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Hoellischer Verrat

Hoellischer Verrat

Titel: Hoellischer Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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wenn sie unsere Körper mit dem blauen Feuer in zwei Hälften schneiden. Plötzlich sind sie Gegner auf Augenhöhe.«
    Ich lauschte ihren klugen Worten und war mindestens genauso gebannt wie die anderen. Vil, die sonst kaum etwas sagte, still ihren Job machte und sich so wenig in der Gruppe hervortat, erklärte uns gerade, was unsere neue Situation auf diesem Planeten bedeuten würde.
    »Und das ist nicht Teil unserer Invasionspolitik«, pflichtete Hento ihr bei. »Wir suchen Opfer, keine Gegner. So lief es immer ab und so sollte es auch in Zukunft ablaufen.«
    Yaris seufzte und strich sich eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn. »Du kannst sofort hochgehen, Hento. Sie wollen dich direkt anhören. Der Rat tagt bereits zu den Vorfällen des Tages.«
    Hento nickte und eilte aus dem Zimmer. Wir anderen blieben betreten auf unseren Stühlen sitzen.
    »Dieses verdammte blaue Feuer …«, murmelte Mik. »Wenn ich den einen von diesen Engeln erwische, der dieses verdammte …«
    Mik kam nicht dazu, den Satz zu beenden, denn die Warnleuchten begannen zu blinken und die Computerstimme quäkte: »Einsatz für die Jägerin Nikka. Begeben Sie sich zu Ihrer Maschine. Weitere Informationen erhalten Sie von Ihrem Einsatzkoordinator per Funk. Ich wiederhole: Einsatz für die Jägerin Nikka.«
    Niemand rührte sich. Nur Yaris schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Die können dich doch da jetzt nicht rausschicken!«
    Ich erhob mich zögernd, denn wirklich wohl war mir bei dem Gedanken auch nicht. »Sieht wohl so aus.«
    »Ich komme mit!« Mik sprang von seinem Stuhl auf und dieser fiel polternd nach hinten um.
    »So lautete nicht der Befehl«, gab ich zurück.
    »Befehl, Befehl! Seit heute ist alles anders und das rechtfertigt doch wohl eine etwas flexiblere Arbeitsweise.«
    »Ich frage Cayo, was da los ist.« Yaris hatte schon wieder das Telefon am Ohr. »Und wieso schicken sie dich allein los?«
    »Du fährst da nicht allein herum«, zischte Mik mir zu.
    »Aber wir können nicht einfach Befehle missachten, wo soll das hinführen?«, fauchte ich. »So schlimm kann es doch gar nicht sein, wenn sie nur einen Jäger dafür einsetzen.«
    »Trotzdem. Nach diesen Neuigkeiten ist es unverantwortlich …«
    »Hört ihr mir mal eben zu?«
    Wir sahen erwartungsvoll zu Yaris.
    »Eine Kamera hat ungeklärte Aktivitäten an dem verfallenen Güterbahnhof ausgemacht. Vermutlich Zivilisten, die sich dort herumtreiben. Da es aber aufgrund der bedrohlichen Neuigkeiten extrem gefährlich ist, sich schutzlos außerhalb der sicheren Zone aufzuhalten, soll ein Jäger dort vorbeischauen und sie wieder nach Hause schicken.«
    »Spielen wir jetzt Kindermädchen?« Mik sah nicht wirklich zufrieden aus.
    »Wir jagen Engel und wir schützen unseresgleichen vor ihnen, das ist unser Job, Mik«, sagte Yaris scharf und gab mir gleichzeitig das Zeichen, zu verschwinden.
    »Pass auf dich auf«, rief Vil hinter mir her. Ich hob die Hand, dann schloss sich die Tür mit einem leisen Surren. Von drinnen hörte ich Mik weiter mit Yaris diskutieren.
    Kaum hatte ich meinen Helm auf, drang Cayos besorgte Stimme in mein Ohr.
    »Sei bloß vorsichtig da draußen. Und wehe, du machst nicht genau das, was ich dir sage. Keine Widerworte, Nikka, dieses Mal ist die Lage zu ernst, um deinen Dickkopf durchzusetzen. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Hallo, Cayo«, erwiderte ich und trat das Gaspedal meines Motorrads durch. Die Maschine jaulte auf und ich raste die Rampe hinauf.
    »Hat Yaris dir erzählt, worum es geht?«, ignorierte er meinen Gruß.
    »Irgendwelche Spinner, die sich nachts auf verfallenen Bahnhöfen herumtreiben, in der Hoffnung, mal einen lebenden Engel zu sehen?«
    »Vermutlich. Aber sei trotzdem auf der Hut.«
    »Schon klar.«
    Ich fuhr eine gute halbe Stunde, denn der Bahnhof lag außerhalb der Zone, die wir dieser Welt als unseren Lebensraum abgerungen hatten. Das Gelände war komplett unbeleuchtet. Zum Glück stand ein kugelrunder Vollmond am Himmel und tauchte die verfallenen Gebäude in ein milchig graues Licht.
    »Ich bin da.« Vorsichtig nahm ich den Helm ab und korrigierte den Sitz des Mikros.
    »Okay, ich bleibe auf Stand-by.«
    »Alles klar. Dann sehe ich mich mal um. Bis jetzt sieht alles friedlich aus.«
    Kaum hatte ich meinen Satz beendet, hörte ich ein leises Geräusch. Es klang wie eine ungeölte Autotür.
    »Ich muss los, Cayo. Bin gleich wieder da.« Instinktiv tastete ich nach meinen Waffen. Sie alle hingen gut verstaut in ihren Holstern.

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