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Hörig (German Edition)

Hörig (German Edition)

Titel: Hörig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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bereits das Holz der Schlafzimmertür, und sie verharrte wieder.
    Alles war still. Sie horchte angespannt, hörte sogar hier oben noch das Sägen des Dicken, aber keinen Muckser aus dem Gästezimmer nebenan. Vorsichtig schob sie sich näher an die Tür des Schlafzimmers heran, beugte sich zum Schlüsselloch hinunter, durchsehen war unmöglich. Anschließend drückte sie ihr Ohr gegen das Türblatt. Nichts! Dann legte sie eine Hand auf die Klinke. Es war ein Reflex. Die Klinke ließ sich leicht und geräuschlos drücken. Wider Erwarten war die Tür nicht verschlossen.

    Sie stand im Zimmer, noch bevor ihr das richtig bewusst wurde. Die Tür ließ sie offen. Es war auch in diesem Raum stockfinster. Nur um die Ziffern des alten Digitalweckers auf einem der Nachttische herum verteilte sich ein schwacher grünlicher Schimmer.
    Der eigene Herzschlag donnerte ihr wie ein Presslufthammer in den Ohren. Für den Weg nach oben hätte sie Heiko eine Ausrede bieten können.
Ich hatte Sehnsucht nach dir. Aber ich wollte dich nicht wecken, nur bei dir sein
. Für ihre Anwesenheit in diesem Zimmer gab es nichts.
    Nicht abgeschlossen! Damit schienen sich die bösen Vermutungen und die entsetzlichen Bilder der beiden Leichen im Ferienhaus zu bestätigen. Ihre Hand mit dem Feuerzeug kam hoch, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. Nur einmal ganz kurz ließ sie die Flamme aufblitzen.
    Und dann die Erleichterung! Ein Atemzug, der kein Ende nehmen wollte. Sie ließ die zuvor angehaltene Luft zwischen den geöffneten Lippen entweichen. Sie waren da! Beide! Lagen schlafend in ihren Betten. In dem kurzen Moment, im unruhigen Flackern der winzigen Flamme, waren ihre Körper deutlich unter den Decken auszumachen gewesen, auch ihre Köpfe auf den Kissen. Unversehrte Köpfe.
    Es roch ein bisschen streng, das störte sie, obwohl es dafür eine einleuchtende Erklärung gab. Ein seit Tagen geschlossenes Fenster, und wahrscheinlich war die Bettwäsche länger nicht gewechselt worden. Letzten Donnerstag hatte Albert Retling beiläufig erwähnt, dass die Putzfrau nachlässig geworden sei.
    Sie hätte gerne noch einmal das Feuerzeug aufflammen lassen, um sich zu überzeugen, dass die leichten Decken sich unter den Atemzügen der beiden hoben und senkten. Aber wenn Alwine Retling aufwachte und so ein winziges Flämmchen sah, gab sie womöglich einen erschreckten Laut von sich und weckte damit den Teufel nebenan.
    Näher an die Betten heran wagte sie sich nicht, weil die Gefahr bestand, dass der Holzfußboden knarrte. Das Schlafzimmer war groß, sie stand zu weit weg. Und ihr eigener Atem hatte sich immer noch nicht wirklich beruhigt, wie auch bei der permanenten Anspannung?
    Nebenan knackte etwas. Vielleicht die Matratze, gut möglich, dass Heiko sich nur im Schlaf auf die andere Seite gedreht hatte. Das Geräusch traf sie trotzdem wie eine Peitsche. Mit jeder Sekunde, die sie noch länger hier stand, vergrößerte sie das Risiko, entdeckt zu werden. Wenn Heiko aufwachte und zur Toilette wollte … Er würde das Licht auf dem Flur anmachen und sehen, dass die Tür zum Schlafzimmer offen stand.
    Vorsichtig trat sie wieder auf den Flur hinaus, zog die Tür hinter sich zu und machte sich auf den entsetzlich langen Weg nach unten. Bis sie die Werkstatt erreichte, schienen Stunden vergangen. Sie ging in den Waschraum und musste die Augen fest zusammenkneifen, als sie das Licht einschaltete. Nachdem sie die Toilette benutzt hatte, gönnte sie sich zwei Handvoll kaltes Wasser für das Gesicht und zwei, um den Mund auszuspülen.
    Danach setzte sie sich nicht wieder auf den Stuhl. Sie hätte sich nicht länger aufrecht halten können. In ihrem Innern brodelte ein Gemisch aus Verzweiflung und Hoffnung, Furcht und Zuversicht. Ed würde nachdenken. Ed würde begreifen. Er musste begreifen. Und kommen.
    Nachdem sie sich hingelegt hatte, machte sich ein Teil ihres Hirns selbständig. Sie wusste nicht, ob sie schlief und träumte oder ob sie tatsächlich noch einmal die Treppe hinaufstieg und zur Haustür schlich, weil sie meinte, ein Geräusch gehört zu haben. Und die Haustür war nicht mehr verschlossen.
    Ed hatte sie gerade von außen mit den Nachschlüsseln geöffnet, die ihm die Sicherheitsfirma zur Verfügung gestellt hatte. Er legte ihr sogleich eine Hand auf den Mund, damit sie die beiden Teufel nicht mit einem Laut der Erleichterung alarmierte. In der anderen Hand hielt Ed die alte Armeepistole ihres Vaters. Damit bedeutete er ihr, zurück in den Keller zu

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