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Hoellischer Verrat

Hoellischer Verrat

Titel: Hoellischer Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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bemerken. Denkt an eure Mikrofone.«
    Ich ließ mein Motorrad ausrollen und schob mir das erbsengroße Mikro ins Ohr.
    »Na dann mal los«, flüsterte Mik hinter mir. »Ich habe noch nie einen Menschen gesehen.«
    »Vermutlich schlafen sie sowieso und es geht ganz schnell«, erwiderte ich.
    »Ruhe jetzt«, zischte Yaris und bedeutete uns, ihr zu folgen. Mik, drei junge Kollegen und ich schlichen brav hinter ihr her durch das Unterholz. Das Kloster ragte dunkel und wie verlassen vor uns auf. Nicht eine einzige Fackel erhellte den Weg. Kaum dass wir den Innenhof betreten hatten, rannten wir direkt in den ersten Engel hinein. Dieser war genauso überrascht wie wir und ebenso schnell hatte Mik ihn auch erschossen. Sofort wurde es laut im Kloster. Lichter flammten auf und Stimmengewirr hallte durch die halb eingestürzten Gänge. Vom Dach eines Stalls stürzten sich zwei Engel auf uns , und als sie ihre Flammenschwerter aktivierten, rechnete ich schon damit, wieder blaues Feuer zu sehen. Doch die Flammen leuchteten nur orange. Yaris und ich legten an und erledigten sie, noch bevor sie uns zu nahe kommen konnten. Eine Schar Gänse rannte laut schnatternd über den Hof. Von irgendwo klangen hohe Schreie durch die Gebäude.
    Im gleichen Moment erklang wildes Flügelschlagen vom Dach eines wieder aufgebauten Stalls. Ein Engel hatte seine schillernd weißen Flügel weit ausgebreitet und schwang sich vor unseren Augen hoch in die Luft. Er stieg höher und höher und das in einem rasanten Tempo. Mik zielte, doch der Engel war bereits zu hoch, um ihn noch zu erreichen. Dann erglomm ein Funke in der schwarzen Nacht und nur wenige Sekunden später begannen die Flügel des Engels , lichterloh zu brennen.
    »Scheiße, der Engel hat sich angezündet«, keuchte Mik neben mir. Fassungslos sahen wir zu dem gigantischen Feuerball über uns auf.
    »Ein Signal!« Yaris drehte sich erschrocken zu mir. »Das ist ein Signal! Er hat seine Flügel in Brand gesteckt, weil das Feuer kilometerweit zu sehen sein würde. Er hat Verstärkung angefordert!«
    Der Engel über uns schrie auf vor Schmerzen, als auch seine Haare Feuer fingen, stürzte dann wie eine glimmende Fackel zu Boden, durchschlug die Ziegel des Daches und verschwand im Inneren des Gebäudes. Sollte er die Flammen überlebt haben, der Sturz aus dieser Höhe hatte ihn sicherlich umgebracht. Dann erschien ein zweiter Feuerball am Himmel.
    »Sieh doch!« Yaris deutete darauf. »Das muss drüben beim anderen Kloster sein!« Sie legte eine Hand über ihr Ohr. »Yaris an Vil, kannst du mich hören? Spielt da bei euch auch ein Engel gerade lebende Fackel?«
    »Sind die Engel jetzt völlig verrückt?«, hörte ich Vil über den Gruppenfunk.
    »Ich vermute, es ist ein Signal. Sie opfern sich für die Menschen, um Verstärkung anzufordern. Uns bleibt nicht viel Zeit. Beeilt euch!«
    »Verstanden. Vil Ende.«
    Von irgendwo ertönte ein hohes Kreischen.
    Gerade als wir dem Geräusch folgen wollten, warf sich uns eine Gruppe dunkler Silhouetten in den Weg. Ich sah in ihre blassen, schmutzigen Gesichter und für einen Moment hielt ich die Luft an. Menschen. Leibhaftige Menschen.
    Warum stellten sie sich uns in den Weg und liefen nicht davon? Ich starrte sie noch an, da eröffneten die drei jungen Kollegen bereits hektisch das Feuer. Keiner der Menschen wehrte sich. Sie sahen so aus, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Schmutzig, ausgemergelt und mit notdürftig geflickter Kleidung. Die langen Haare der Frauen waren verfilzt, die Bärte der Männer struppig und wirr. Sie gaben keinen Laut von sich, stattdessen starrten sie uns an wie Wesen von einem anderen Stern. Obwohl sie sich wie eine menschliche Wand aneinanderdrängten, sah ich keine Furcht in ihren Augen. Ihr entschlossenes Schweigen ließ mich frösteln. Ich beobachtete, wie ihre durchlöcherten Körper auf die Steinplatten fielen. Sie waren alle unbewaffnet gewesen.
    »Komm.« Yaris schob mich sanft an ihnen vorbei. »Mik und du sucht den Eingang zum Tunnel, wir anderen übernehmen den Rest des Gebäudes. Irgendwo müssen noch welche von ihnen sein, wo hätten sonst die Schreie herkommen sollen?«
    Ich nickte, immer noch seltsam betroffen. Mik marschierte voraus und ich lief einfach hinter ihm her, während von irgendwo erneut Schüsse krachten.
    »Wenn der Tunnel unter der Erde liegt, befindet sich der Eingang wahrscheinlich im Keller«, überlegte Mik laut.
    »Wir sollten also den Keller suchen.«
    »Genau.«
    Ich überließ Mik die ganze

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