Hör!Mir!Zu! 10 Gespräche von Frau zu Mann
Anfang an nicht stimmt, sicher keine leichte Aufgabe!
4. Mutterrolle: Ich bin nicht nur ein Muttertier
Ein Blick in die Vergangenheit
Nicht nur zu Zeiten von Artus und Eva, sondern bis ins 18. Jahrhundert hinein war die Großfamilie, die Sippe oder der Clan die verbreitetste Form des Zusammenlebens, auch im westlichen Kulturkreis. Hier wohnten neben dem Paar und den Kindern auch deren Großeltern, unverheiratete Basen, Vettern, Witwen und womöglich noch die Urgroßeltern zusammen, halfen einander und versorgten sich gegenseitig. Und egal, ob die Großfamilie als Bauern von Ackerbau und Viehzucht lebte, oder ob sie als Handwerker und Kaufleute ihr Brotverdiente, die Rollenverteilung war relativ klar: Männer kümmerten sich um die >großen< und körperlich schweren Arbeiten, Frauen um die leichteren Dienste, um das Vieh, das Feld und um den Hausstand. Die Kinder tummelten sich irgendwo dazwischen und wurden nicht nur von ihren Müttern, sondern auch von den anderen Mitgliedern der Familie betreut und erzogen. Erst zu Beginn der Industrialisierung im 18. Jahrhundert änderte sich dieses System. Die Menschen wurden flexibler und zogen dorthin, wo es Arbeit gab. Die Arbeit wurde nun auch nicht mehr überwiegend im eigenen Heim verrichtet, sondern meist außer Haus.
Aber durch den Wegfall der Großfamilie änderte sich etwas Wesentliches: Die Kinder waren plötzlich viel mehr an ihre Eltern gebunden, denn sonst war ja niemand da, der sich um sie kümmerte. Waren für Artus und Eva Kinder nie ein besonderes Problem, weil sie immer irgendwie mitversorgt wurden, auch wenn beide gerade anderweitig beschäftigt waren, so stellt es heute für Eltern eine große Herausforderung dar, ihr Leben nach dem Rhythmus der Kinder einzurichten. In der Großfamilie standen erfahrene Mütter und Großmütter bereit, wenn es Fragen und Probleme gab, wenn ein krankes Kind gehütet oder ein Streit geschlichtet werden musste. Heute bleiben die Eltern mit ihren Sorgen und Nöten meist allein, der Mann sorgt für das Einkommen und seine Partnerin für das Wohlergehen der Kinder und des Haushalts. Reicht sein Verdienst dafür nicht aus, so bleiben beide berufstätig und das Problem der Kinderbetreuung stellt sich umso dringender dar, weil die Familie als Rückhalt meist ausfällt.
Außerdem sind viele Frauen mit der klassischen Rollenverteilung zu Recht nicht mehr einverstanden. Sie haben genauso viel Zeit und Energie in ihre Schul- und Berufsausbildung gesteckt oder gar studiert. Sie haben einen guten Beruf in der Tasche und den Wunsch, nicht den Rest ihres Lebens vor dem Herd zu stehen und den Kindern hinterherzuräumen. In diesem Fall wird das Thema Kinder ganz besonders heikel.
Steffi kocht vor Wut. Gerade hat sie Florian gebeten, doch heute Abend ausnahmsweise mal die Kids ins Bett zu bringen, weil ihre Freundin Lucy mitten in der Krise steckt und sie anfleht, unbedingt und möglichst sofort bei ihr vorbeizukommen. Florian zog sofort einen Flunsch und maulte, dass Lucy doch ruhig noch warten könne, bis die Kinder schliefen. Auf Kinderterror und Gute-Nacht-Geschichten hätte er heute absolut keinen Bock.
»Das hätte ich mir doch gleich denken können,«fährt Steffi Florian an, »der gnädige Herr hat keine Lust auf Kinderterror und Geschichten. Aber ich, ich muss natürlich jeden Abend Lust dazu haben. Das ist ja wohl das Mindeste, was ich als Mutter zu leisten habe. Nicht wahr, mein Schatz?« »Ich weiß gar nicht, was du hast. Ich renne den ganzen Tag in die Arbeit und du hast einen tollen Tag mit den Kindern, kannst gemütlich einkaufen gehen und musst vielleicht ein wenig den Putzlappen schwingen. Da ist es doch wohl nicht zu viel verlangt, wenn ich abends müde bin, dass du die beiden ins Bett bringst? Wenn sie schlafen, kannst du ja weggehen, wenn du unbedingt meinst, aber dass ich auch noch die Kinder heute Abend allein am Bein habe, sehe ich nun wirklich nicht ein!« »Du kannst gerne sofort mit mir tauschen«, grollt Steffi wütend, »einen tollen Tag mit den Kindern. Hast du eine Ahnung, wie anstrengend es sein kann, sich dauernd mit zwei kleinen Jungs zu beschäftigen, denen langweilig ist? Und gemütlich shoppen! Das ewige Gequengel >Mami, ich will dies. Mami, kaufst du mir das?< treibt mich manchmal fast zur Verzweiflung. Jeder Stopp am Regal, um etwas in den Wagen zu laden, der mit zwei Kindern eigentlich schon proppenvoll ist, ist mit langwierigen Diskussionen verbunden. Aber du hast
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