Hoellischer Verrat
bis jetzt sind keine Engel mehr gesichtet worden. Ich komme noch mal vorbei, wenn ich Ergebnisse habe!« Er nickte noch einmal in die Runde, dann hastete er aus dem Zimmer. Der Stoff seines Oberhemds klebte an seinem Rücken.
»Vielen Dank für die spontane Hilfe«, sagte ich zu der Schneiderin und drückte ihre kleine Hand.
»Gern, Kindchen. Man tut, was man kann.« Auch die anderen aus dem Team riefen ihr dankende Worte zu, als ich sie aus dem Zimmer geleitete. Ich wollte mir gerade eine stärkende Dose Blut anwärmen, da ließ sich Hento ächzend auf einen Stuhl fallen.
»Leute, das ist doch alles kein Zufall«, sagte er. Yaris, die immer noch die Tischplatte säuberte, sah fragend zu ihm herüber.
»Wie meinst du das?«
»Habt ihr gehört, was Cayo gesagt hat? Dass aus jedem Team jeweils ein Jäger ein Körperteil einbüßen musste?«
»Schrecklich!« Riki blickte sorgenvoll zu Pina.
»Ja, es ist schrecklich«, erwiderte Hento. »Aber noch schrecklicher ist das Muster, das sich daraus abzeichnet.«
»Ein Muster?«, fragte ich skeptisch.
Hento sprang auf und sein Stuhl fiel polternd hintenüber. »Kapiert ihr es nicht? Ein Verletzter pro Team. Danach ein geregelter Rückzug, obwohl es gar nicht schlecht für sie lief. Warum?«
Mik zuckte mit den Schultern. »Weil sie feige sind?«
»Leute, das sieht für mich verdächtig nach einem Test aus.« Hento hob seinen Stuhl auf und setzte sich wieder hin. »Sie locken uns an, wobei sie sich uns präsentieren wie auf einem Silbertablett. Sie suchen sich Orte aus, an denen sie sich bewusst unseren Kameras zeigen. Sie sind plötzlich so viele, dass das gesamte Hauptquartier ausrückt. Und dann verwunden sie einen Jäger pro Team und sehen was passiert.«
»Heilige Scheiße«, murmelte Mik.
»Und was passiert bei uns? Richtig: Chaos entsteht! Der Funkverkehr bricht zusammen, wir können unsere Verletzten nicht transportieren und wir wissen auch eigentlich nicht, wie wir sie heilen sollen. Test nicht bestanden, würde ich sagen. Was soll erst passieren, wenn sie mal so richtig aufdrehen, jetzt wo sie das blaue Feuer haben, das uns offensichtlich ziemlich wehtun kann?«
»Das klingt alles so nach militärischer Organisation«, warf Riki ein. »Das ist nicht die Vorgehensweise der Engel. Sie arbeiten in kleinen Gruppen, sind fast gar nicht vernetzt und technisch kaum in der Lage, sich so zu organisieren! Dafür bedarf es einer Hierarchie, gewählten Anführern und das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Ich schon«, sagte Yaris mit Grabesstimme und blickte verstohlen zu mir herüber.
Ich fühlte mich genötigt, etwas zu sagen. »Sie haben Anführer.« Ich versuchte, Levians Gesicht vor meinem inneren Auge zu verbannen, damit mir nicht wieder nach Weinen zumute war. »Vielleicht erst seit Kurzem, aber sie haben welche.«
»Und woher beziehst du diese bahnbrechenden Informationen?« Riki, die immer gern recht hatte, lehnte sich kampfeslustig über den Tisch.
»Erinnere dich an ihren Nachnamen, dann weißt du es«, brummte Hento.
Riki schnaufte. »Sieh mal an. Es wäre nett, wenn du uns ebenfalls mit den brandheißen Insiderinformationen versorgst, die dein Vater seinem lieben Töchterchen verraten hat.«
»Lass ihren Vater da raus, die beiden verstehen sich überhaupt nicht«, knurrte Mik.
»Na offensichtlich doch! Woher sollte sie sonst so etwas wissen?«
»Schluss jetzt«, sagte Yaris bestimmt. »Alles, was wir haben, sind Vermutungen. Wir sind alle aufgebracht, aber das heißt nicht, dass wir uns nun gegenseitig fertigmachen. Ich denke, wir haben mit den Engeln genug am Hals.«
»Ich bleibe dabei«, sagte Hento. »Es war ein Test. Selbst wenn sie nur erfahren wollten, wie sehr das blaue Feuer uns drankriegen kann.«
»Und jetzt? Was kommt nun?«, fragte Vil sichtlich beunruhigt.
Darauf wusste niemand so recht eine Antwort.
»Wir hoffen natürlich, dass Pinas Hand wieder gut verheilt«, sagte Yaris schließlich.
»Warum denn auch nicht? Nikkas Arm ist doch auch gesund geworden.«
»Ja, aber es hat verdammt lange gedauert, dafür, dass sich unsere Wunden normalerweise sofort schließen«, erwiderte Mik. »Und bisher hat es auch noch kein Engel geschafft, einem Dämon eine Hand abzutrennen.«
»Es war ein Test, ich sage es gern noch mal«, beharrte Hento.
»Genug!« Yaris stand auf und angelte nach ihren Waffengurten. »Jetzt verhalten wir uns wie nach jedem Einsatz: Wir bereiten uns auf den nächsten vor. Also los. Schutzanzüge kontrollieren, Waffen
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