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Hörig (German Edition)

Hörig (German Edition)

Titel: Hörig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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an, wieder mit so viel Trauer im Blick. «Na ja», seufzte er und schniefte – vielleicht schniefte er ein paar Tränen weg, die er nicht fließen lassen wollte. «Ist nun mal passiert. Wenn nich’ mit dem, dann wär’s eben ein anderer gewesen, an den du dich gelehnt hättest. Was will man machen, wenn man alleine nicht mehr stehen kann? Hätt’ ich mir eigentlich denken können. Du warst viel zu jung und unerfahren, um das alleine durchzustehen und dann auch noch auf einen wie mich zu warten, der dir die ganze Scheiße eingebrockt hatte.»
    Damit trank er den Rest Kaffee aus und erhob sich gleichzeitig. Es waren abrupte und doch geschmeidige, fließend ineinander übergehende Bewegungen, die sie zusammenzucken ließen. Das Zeitungsfoto mit ihrer letzten Umarmung im Gerichtssaal lag noch auf dem Tisch.
    «Kannst es behalten», sagte er. «Vielleicht denkst du ab und zu mal an mich. Kannst es aber auch wegwerfen, wenn du lieber nicht mehr daran denken willst, was ich durchaus verstehe. Am besten vergisst du, dass ich hier war.»
    Er seufzte noch einmal, es klang nach Verzicht und Endgültigkeit. Mit wundem Blick schaute er auf sie hinunter. Sie saß noch auf dem Stuhl. Und ihr Herz flatterte wie ein verschreckter Vogel.
    «Willst du schon gehen?» Blöde Frage. Er stand doch bereits. Und eigentlich hätte sie erleichtert sein und aufatmen müssen, ihn zur Haustür begleiten.
«Tschüs, war nett, dich mal wiederzusehen.»
Oder:
«Schön, dass du vorbeigekommen bist.»
Oder sonst etwas in dieser Art. Und wenn er draußen und die Tür wieder geschlossen war, zum Telefon stürzen, in der Praxis anrufen und darauf bestehen, dass Sybille Grandes sie zu Eddi durchstellte. Aber ein Gefühl von Erleichterung wollte sich nicht einstellen.
    «Ich muss», sagte er. «Mein Kumpel ist noch bei Retlings. Er hat mich gefahren. Momentan hab ich ja noch kein Auto. Mit hierherkommen wollt’ er aber nicht. Hier stört er nur, meinte er. Wir beide sollten uns lieber unter vier Augen aussprechen. Er wollte sich in der Zeit noch ’n bisschen mit Retling unterhalten, hoffte darauf, dass der Alte ihm was zeigt. Er kann sich nämlich für Steine genauso begeistern wie du damals. Weißt du noch, wie du mir immer vorgeschwärmt hast? Da müsstest du meinen Kumpel mal hören. Der dreht glatt durch, wenn er so ’nen Klunker zu Gesicht kriegt. Deshalb lass ich ihn lieber nicht zu lange warten. Sonst kommt er am Ende noch auf dumme Gedanken.»
    «Du warst bei Retlings?» Welch überflüssige Frage, noch dazu nur geflüstert, die Stimme gehorchte ihr nicht mehr.
    Heiko schaute zum Fenster hinüber. «Hm», machte er und nickte dazu. «Irgendwo musste ich ja anfangen, nach dir zu suchen. Hast du gedacht, ich wär bei deinem Vater gewesen und hätte den gefragt, wo ich dich finden kann?»
    Er lachte bitter auf und schüttelte den Kopf. «Ich war mal da, vor ’n paar Tagen, an der Ecke, du weißt schon. Nur zur Erinnerung, hab mich nicht lange aufgehalten, weil ich dachte, ich verschwind besser, bevor Großmann mich sieht und die Bullen alarmiert. Dem wär schon was eingefallen, was er mir anhängen kann, damit die mich sofort wieder einbuchten, oder siehst du das anders?»
    Auf ihre Antwort wartete er nicht, sprach gleich weiter: «Dann bin ich zu Retlings. Hast du gewusst, dass die ein Ferienhaus haben? Ist nur so ’ne kleine Klitsche bei Bad Münstereifel. Mein Kumpel hat das für mich klargemacht. Ich musste es wenigstens versuchen, Püppi, das verstehst du doch, oder?»
    «Sicher», murmelte sie. «Sicher verstehe ich das.»
    Er lächelte, als wolle er sie für seine Hartnäckigkeit um Verzeihung bitten. «Die haben vielleicht Augen gemacht, als ich auftauchte. Und als sie gemerkt haben, warum ich gekommen bin …»
    Er sprach den Satz nicht zu Ende, sagte stattdessen: «Der Alte wollte partout nich’ raus mit der Sprache. Er meinte, du willst nichts mehr mit mir zu tun haben und ich soll dich in Ruhe lassen. Ich hab ihm gesagt, das will ich von dir selbst hören. Wenn du mir sagst, ich soll gehen und mich nie wieder in deiner Nähe blickenlassen, dann geh ich, und du siehst mich nie wieder. Genau so hab ich das zu ihm gesagt. Da wollt’ er mir erzählen, er kennt deine neue Adresse nicht. Sie hätten dich völlig aus den Augen verloren. Hab ich ihm nicht geglaubt. Aber ich konnt’ sagen, was ich wollte, er blieb dabei, bis seine Frau ihm gut zugeredet hat.»
    «Hast du …», es fiel ihr unendlich schwer, ihn das zu fragen, sie

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