Kate herauszuholen, Maggie.«
»Und dann?«
»Wird Onkel Colin die Sache regeln.« Das war vermutlich nicht gerade glücklich ausgedrückt. Er schüttelte den Kopf und unternahm einen erneuten Anlauf. »Als Katherine acht Jahre alt war, haben wir eines der Nachbargüter besucht und die Dame des Hauses erzählte von einem Medaillon, das vor zwanzig oder dreißig Jahren verloren gegangen war. Meine Schwester sagte ihr, wo es war. Das Medaillon war von historischer Bedeutung und so erschien ein kurzer Bericht in der örtlichen Zeitung. Eine ganz kleine Sache. Doch innerhalb von vierzehn Tage kamen zwei Regierungsbeamte nach Beaumont Court, um mit Kate zu sprechen. Beim Gehen sagten sie, sie würden wiederkommen. Meine Mutter rief Onkel Colin an. Wir haben nie wieder von den Männern gehört … und sie sind noch am Leben.«
Aus der anderen Ecke des Cafés erhaschte er den Anflug ihres Lächelns. »Er hat ihnen Angst gemacht.«
Vollkommen eingeschüchtert hatte er sie, denn ihre Tode hätten nur noch mehr Fragen aufgeworfen. Doch die Furcht schuf Verbündete und diese beiden Männer würden zeitlebens schwören, nichts Ungewöhnliches über Katherine herausgefunden zu haben.
»Wenn er James also überreden kann zu schweigen«, sagte Geoff, »haben wir kein Problem. Der Dämon muss allerdings … «
»Getötet werden.«
»Ja. Aber darum werden wir uns höchstwahrscheinlich auch nicht kümmern müssen.« Neben ihm erklang ein begieriges Schnaufen. Geoff versuchte, die Erinnerung an den riesigen Höllenhund und daran, wie sich sein Maul um Maggies Arm geschlossen hatte, abzuschütteln. »Also. Kein
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