Hoellischer Verrat
versteckten Mechanismus in der Wand. Die Tür schwang auf und ein paar der Kinder heulten erschrocken auf, als sie uns sahen. Levians Begleiterin löste sich von der Gruppe und kam näher. Sie fixierte Mik drohend und hatte das Flammenschwert direkt auf seinen Oberkörper gerichtet. Dann erreichte sie die Tür.
»Sie leben«, sagte sie mit einem kurzen Nicken zu Levian.
»Ich habe sie verteidigt, Leyla«, rief der junge Engel von drinnen. Mik verdrehte deutlich sichtbar die Augen.
»Verschwindet jetzt.« Levian sah mich fest an.
»Hast du hier irgendwo im Tunnel deinen Verstand verloren, Bruder?«, keifte die blonde Frau, die offenbar Leyla hieß. »Sie sind der Feind, schon vergessen?«
Levian brachte sie mit einer Geste zum Schweigen. Er sah zu mir. Ob es ihm ähnlich wie mir erging, ob auch er mit den Erinnerungen kämpfte? Ich konnte es in seinem Gesicht nicht lesen.
»Nikka, ich will, dass ihr verschwindet. Und zwar sofort.«
»Wir müssen zum Kloster der Mönche«, erwiderte ich stur. Er würde mir keine Befehle erteilen. Weder als Feind und erst recht nicht als Freund.
»Dort gibt es für euch nichts von Interesse.«
»Doch. Die Hälfte meines Teams ist …« Ich brach ab, als seine Miene seltsam starr wurde. Ein eiskalter Schauder lief über meinen Rücken, als eine schreckliche Vermutung sich in meinem Kopf manifestierte.
»Ihr kommt vom Kloster der Mönche. Sag mir nicht, dass ihr …«
»Ich wusste nicht, dass sie zu dir gehören, Nikka.«
»Nein …«, flüsterte ich erstickt. Vil und die anderen waren alle tot? Getötet durch die blaue Flammenklinge meines Ex-Liebhabers?
»Es tut mir leid, Nikka.«
Mik brüllte auf, als auch er verstand. »Ich werde euch zu Brei verarbeiten!«
Mit letzter Kraft stemmte ich meine Schulter gegen seinen Brustkorb. »Nein, Mik! Wir suchen Yaris und die anderen und dann treten wir den Rückzug an.« Noch mehr Tote würde ich nicht verkraften. Ich musste Mik in Sicherheit bringen, solange Levian uns die Chance dazu gab . Warum auch immer er das tat. Aber darüber würde ich mir noch früh genug den Kopf zerbrechen können. Zuallererst musste ich mein Team retten.
»Ich lasse mir von einem Engel doch nicht …«
»Doch! Los, Mik, sei vernünftig!«
»Ihr habt drei Minuten, um das Kloster zu räumen.« Levians Stimme klang befehlsgewohnt und distanziert.
Nur äußerst widerwillig ließ Mik sich von mir umdrehen und in Richtung des Ausgangs schieben.
»Und Nikka …« Was wollte er noch von mir? Ich drehte mich auf halbem Weg um. Levian hatte die Arme vor der Brust verschränkt und die Muskeln seiner Unterarme traten überdeutlich hervor. Er sah gefährlich aus. Ich hatte all seine Narben gesehen, die Spuren gebrochener Rippen und die kaum verheilten Wunden. Doch erst jetzt, in seiner schimmernden Rüstung, sah er wirklich aus wie der Krieger, der er schon sein ganzes Leben lang gewesen war.
»Halte dich von deinem Vater fern, er spielt ein gefährliches Spiel.«
»Was meinst du?«
»Euer Anwesen ist größer, als du glaubst.«
»Ich weiß davon«, erwiderte ich. »Jaro hat alte Pläne entdeckt und …« Was tat ich hier? Redete mit ihm wie mit einem alten Freund, obwohl ich in Wirklichkeit davon ausgehen musste, dass er mich nur belogen und benutzt hatte.
Er bemerkte das Chaos meiner Gefühle. »Sei auf der Hut, wenn du nicht in die Schusslinie geraten willst.«
»Was soll das heißen?«
»Finde heraus, was dein Vater dort unten in dem Bunker treibt.«
»Du weißt es?«
»Wir haben eine Vermutung.«
»Es hat etwas mit euch Engeln zu tun, richtig?«
Neben mir klappte Mik sichtlich die Kinnlade herunter.
»Wir haben Beweise, die darauf hindeuten«, erwiderte Levian ernst.
»Was meint er damit?«, fragte Mik. »Und was meintest du damit?«
»Ich erzähle es dir, sobald ich mehr weiß.«
»Und woher kennst du diesen Engel?« Mik betonte das »diesen« besonders abfällig.
»Lange Geschichte, Mik.« Von gegenüber traf mich Levians Blick, der fast aussah wie ein Lächeln.
»Beeilt euch, Nikka.«
Bevor ich mich gar nicht mehr rühren konnte, drehte ich mich schnell von Levian weg und zerrte Mik hinter mir her.
»Kannst du mir mal erklären, warum er dir gerade so einen Blick zugeworfen hat?«, motzte dieser prompt.
»Wir haben jetzt dringendere Probleme als die Interpretation irgendwelcher Blicke.«
»Ich glaube auch nicht, dass er ‚irgendwer‘ ist, das sage ich dir!«
Wie konnte er nur in dieser Situation seine Eifersucht so zur
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