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Hoellischer Verrat

Hoellischer Verrat

Titel: Hoellischer Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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keuchte erschöpft, als ich endlich an den Werkstätten ankam. Ich stürmte durch die Tür und hoffte, dass die freundliche Diploidin da war. Und ich hatte Glück, sie stand vor einer ihrer Schneiderpuppen und prüfte die Qualität eines Anzugs.
    »Bitte«, stieß ich nach Luft ringend aus. Ihr Kopf flog herum.
    »Kindchen, was ist los? Du bist ja ganz außer dir!« Sie kam besorgt auf mich zu, doch ich hob abwehrend die Hand.
    »Nicht ich«, japste ich. »Eine Kollegin! Bitte!«
    »Was soll ich tun?«, fragte sie etwas ratlos.
    »Ihr Nähzeug, bitte, holen Sie Ihr Nähzeug. Die Hand meiner Kollegin …«
    Die Diploidin riss vor Schreck die Augen weit auf. »Sag das nicht!«
    »Doch! Bitte helfen Sie uns … Sie sind die Einzige, der ich das zutraue!«
    »Ich komme sofort.« Sie kugelte davon und ihre rundliche Gestalt war erstaunlich schnell. Sie raffte ein paar große Tücher zusammen und warf dann diverse Metallboxen in einen geflochtenen Korb. »Los!« Sie deutete zur Tür und ich hastete hinaus. Zusammen eilten wir die vielen Stufen wieder hinunter bis zu unserer Etage.
    Pinas Atem war mittlerweile so flach, dass er kaum noch zu hören war.
    »Wir brauchen Platz«, rief ich und meine Kollegen machten den Tisch frei.
    »Das arme Ding!« Die Diploidin packte ihre Metallboxen aus und zog verschieden dicke Nadeln und die unterschiedlichsten Garnrollen hervor. »Die Hand bitte!« Mik reichte sie ihr. »Schon ganz kalt«, brummte die resolute Schneiderin, dann hielt sie die beiden Stümpfe aneinander.
    »Hilf mir, Kindchen.« Sie winkte mich heran, fädelte einen zarten Faden auf eine feine Nadel und wies mich an, wie ich Pina und ihre Hand halten sollte. Ich hatte gedacht, sie würde nur ein Mal drum herum nähen, stattdessen setzte sie ihre Brille auf und begann im Inneren des Arms verschiedene Adern wieder aneinanderzunähen.
    Die anderen sahen atemlos zu, während Yaris sich eines der großen Tücher geschnappt hatte und das Blut aufwischte, das vom Tisch zu tropfen drohte. Pina zuckte nicht einmal mehr, als die Nadel immer wieder durch ihren Arm stach. Irgendwann verdrehte sie die Augen und wurde ohnmächtig. Hento streichelte stumm ihren Kopf, wobei Tränen seine Wangen hinabliefen. Die Diploidin tauschte die blutige Nadel gegen ein etwas größeres Modell und nähte nun die Haut rings um Pinas Hand wieder aneinander. Dann tupfte sie das restliche Blut von der Wunde und betrachtete kritisch ihr Werk.
    »Mehr kann ich nicht tun. Den Rest wird die Zeit zeigen.«
    Riki hatte in der Zwischenzeit eine Wolldecke aus ihrem Auto geholt und gemeinsam trugen wir Pina auf eine durchgesessene Couch und deckten sie zu. Draußen auf den Fluren schien es noch immer hoch herzugehen. Geschrei drang durch die Tür und das Geräusch vieler Schritte hallte durch die Gänge.
    »Ich danke Ihnen«, sagte Yaris und schüttelte der Schneiderin die Hand. »Ohne Sie hätte meine Mitarbeiterin die Hand verloren.«
    Cayo stürzte in den Raum. »Was für ein Glück, ihr seid schon wieder hier! Der Funkverkehr ist ausgefallen und wir haben den Kontakt zu euch verloren. Aber wenigstens habt ihr keine Verletzten, das ist gut!«
    Wir alle schwiegen betroffen.
    »Was ist mit euch? Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    Hento deutete wortlos auf Pinas zusammengekrümmte Gestalt unter der verfilzten Decke.
    »O nein«, flüsterte Cayo. »Ihr auch? Wie geht es ihr?«
    »Was meinst du mit ‚ihr auch‘?«, fragte Mik scharf.
    »Aus jedem Team ist ein Jäger verletzt worden«, erzählte Cayo und sein massiger Körper bebte vor Aufregung. »Und jedem wurde ein …« Sein Blick schweifte hinüber zu Pina, die unter der Decke kaum zu sehen war.
    »Jedem wurde ein Körperteil abgetrennt«, ergänzte Yaris seinen Satz. Cayo nickte.
    »Das ist doch kein Zufall«, sagte Hento mit seinem messerscharfen Verstand und Riki nickte sofort zustimmend.
    »Wie sieht es bei ihr aus?«
    »Es ist ihre linke Hand.«
    »Und nun?«, wollte Cayo wissen. Wir drehten uns zu der Diploidin, die sich bescheiden im Hintergrund hielt und ihre Sachen wieder zusammenräumte.
    »Nun haben wir sie mit Nadel und Faden wieder angenäht«, sagte sie, weil alle Blicke auf ihr ruhten.
    »Sie sind …?«
    »Eine Schneiderin.«
    »Verstehe.« In dieser Nacht, die so viel Durcheinander und Verletzte gebracht hatte, irritierte Cayo nichts mehr. »Wir haben gleich eine Besprechung, dort werden wir die Ereignisse der Nacht zusammenfassen und auswerten. Es sind fast alle Teams wieder im Haus und

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