Höllische Versuchung

«
    Blake lachte auf. »Du bist echt schlau, Kate. Sie hat die Lampe auf dem Nachttisch umgedreht. Darauf klebt ein Etikett: Lauras Antiquitäten, Hilton Head, South Carolina.«
    »Das ist ja … « Hektisches Tippen. »Direkt am Wasser. Auf einer Insel.«
    »Und ein Touristenmagnet«, sagte Maggie. »Wohl nicht abgelegen genug.«
    »Stimmt. Ich werde die Suche auf die Küste ausdehnen, fünfzig Meilen südlich und nördlich davon. Außerdem beschaffe ich Fotos von Leuchttürmen, die du dir dann anschauen kannst, Geoff. Nach Sonnenaufgang kann Katherine bestimmt mehr sehen und vielleicht erkennst du dann einen davon. Und den Piloten werde ich instruieren, euch näher nach Hilton Head als nach Charleston zu fliegen. Und Maggie – ich überwache Ihre E-Mails. Sollte James mit Ihnen in Kontakt treten, wissen wir sofort, wo er ist.«
    »Vielen Dank, Miss Murray.«
    »Um Gottes willen, ich wünschte, Sie würden mich nicht immer so nennen. Macht sie das mit dir auch, Geoff?«
    Mit einem Grinsen in Maggies Richtung sagte er: »Ja, Tante Savi.«
    »Und das ist noch tausendmal schlimmer. Immerhin bist du sechs Jahre älter als ich.« Die Vampirin seufzte. »Also gut, ich kann es nicht länger hinausschieben. Ich muss Colin sagen, dass Katherine von einem Dämon entführt wurde. Und dass der Dämon höchstwahrscheinlich von ihren Fähigkeiten weiß.«
    »Anders ausgedrückt«, sagte Blake, »sollten wir uns nicht wundern, wenn du und Onkel Colin schon vor uns in Hilton Head seid.«
    »Ja, so ungefähr«, sagte Savi. »Passt gut auf euch auf.«
    Im Wagen herrschte Stille, bis Maggie sagte: »Wollen wir wetten, dass Savi, eine Minute nachdem das Wort ›Dämon‹ gefallen ist, schon ein Flugzeug gechartert hat?«
    Sein zustimmendes Lachen verschwand viel zu schnell. »Katherine hat nichts weiter gefunden. Auch nichts zum Schreiben. Sie sitzt einfach nur da und wartet.«
    Maggie nickte. Das stand ihnen auch bevor.

6
    »Wie ist er auf ›Winters‹ gekommen, Mr Blake?«
    Maggies Blick war fest auf das Bild des Leuchtturms auf ihrem Laptop-Bildschirm gerichtet, aber Geoff spürte sofort ihren Stimmungsumschwung. Ihre Augen waren seit ihrer Ankunft am Flughafen die ganze Zeit so hektisch hin- und hergeglitten, dass sich Geoff tatsächlich wieder auf Sir Pup und den Führrahmen verlassen musste.
    Auf dem Weg nach Hilton Head hatte Maggies Aufmerksamkeit keine Sekunde nachgelassen, auch nicht nachdem sie sich auf der Terrasse dieses Cafés niedergelassen hatten, um zu frühstücken und Savis Fotos von Leuchttürmen anzusehen.
    Nachdem Geoff ihr gesagt hatte, dass er Schwierigkeiten hätte, durch ihre Augen zu sehen, hatte sich Maggie zwar bemüht, den Blick längere Zeit auf den einzelnen Bildern zu belassen, doch zwischendrin fand sie immer noch Zeit, jeden Gast, jeden Fußgänger und selbst noch die Insassen der vorbeifahrenden Wagen flüchtig zu mustern.
    Als sie aber nach ihrem Spitznamen fragte, ruhten ihre Augen ungewöhnlich lange auf dem Bildschirm. Und obwohl Geoff hörte, wie die Kellnerin mindestens zwei neuen Gästen Plätze zuwies, hatte Maggie sie noch keines Blickes gewürdigt. Die Antwort war ihr also ebenso wichtig wie ihre Sicherheit.
    Geoff war sich nicht zu schade, das auszunutzen. »Ich sag es Ihnen, aber nur wenn Sie aufhören mich ›Mr Blake‹ zu nennen.«
    Sie schaute zu ihm hoch. Verdammt, so angespannt und finster hatte er gar nicht dreinschauen wollen. Ihr ›Mr Blake‹ erzürnte ihn ja nicht. Es frustrierte ihn.
    »Einverstanden. Also einfach Blake.«
    Endlich sprach sie ihn nicht mehr wie einen Vorgesetzten oder Arbeitgeber an. Er sah, wie sich die Falte zwischen seinen Augenbrauen glättete und er in den Stuhl zurücksank. Sah durch ihre Augen.
    Also musste Maggie jetzt wissen, wie wichtig ihm die Sache war. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar, hielt jedoch in der Bewegung inne, denn ihm wurde klar, wie das auf sie wirken musste. So deutlich wollte er ihr seine Erleichterung nun doch nicht zeigen.
    Diese Frau brachte ihn noch völlig um den Verstand. Und es stärkte sein Selbstbewusstsein nicht gerade, sich selbst dabei zuzusehen, wie er ihr immer mehr verfiel.
    Deshalb suchte er nach jemandem, der stattdessen sie betrachtete. Zwei Tische weiter wurde er fündig. Entweder starrte dieser Mensch Löcher in die Luft oder Maggies platinblondes Haar im Sonnenschein hatte es ihm angetan. Zwar war der Blick nicht auf ihr Gesicht gerichtet, aber Geoff konnte immerhin ihr Profil ausmachen. Ihre Miene war