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Hörig (German Edition)

Hörig (German Edition)

Titel: Hörig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Fernseher lief, den Ton hatte sie abgestellt. Dass sie mal hübsch gewesen war, wie Dorothea erklärt hatte, sah man ihr nicht mehr an. Nichts deutete darauf hin, dass sie vor Jahren ihren Lebensunterhalt in einer Disco verdient hatte. Nicht einmal ihre Fingernägel waren lackiert. Edmund schätzte sie auf Mitte dreißig. Sie wirkte wie ihr Mann: übergewichtig, einfach, bieder – und gutgläubig.
    Während der Mann zur Couch ging und sich neben seine Frau setzte, entschuldigte Edmund sich bei ihr noch einmal für die späte Störung und seine ungewöhnliche Bitte.
    «Wir sind dankbar für jeden Hinweis auf den derzeitigen Aufenthaltsort von Heiko Schramm, und wenn Sie etwas über Schramms Pläne wissen …»
    Gerda Winzen schüttelte zuerst nur den Kopf, dann erkundigte sie sich: «Wer soll das denn sein, dieser Heiko Schramm?»
    Dorothea presste die Lippen aufeinander und machte ein Gesicht, als habe sie gar keine andere Auskunft erwartet. Edmund sah es aus den Augenwinkeln, kümmerte sich aber nicht darum. «Vor rund acht Jahren war er Stammgast in der Disco, in der Sie beschäftigt waren», erklärte er mit erzwungener Ruhe.
    Nun zuckte Gerda Winzen mit den Achseln. «Vor acht Jahren?», wiederholte sie. «Meinen Sie, da würde ich mich heute noch an ihn erinnern? Da gab es viele Stammgäste.»
    Bevor Edmund darauf etwas erwidern konnte, schaltete Dorothea sich doch ein. «Django», sagte sie. «Er war immer ganz in Schwarz gekleidet.»
    Gerda Winzen zuckte noch einmal mit den Achseln und warf ihrem Mann einen Blick zu, der deutlicher als jedes Wort zum Ausdruck brachte:
Ich hab nicht den Schimmer einer Ahnung, wovon die beiden reden, Schatz
. Gleichzeitig bedauerte sie: «Sagt mir auch nichts. Tut mir leid.»
    Edmund zog den Zeitungsfetzen aus der Tasche und hielt ihn ihr hin. «Vielleicht hilft das Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge.»
    Gerda Winzen nahm das Stück Papier, betrachtete es nachdenklich und räumte ein: «Irgendwie bekannt kommt er mir schon vor, aber wenn er oft in der Disco war, ist das kein Wunder. Wie er heißt, hätte ich Ihnen nicht sagen können.» Sie schaute Edmund an. «Was ist denn mit ihm? Ich meine, Sie schneien hier mitten in der Nacht rein und behaupten, es wäre dringend.»
    «Schramm wurde vor zwei Wochen aus der Haft entlassen», sagte Edmund. «Da Sie sich nicht an ihn erinnern, ist Ihnen wahrscheinlich auch nicht bekannt, dass er vor gut sieben Jahren einen Goldschmied überfallen und ausgeraubt hat. Er machte eine Beute in Millionenhöhe, die bis heute nicht gefunden wurde. Meine Frau hat damals in der Goldschmiede gearbeitet …»
    Weiter kam er nicht. «Ist das Ihre Frau, das Mädchen auf dem Foto hier?», wollte Gerda Winzen wissen und gab ihm den Zeitungsfetzen zurück.
    Als Edmund nickte, sagte sie noch: «Da klingelt was bei mir. Überfall, wahrscheinlich habe ich das damals in der Zeitung gelesen. Aber an Ihre Frau kann ich mich auch nicht erinnern.»
    «Sie war auch nicht oft in der Disco», mischte Dorothea sich erneut ein. Ihr gefiel nicht, wie Edmund die Sache anging. «Aber ich war oft da und kann mich an Verschiedenes noch sehr gut erinnern, Frau Winzen. Zum Beispiel, wie Sie sich jedes Mal gefreut haben, wenn Schramm Sie zu einer Fahrt nach Amsterdam einlud, damit Ihre Kinder mal rauskommen und keiner auf die Idee verfiel, sein Auto auf Drogen zu untersuchen. So etwas vergisst man doch nicht.»
    «Wollen Sie damit andeuten, ich hätte was mit Drogen …», fuhr Gerda Winzen auf.
    «Niemand will in den alten Geschichten rühren, Frau Winzen», sagte Edmund rasch, bevor die Frau völlig dichtmachte. «Vorausgesetzt, Sie zeigen ein bisschen Entgegenkommen und sagen uns, wo wir Schramm eventuell finden können.»
    Gerda Winzen reagierte nicht. Ihr Mann sagte ruhig: «Das reicht. Sie gehen jetzt besser. Und kommen Sie nicht auf die Idee, meiner Frau etwas anhängen zu wollen.»
    Er erhob sich von der Couch und kam auf sie zu. Den Blick auf Edmund gerichtet, streckte er den Arm Richtung Tür aus. Es war ein glatter Rauswurf.
    Bevor sie das Wohnzimmer verließen, erklärte Edmund an die Frau auf der Couch gewandt: «Vielleicht denken Sie noch einmal nach. Wir wollen nichts weiter als einen Namen, eine Adresse, frühere Bekannte von Schramm, irgendetwas, wo wir ansetzen können. Der Kerl hat meine Frau in seiner Gewalt. Wenn ihr etwas zustößt, werde ich der Polizei notgedrungen viele Fragen beantworten müssen. Dabei wird dann auch das eine oder andere Detail aus

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