Hoellischer Verrat
Schau stellen?
»Mik! Drei Minuten! Wenn wir hier lebend rauskommen wollen, sollten wir zusehen, dass wir unser Team finden und dann schleunigst verschwinden!«
Ich schob ihn vor mir die Treppe hinauf und stellte fest, dass mein Funkgerät plötzlich wieder Empfang hatte.
»Yaris! Rückzug!«, rief ich. Es knarzte in der Leitung.
»Nikka, Vil und ihr Team melden sich nicht mehr!«
»Wir müssen raus hier. Treffpunkt an den Maschinen. Gab es noch Verluste?«
»Nein, wir sind alle unversehrt. Was war denn los? Habt ihr den Tunnel gefunden?«
»Ja, aber aus Richtung des Mönchsklosters kamen uns schwer bewaffnete Engel entgegen. Sie hatten blaue Flammenschwerter.«
»Seid ihr verletzt?«
»Nein, wir sind geflüchtet.« Mik, der über Funk alles mithören konnte, drehte sich stirnrunzelnd zu mir um. Ich formte ein wortloses »später« mit den Lippen und er nickte.
»Gut, dann treffen wir uns bei den Motorrädern«, funkte Yaris. »Ich hoffe, Vil und den anderen ist nichts passiert und der Empfang wurde einfach nur gestört.«
»Alles klar, bis gleich bei den Motorrädern«, gab ich zurück und mir graute schon jetzt vor dem Moment, in dem ich ihr erzählen musste, dass Vil und ihr Team getötet worden waren.
Als wir jedoch im Wald wieder aufeinandertrafen, sah ich an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie sich die Fakten bereits zusammengereimt hatte.
»Die Engel, die euch im Tunnel überraschten, sie kamen aus der entgegengesetzten Richtung?«
Ich nickte.
»Und sie hatten blaue Flammenschwerter?«
Wieder nickte ich.
»Sie haben Vil und die anderen umgebracht, oder? Warum sonst sollte sich keiner von ihnen mehr melden?«
»Sie wussten nicht, dass …«
»Wussten?«, unterbrach Yaris mich.
»Nikka und einer ihrer Anführer kannten sich.« Miks Stimme klang vorwurfsvoll, obwohl dieser Umstand uns vermutlich das Leben gerettet hatte.
Yaris drehte den Kopf wieder ungläubig zu mir.
»Levian«, sagte ich. »Er konnte nicht wissen, dass sie zu mir gehörten.«
Yaris legte eine Hand über ihre Augen und ein Schluchzen stieg aus ihrer Kehle auf. »Dieser verdammte Engel!«
»Er hat uns gehen lassen. Sie hätten uns töten können.«
»Du kennst ihn auch?« Nun schien Mik gar nicht mehr mitzukommen. Ich sah bittend zu Yaris. Mik würde komplett ausflippen, wenn er erfahren würde, was zwischen Levian und mir gelaufen war.
»Wir sollten besser fahren.« Die Stimme von einem der jungen Kollegen klang beunruhigt. »Ich habe Späher der Engel auf dem Dach des Klosters ausgemacht.«
Sofort wurde Yaris wieder professionell. »Alle auf die Maschinen und zurück ins Hauptquartier. Wir reden dort. Los, beeilt euch!«
Wir befolgten ihren Befehl , und als ich auf meiner Maschine saß, konnte ich nicht verhindern, dass mir die Tränen kamen. Ich weinte lautlos in meinen Helm. Zu viel war in zu kurzer Zeit passiert. Die getöteten Kollegen, die durch das blaue Feuer der Engel gestorben waren. Die Menschenkinder, die so eine schreckliche Angst vor uns gehabt hatten. Levian, der plötzlich da gewesen war und von dem ich nicht wusste, ob ich ihn wiedersehen würde.
In der Zentrale erwartete uns Hento, der zu berichten wusste, dass die Ratssitzung ergebnislos unterbrochen worden war. Die Nacht sollte nun zur freien Verfügung stehen und die Mitglieder sowie ihre engsten Mitarbeiter sich zur Mittagszeit wieder im Hauptquartier einfinden.
In meinem Kopf begannen die Zahnräder zu rattern . Die Pause für die Ratsmitglieder bedeutete, dass ich eine Chance hatte, Vater zur Rede zu stellen. Und das schien mehr als angebracht. Aber zuerst würde ich mir dieses geheime Kellergebäude etwas genauer ansehen. Dass draußen finstere Nacht herrschte, konnte mir dabei eigentlich nur hilfreich sein. Ich zückte mein Telefon, um Jaro anzurufen, doch ich erreichte nur die Mailbox. Vermutlich hatte er dank meiner nächtlichen Anrufe dazugelernt und stellte sein Telefon nun immer aus, wenn er ins Bett ging. Gut, dann würde ich den Keller eben allein erkunden.
Gerade war das Gerücht bestätigt worden, dass das komplette Team um Vil den Einsatz nicht überlebt hatte. Eine Flugpatrouille hatte mehrere getötete Dämonen im Kloster der Mönche von der Luft aus erkennen können. Dementsprechend betreten war die Stimmung.
»Yaris, ich muss dringend etwas erledigen. Kannst du mir den Rest der Nacht freigeben?«
»Du musst jetzt gar nichts dringend erledigen. Du bist überhaupt nicht in der Verfassung dazu. Sieh dich doch an!«
Sie
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