Hoellischer Verrat
Auch Hento war noch nicht zurück. Yaris hatte den Vormittag mit den Kollegen der Tagesschicht verbracht und war nur für ein paar Stunden Schlaf in ihre Wohnung zurückgekehrt. Dementsprechend müde saß sie nun hinter ihrem Schreibtisch. Nach und nach trudelte auch der Rest der Kollegen ein , und gerade , als wir dabei waren, uns etwas zu essen zuzubereiten, begannen die Warnleuchten zu blinken.
»Einsatz für Team B7/1 . Alle verfügbaren Jäger zu ihren Maschinen. Weitere Informationen erhalten Sie von Ihren Einsatzkoordinatoren über Funk. Ich wiederhole: Einsatz für Team B7.«
Wir ließen alles stehen und liegen und stürmten in Richtung der Tiefgaragen. In den Umkleideräumen legten wir unsere Waffen an und schon saßen die Ersten auf ihren Motorrädern.
»Was ist passiert, Cayo?«, fragte ich, kaum dass ich meinen Helm aufgesetzt hatte. Yaris vor mir gab bereits Gas und fuhr die lange Rampe hinauf. Wir anderen bemühten uns, ihr zu folgen.
»Ihr werdet eine ganze Weile fahren müssen. Eine Flugpatrouille hat wahrscheinlich einen Rückzugsort der Menschen entdeckt. Es war purer Zufall. Jedenfalls sind sie sicher, dort Menschen gesehen zu haben. Gehört haben sie sie auch. So wie es von oben aussah, bauen sie auch Lebensmittel an und halten sich Nutztiere.«
»Wo denn genau?«
»Circa eineinhalb Stunden von hier gibt es zwei verfallene Kl ö ster. In dem einen lebten Mönche, das andere war den Nonnen vorbehalten.«
»Du meinst, Männer und Frauen lebten getrennt?«
»Genau. Die menschliche Religion verlangte es so. Aber …« Cayo machte eine bedeutende Pause und kicherte dröhnend. »Unser Bodenradar hat einen ziemlich gut ausgebauten Verbindungstunnel zwischen den beiden Anlagen entdeckt.«
»Du meinst, dass sie sich heimlich getroffen haben, diese Mönche und Nonnen?«
»Aber ganz gewiss!«
»Und nun verstecken sich Menschen dort?«
»Höchstwahrscheinlich. Unser Vorteil ist, dass sie vermutlich nicht davon ausgehen, dass wir von dem Tunnel wissen. Das heißt, sie werden annehmen, wir greifen zunächst nur ein Kloster an und sie können durch den Tunnel verschwinden. Das werden wir aber natürlich nicht tun. Wir teilen euch auf und ihr geht von beiden Seiten rein. So haben sie keine Chance zu entkommen.«
»Klingt nach einem guten Plan.«
Eine Weile war es still in der Leitung.
»Hast du schon mal einen Menschen gesehen, Nikka?«, wollte Cayo plötzlich wissen.
»Ich kenne Bilder von ihnen aus Lehrbüchern und Computern. Aber einen lebenden Menschen habe ich noch nie gesehen. Ich weiß nur, dass sie noch leichter zu töten sind als Engel. Eine Kugel ins Herz genügt und sie sterben. Sie zerfließen auch nicht wie die Engel, sie fallen einfach nur um und verbluten.«
»Das stimmt.«
»Gibt es Hinweise auf Engelaktivitäten?«
»Bisher sieht es nicht so aus. Aber ihr solltet trotzdem extrem vorsichtig sein. Dort, wo Menschen heutzutage noch leben, haben die Engel ihre Finger mit im Spiel. Vielleicht ist es nur ein kleiner Außenposten , und der Großteil ihrer Kämpfer konzentriert sich auf die Auseinandersetzung mit uns rund um die Hauptquartiere, aber sei trotzdem wachsam.«
»Mach ich, Cayo.«
Unsere Kolonne fuhr noch über eine Stunde, bis mein GPS mir unsere baldige Ankunft verriet. Die Zentrale schaltete uns auf Gruppenfunk.
»Seid ihr alle bereit?«, fragte Yaris in die Runde. Vielstimmiges bestätigendes Gemurmel erscholl. »Okay. Ihr habt alle die nötigen Informationen von euren Einsatzkoordinatoren bekommen. Vorsicht ist trotzdem angebracht. Wo es Menschen gibt, ist mit der Anwesenheit von Engeln zu rechnen. Schließlich sind die nur zu ihrem Schutz auf die Erde und uns so in die Quere gekommen. Wir teilen uns auf. Die eine Hälfte kommt mit mir, die andere fährt mit Vil, der ich die Einsatzkoordinaten des zweiten Klosters jetzt gleich auf ihr GPS schicken lasse. Die ersten fünf hinter mir fahren mit zum Kloster der Nonnen, der Rest mit Vil zum Kloster der Mönche. Wir werden das Gelände checken und treffen uns zum Schluss in der Mitte des Tunnels, damit uns auch kein Mensch entkommen kann. Alle nehmen bitte ihr Mikro aus dem Helm mit, wir brauchen Funkkontakt untereinander.«
Kurz darauf bog Vil mit ihrem Team auf die Zufahrt zum Mönchskloster ab, ich folgte Yaris auf einem Weg durch einen Wald zum Kloster der Nonnen. Als die Spitzen der Ruine zwischen den Bäumen sichtbar wurden, bremste Yaris ihre Maschine abrupt ab.
»Wir gehen den Rest zu Fuß, damit sie uns nicht
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