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Hoellischer Verrat

Hoellischer Verrat

Titel: Hoellischer Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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Lautlos löste ich die Sicherheitsschließen und schlich über die verrosteten Schienen näher. Wieder erklang ein Quietschen und dieses Mal war es schon eindeutig näher. Die Umrisse einer Halle tauchten aus der Dunkelheit auf. Vermutlich hatte man hier früher ausrangierte Zugabteile gelagert oder repariert.
    In einer Ecke fand ich die Überreste eines ziemlich armseligen Lagers. Eine zerfetzte Decke, blutverschmiertes Verbandsmaterial, verschiedene Nahrungsreste. Ich hob die Decke hoch und drei weiße flaumige Federn lösten sich von dem Stoff. Ein Engel! Hier hatte eindeutig ein Engel Unterschlupf gefunden. Dem Blut nach zu urteilen war er verwundet worden und hatte hier versucht, wieder etwas zu Kräften zu kommen.
    Plötzlich erklang undeutliches Gemurmel. Ich ließ den Stofffetzen wieder fallen und schlich in Richtung der Geräusche. Ein ersticktes Stöhnen hallte bis zu mir herüber, dann polterte es, als würde etwas Schweres mit aller Kraft irgendwo dagegen prallen. Ich durchquerte die Ruine und konnte nicht verhindern, dass der Schotter unter meinen schweren Stiefeln knirschte wie ein Ankündigungsgetrommel . Drei Silhouetten erschienen in einem breiten Türbogen , gerade , als der Mond hinter einer Wolke verschwand.
    Mein Herz begann zu rasen und automatisch streckte ich die Finger nach meinen Waffen aus. Die Wolke gab den Mond wieder frei und schon erklang ein spöttisches Lachen.
    »Da fährt die Regierung aber schwere Geschütze auf.«
    Ich zog meine beiden halb automatischen Waffen und blieb vor den dreien stehen. Es waren Blutdämonen, gehüllt in graue Wolltrenchcoats, das Haar militärisch kurz geschoren. Ich fragte mich ernsthaft, warum ausgerechnet sie sich über die Regierung lustig machten, wo sie doch aussahen, als wären sie einem Kleidungsratgeber des Geheimdienstes entsprungen.
    »Guten Abend«, sagte ich möglichst neutral.
    » N’ abend «, erwiderte ihr Sprecher, der Größte der drei. »Was führt eine Jägerin hierher?«
    »Die Frage könnte ich Ihnen genauso stellen.«
    »Darauf muss ich Ihnen nicht antworten und das wissen Sie auch. Wir sind freie Dämonen und können uns auf diesem Planeten aufhalten, wo wir wollen.«
    Ich versuchte, mich von seinem provozierenden Blick nicht ärgern zu lassen.
    »Es ist für Sie alle hier draußen nicht mehr sicher, darum wäre es besser, Sie würden Ihren Spaziergang beenden und sich zu Ihren Häusern begeben.«
    »Na dann mal ab in deine Zentrale, Mädchen.«
    Ich brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass nicht ihr Alpha, sondern der rechts neben ihm Stehende das zu mir gesagt hatte. Drohend machte ich einen Schritt auf ihn zu.
    »Vorsicht, Mann.«
    Er grinste und als ich verächtlich an ihm hinuntersah, fiel mir das Blut an seinen Händen auf. Schnell ließ er die Finger in den Manteltaschen verschwinden, doch auch auf dem Stoff konnte ich ein paar verdächtige dunkle Flecken ausmachen.
    »Was sagten Sie, machen Sie hier draußen?«, fragte ich in die Runde.
    Der Alpha schüttelte nachsichtig den Kopf.
    »Wir sagten diesbezüglich gar nichts.« Er lächelte liebenswürdig und genauso falsch. »Das müssen wir auch nicht.« Als er bemerkte, dass mein Blick auf den gut verborgenen Händen seines Begleiters ruhte, lenkte er ein. »Aber wir machen uns nun auf den Rückweg. Danke für die Warnung.«
    Mir kam diese unerwartete Sinneswandlung noch verdächtiger vor, als der Auftritt des Möchtegern-Agenten-Trios sowieso schon.
    »Haben Sie hier einen Engel gesehen?«
    Die Gesichtszüge des Anführers verrutschten für den Bruchteil einer Sekunde, dann hatte er sich wieder im Griff.
    »Dann wären wir sicherlich nicht mehr hier. Als unbewaffnete Zivilisten gehen wir allen Auseinandersetzungen aus dem Weg.« Der Rechte hatte Mühe, sich ein Lachen zu verkneifen, das sah ich genau. Sein Alpha fasste ihn grob an der Schulter und drehte ihn in Richtung Ausgang.
    »Danke für Ihr Interesse, aber wir müssen los. Einen schönen Abend noch.« Er sah mich herausfordernd an. Eine Weile starrten wir uns schweigend ins Angesicht, dann beschloss ich, dass es ganz interessant sein könnte, auch ihn einer genaueren Musterung zu unterziehen. Der Alpha räusperte sich unbehaglich. Leider wirkte sein Mantel unversehrt und auch an den Händen konnte ich kein Blut ausmachen. Fast hätte ich den Blick schon wieder abgewandt, da blitzte etwas Helles aus Richtung Boden. Ich sah genauer hin. Unter dem Schuh des Alphas ragte die Spitze einer schneeweißen Feder hervor.

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