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Hoffnung am Horizont (German Edition)

Hoffnung am Horizont (German Edition)

Titel: Hoffnung am Horizont (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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nach acht Uhr war er wieder bei den Carlsons angekommen, und sein Verdacht, dass Sampson etwas über sein Geheimnis wusste, hatte sich deutlich gelegt. Er atmete leichter, als er daran dachte, dass er nicht mehr in die Stadt fahren müsste, bevor er morgen nach Idaho aufbrach.
    Dann sah er ihn. Den Zettel, der an die Stalltür geheftet worden war.
    Ohne ihn zu lesen, wusste er, von wem der Zettel war. Sie fing heute Morgen sehr früh an. Mit einem genervten Kopfschütteln stieg er vom Wagen und ging an dem Zettel vorbei in den Stall.
    In der nächsten Stunde lud er Kisten mit zusätzlichem Proviant und anderen Sachen aus dem Wagen. Er trug sie in die Scheune und sortierte sie, damit er sie zählen und für die lange Fahrt umpacken konnte. Während er einen fünfzig Pfund schweren Mehlsack von seiner Schulter auf die Werkbank hievte – eine Anweisung, die Miss Grayson gestern Abend auf einen Zettel geschrieben hatte, ihren vierten Zettel in den letzten zwei Tagen –, hörte er, wie die Hintertür des Hauses zufiel.
    Er trat in den Schatten des Stalls zurück und sah zu, wie sie durch den Hof zur Wäscheleine ging. Annabelle sah in Richtung Stall und er fragte sich, ob er sich ihr leichtes Kopfschütteln nur einbildete. Dann warf er einen Blick auf den Zettel, der immer noch an der Tür hing, und lächelte.
    Ein weiterer Grund, endlich aufzubrechen. Denn unterwegs hätte er schließlich das Sagen.
    Er ging zum Brunnen hinaus und warf den Eimer an seiner Leine in das dunkle Loch hinab. Er hörte, wie er im Wasser landete, und wartete ein paar Sekunden, bevor er ihn wieder hochzog. Nachdem er seinen Durst gelöscht hatte, goss er sich den Rest über das Gesicht und den Hals. Die Morgenluft war kühl und gewohnt trocken, er hatte also kaum geschwitzt, aber das Wasser fühlte sich trotzdem gut auf seiner Haut an.
    Er musste aus dieser Stadt verschwinden. Nein, er musste seine Schulden zahlen. Aber da das nicht so schnell machbar wäre, war die erste Option die einzige Möglichkeit, die ihm im Moment blieb.
    Als er wieder im Stall war, warf er einen schnellen Blick hinter sich auf das Haus und den Hof. Leer. Er zögerte, dann zog er die zerknitterten Zettel aus seiner Satteltasche. Er setzte sich auf einen Hocker, holte das unterste Blatt heraus und legte es nach oben.
    Er konnte immer noch nicht glauben, dass er sein eigenes Bild auf einem Steckbrief anschaute. Sein Gesicht war jetzt dünner, und der Bart, der in der Zeichnung abgebildet war, war abrasiert. Aber der Name, der in Großbuchstaben über dem Bild stand, war unverwechselbar.
    Er fuhr mit dem Zeigefinger über den Vornamen, den ihm seine Mutter gegeben hatte, und war froh, dass sie das nicht mehr erleben musste. Etwas Ähnliches hatte er im letzten Herbst zu Johnny gesagt. Matthew verdrängte diese Erinnerung schnell, nicht bereit, sich im Moment damit auseinanderzusetzen.
    Er hatte nur eine einzige persönliche Erinnerung an seine Mutter. Er konnte sich nicht mehr an ihre Augenfarbe oder ihre Frisur erinnern oder daran, welche Kleidung sie getragen hatte. Aber er erinnerte sich an den Duft von taufrischem Geißblatt und Sonnenschein. Das war alles. Laura McCutchens Taylor war gestorben, als er erst vier Jahre alt gewesen war. Er war also davon abhängig gewesen, dass Johnny seine Erinnerungslücken füllte und Bilder von seiner Mutter in Matthews jungem Gedächtnis schuf, an die er sich auch als Erwachsener noch klammerte.
    Es war sonderbar, wie sehr er die Anwesenheit seiner Mutter in seinem Leben vermisste, obwohl er sich nicht einmal mehr an sie erinnern konnte.
    Er fuhr mit dem Finger über seinen Nachnamen auf dem Blatt. In ihm regte sich eine Spur von Erleichterung, gemischt mit Schuldgefühlen und Abneigung, die ihn erfüllt hatte, als er vom Tod seines Vaters erfahren hatte. Diese Gefühle waren nicht richtig. Andererseits war Haymen Taylor keinem seiner Söhne je ein liebender Vater gewesen.
    Matthew atmete tief ein und dann langsam wieder aus. Der Fremde, den er gestern im Mietstall gesehen hatte, war höchstwahrscheinlich ein Kopfgeldjäger. Es war naheliegend, dass die Männer, die ihn suchten, diesen Weg einschlugen. Seine Schulden waren schließlich von nicht ganz legaler Art. Der Fremde gestern hatte nicht wie ein Texas Ranger ausgesehen, auch wenn sein Akzent deutlich verraten hatte, dass er aus dem Süden kam.
    Er starrte die Summe an, die als Belohnung für ihn ausgesetzt worden war. Es war ernüchternd, wenn ein Mann sah, wie sein Leben in

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