Hoellischer Verrat
Apartmentkomplex überfallen haben und als ich gerade die Adresse hörte, dachte ich, mir bleibt das Herz stehen.« Tarsos klang ehrlich beunruhigt.
»Ja, alles okay. Meine Wohnung ist zwar völlig zerstört, aber ich hatte Nachtschicht und war nicht zu Hause. Nun habe ich mich erst mal bei meinen Eltern einquartiert.«
Gern hätte ich ihm von meinen Vermutungen erzählt, doch ich wollte meinen Vater vor ihm nicht belasten.
»Du kannst auch bei mir wohnen.«
Ich hatte bereits seine Schlüssel und nun bot er mir tatsächlich an, bei ihm einzuziehen? Unsere »fast platonische« Beziehung schritt wahrhaftig in Siebenmeilenstiefeln voran.
»Das ist lieb von dir. Aber Mutter fühlt sich am wohlsten, wenn sie weiß, dass alle ihre Kinder wohlbehalten unter einem Dach vereint sind.« Das war nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich war es günstiger, ich würde auf dem Anwesen wohnen, wenn Jaro und ich zusammen erkunden wollten, was es mit diesen Bunkerräumen auf sich hatte.
Tarsos lachte und schien nicht im Mindesten gekränkt. »Dann mache ihr die Freude! Ich schaue am Nachmittag vorbei, wenn ich aus dem Büro komme.«
»In Ordnung!«
Als Jaro gegen siebzehn Uhr von der Arbeit kam, fing ich ihn gezielt vor der Tür ab. Ich hatte den Tag damit verbracht, mich in meinen Räumen wieder etwas häuslich einzurichten, hatte ausgiebig geduscht und dann ganze vier Stunden geschlafen. Gerade als er seinen Wagen parkte, sprang ich zu ihm auf den Beifahrersitz.
»Nikka«, keuchte er. »Sie haben Jäger umgebracht!«
»Woher weißt du davon?«
»In der Ratssitzung benutzen sie auch Computer«, erwiderte er, als würde das alles erklären.
»Du hast dich in deren PCs gehackt?«
Jaro fuhr sich mit allen zehn Fingern durch seine wilde Mähne. »Natürlich!«
»Sag Mutter nichts davon.«
Jaros Oberkörper flog zu mir herum. »Bin ich wahnsinnig? Sie würde uns ab sofort im Haus einschließen. Was wolltest du mit mir bereden?«
»Gestern bei einem Einsatz …«
»Du gehst aber nicht mehr arbeiten, oder? Nicht, nachdem die Engel einen Weg gefunden haben, uns genauso umzubringen, wie wir sie normalerweise.«
»Natürlich gehe ich arbeiten, alle meine Kollegen tun das. Ich verkrieche mich doch jetzt nicht zu Hause.«
»Du bist nicht normal«, erwiderte Jaro kopfschüttelnd. »Aber darüber reden wir später noch. Jetzt erzähl erst mal.«
»Vielen Dank. Hör mir gut zu, denn du wirst es kaum glauben. Ich habe letzte Nacht einen von Vaters Transportern gesehen.«
»Wo?«
»In der Nähe eines alten Güterbahnhofs.«
»Und der stand da einfach so herum?«
»Nein, lass mich ausreden. Ich bekam den Befehl, mich dort umzusehen, weil sich angeblich Zivilisten da aufhalten sollten. Aufgrund der neuen beunruhigenden Tatsachen sollte ich denen auf den Zahn fühlen, nachsehen, was sie dort treiben und sie nach Hause schicken. Ich komme also an und finde als Erstes ein hastig verlassenes Lager, das mit ziemlicher Sicherheit einem Engel gehört hat. Dann erscheinen plötzlich diese drei Typen und sehen aus, als wären sie bei einem Geheimdienst. Sie tun total harmlos, bis ich bei ihnen Blut an der Kleidung und eine Feder entdeckte. Da wurde ihnen die Lage wohl zu heiß und sie traten den Rückzug an. Und zwar in einem von Vaters Transportern. Aber das Verrückteste ist: Ich bin mir sicher, sie hatten den Engel hinten im Wagen. Er hat da drinnen geschrien und es hat ordentlich gepoltert, als sie anfuhren, fast so, als wäre er gegen eine Wand geprallt.«
»Irgendwelche Typen entführen einen verletzten Engel? Dreht jetzt der gesamte Planet völlig durch? Bist du dir sicher, dass es Vaters Transporter war?«
»Ich bin ihm bis hierher gefolgt.«
»Das glaube ich jetzt nicht …«, flüsterte Jaro. »Das bedeutet, dass Vater seine Männer losschickt, um Engel zu fangen und sie dann hier in den Bunker zu bringen. Aber warum?«
»Das müssen wir herausfinden.«
»Aber wie? Du wohnst nicht mehr hier und ich …«
»Doch, ab heute wohne ich wieder hier.«
»Da ist deine Kündigung aber vordatiert worden oder woher kommt der plötzliche Sinneswandel?«
»Der kommt von einer völlig zerstörten Wohnung. Wobei mein Apartment seltsamerweise das einzig wirklich zerlegte ist, obwohl jemand es stark darauf angelegt hat, es wie einen Überfall auf das gesamte Haus aussehen zu lassen und die Schuld dafür im Übrigen den Engeln in die Schuhe schieben wollte .«
»Da komme ich jetzt nicht mehr mit …« Jaro warf mir einen ratlosen
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