Hoffnung am Horizont (German Edition)
Tagesanbruch angespannt sind.“
Sie griff in die Tasche ihres Kleides. „Hier ist Geld für die Vorräte, sowie ein Drittel Ihrer Bezahlung im Voraus, wie es in der Anzeige stand. Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie mehr brauchen. Und damit wir uns nicht missverstehen, Mr Taylor, den Rest bekommen Sie, wenn …“
„Wenn ich Sie nach Idaho gebracht habe.“ Er nahm die Geldscheine entgegen, ohne ihre Hand zu berühren, und sah sie einen Moment länger als nötig an. „Ich habe unsere Abmachung klar verstanden.“ Er steckte das Geld in seine Tasche. „Ich kümmere mich gleich morgen früh um die Pferde, und ich habe bis Samstag alles aufgeladen und reisefertig.“ Er nickte kurz. „Bei Sonnenaufgang, wie Sie gesagt haben. Ich weiß nicht, was Sie gewohnt sind, aber ich habe die Absicht, Brennans Treck so schnell wie möglich einzuholen, Miss Grayson. Wir haben beide unsere Pflichten während der Reise. Jeder muss seinen Teil erfüllen. Wir werden ein zügiges Tempo einschlagen, brechen jeden Tag bei Sonnenaufgang auf und fahren, bis es dunkel wird.“
„Ich passe mich dem Tempo an, das Sie vorgeben, Mr Taylor.“
Er blickte sie wieder einen Moment wortlos an, dann nickte er langsam. „Miss Grayson, ich denke, wir sind im Geschäft.“
„Sehr gut.“ Sie wandte sich zum Gehen, blieb dann aber noch einmal stehen. „Übrigens, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich bei meinem richtigen Namen ansprechen. Ob es Ihnen gefällt oder nicht, ich war die Frau Ihres Bruders.“ Sie lächelte und spürte selbst, dass sie jetzt ein wenig giftig war. „Und nur um die Verhältnisse klarzustellen, darf ich Sie freundlich daran erinnern, wer hier der Chef ist.“
Sie ging ins Haus, schloss leise die Tür hinter sich und lehnte sich daran. Ein Zittern ging durch ihren ganzen Körper. Was war da draußen gerade passiert? Sie war eine neue Kreatur in Christus, sie war nach seinem Bild neu gemacht, und doch hatte sie jede einzelne Sekunde genossen, in der sie Matthew Taylor in seine Schranken verwiesen hatte. Wie sollte sie eine wochenlange Reise mit jemandem überleben, der das Schlimmste in ihr zum Vorschein holte, und das mit solcher Leichtigkeit?
Vielleicht war es noch nicht zu spät, ihre Meinung zu ändern. Sie drehte sich um und spähte durch einen Schlitz im Vorhang.
Matthew stand am Rand der Verandastufen. Sein Profil verriet deutlich seine nachdenkliche Stimmung. Vielleicht beschäftigten ihn ähnliche Gedanken wie sie. Sie nutzte die Gelegenheit, ihn zu beobachten, obwohl sie sich dabei wie ein Kind vorkam, das heimlich in die Keksdose griff. Dieser Mann sah trotz seiner Schwächen wirklich gut aus. Er strahlte ein lässiges Selbstvertrauen aus, das ihm vielleicht selbst nicht einmal bewusst war. Aber sie sah tiefer. Er war nur äußerlich attraktiv. Wenn sie die Wahl hätte, würde sie sich sofort wieder für den älteren Bruder entscheiden. Ohne zu zögern.
Matthew drehte sich plötzlich um und schaute zum Haus zurück.
Annabelle ließ den Vorhang sinken und drückte sich mit rasendem Puls an die Wand.
Erst als sie seine Stiefelschritte auf den Verandastufen hörte, kehrte ihr Herz langsam zu seinem normalen Rhythmus zurück. Sie lehnte den Kopf zurück und seufzte. Menschen richtig einzuschätzen war immer eine Gabe gewesen, die sie beherrscht hatte, aber Matthew Taylor hatte sie eindeutig unterschätzt. Nicht nur in Bezug auf seine unerschütterliche Entschlossenheit, sondern auch in Bezug auf die Hingabe an seinen Bruder.
Kapitel 13
A ls hätte ihm jemand auf die Schulter getippt, drehte sich Matthew instinktiv, aber langsam um.
Da sah er einen Mann, der in der offenen Tür zum Mietstall stand. Das Licht des frühen Morgens fiel grau durch die Spalten des alten Holzgebäudes und beleuchtete das Innere nur schwach. Mit pochendem Herzen trat Matthew geräuschlos in die leere Box hinter sich zurück und war sich ziemlich sicher, dass der Mann ihn noch nicht gesehen hatte.
Jake Sampson nahm das Pferd des Fremden an den Zügeln und führte das Tier direkt auf Matthew zu. Obwohl er sich sagte, dass er vorschnelle Schlüsse zog, konnte Matthew die Alarmglocken, die in seinem Kopf läuteten, nicht abstellen. Er drückte sich an die Seite der Box und hoffte, Sampson ginge davon aus, dass er hinten bei Annabelles Schimmeln war, die er heute Morgen gebracht hatte.
Sampson nahm die leere Box neben ihm, und Matthews Atem beruhigte sich ein wenig.
„Sind Sie lange in der Stadt, Mister?“
„Einen oder
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