Hoffnung am Horizont (German Edition)
unmöglich!“ Er legte seine Gabel scheppernd auf den Teller und stand auf. Der Küchenstuhl kratzte über den Holzboden. „Wir brechen wie geplant morgen früh bei Sonnenaufgang auf.“
Lilly erschien mit der Kaffeekanne in der Hand wieder an seiner Seite. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass sie aufgestanden war. „Noch Kaffee, Mr Taylor?“
Annabelle zuckte mit den Achseln. „Ich verstehe nicht, was es ausmacht, wenn wir noch einen Tag länger warten. Hannah hat vor, heute eine Freundin zu besuchen, die außerhalb der Stadt wohnt. Die Frau ist krank, und ich würde sie gerne begleiten, da es das letzte Mal ist, dass ich hier bin … wenigstens für sehr lange Zeit.“
Als wäre die Sache damit erledigt, drehte sie ihm den Rücken zu.
Matthew kochte innerlich vor Wut und verspürte den starken Wunsch, ihr ihren kleinen Hals umzudrehen. „Mrs McCutchens, erstens wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir nicht den Rücken zukehren, während wir miteinander sprechen. Manche Leute würden das als unhöflich empfinden.“
Ganz langsam drehte sie sich wieder zu ihm um und zog eine Braue in die Höhe.
„Und zweitens schlage ich vor, Madam, dass Sie Ihren Besuch heute Morgen genießen und dann nach Hause kommen und fertig packen. Denn Ihr Planwagen bricht wie geplant morgen früh auf.“
„Mr Taylor, möchten Sie noch einen Kaffee?“
Matthew bemühte sich, dem Mädchen ruhig und freundlich zu antworten. „Ja, Lilly, das wäre nett. Danke.“ Als sie sich nicht bewegte, bemerkte er, dass ihr Lächeln verschwunden war. „Danke, Lilly“, wiederholte er.
Sie füllte seine halb leere Tasse bis zum Rand und stellte dann mit hängenden Schultern die Kanne wieder auf den Ofen. „Ich muss jetzt zur Schule.“
Er wusste zwar nicht, was er angestellt hatte, aber irgendwie fühlte er sich für Lillys plötzlichen Stimmungsumschwung verantwortlich. Er hatte keine Ahnung, wie er sich verhalten sollte.
Sie stand mit traurigen Augen im Türrahmen. „Auf Wiedersehen, Mr Taylor. Bis heute Nachmittag. Dann sind Sie noch hier, oder?“
Matthew nickte, als sie die Tür schloss. Sein Frühstück war jetzt bei Weitem nicht mehr so verlockend, nachdem diese Frau ihm mit ihren Worten den Appetit verdorben hatte. Eine Kohlezeichnung tauchte vor seinem geistigen Auge auf. Er musste sich in diesem Punkt durchsetzen, ihm blieb keine andere Wahl.
„Mrs McCutchens …“ Sie mit diesem Namen anzusprechen, obwohl sie allein waren, wurmte ihn, aber er war bereit, dieses Zugeständnis zu machen. Besonders unter den gegebenen Umständen. „Sie haben mich eingestellt, damit ich Sie zu Brennans Treck führe und dann weiter nach Idaho, bevor der erste Schnee fällt. Das bedeutet, dass wir uns an einen Zeitplan halten müssen.“ Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren, um Argumente zu finden, warum ein Tag mehr oder weniger so viel ausmachte. Bis auf den offensichtlichen Grund, den er ihr nicht verraten konnte.
„Seien Sie vorsichtig mit ihr, Mr Taylor.“
Er kniff die Augen zusammen und blickte dann hinter sich. „Mit wem soll ich vorsichtig sein? Wovon sprechen Sie?“
Annabelle schüttelte den Kopf und bedachte ihn mit einem mitleidigen Blick. „Sie haben absolut keine Ahnung, nicht wahr?“
„Keine Ahnung wovon?“
„Von diesem lieben Mädchen, das gerade gegangen ist.“
Er schaute in die Richtung, in die Lilly verschwunden war. Jetzt hatte diese Frau endgültig den Verstand verloren.
„Sie ist in Sie verliebt, Mr Taylor.“ Annabelle zog eine Braue in die Höhe. „Aus welchem Grund auch immer“, fügte sie so leise hinzu, dass er es gerade noch hören konnte.
Er schnaubte. „Sie wissen ja nicht, was Sie da reden. Das führt mich zu Ihrer ursprünglichen Frage zurück: Nein, wir verschieben unseren Aufbruch um keinen Tag! Wir brechen wie geplant morgen auf. Es soll bald regnen, und ich möchte bis dahin schon eine größere Strecke zurückgelegt haben.“
„Wer sagt, dass es regnen soll?“ Sie schaute aus dem Küchenfenster. „Es sieht nicht nach Regen aus.“
„Ich gehe das Risiko nicht ein, dass wir wegen des Wetters mehrere Tage verlieren, Mrs McCutchens. Denn ich habe Pfarrer Carlson mein Wort gegeben, dass ich Sie bis spätestens Mitte Juli zu Brennans Treck bringe.“ Er beobachtete ihren Gesichtsausdruck und versuchte abzuschätzen, wie sie seine Argumente aufnahm. Aber diese Frau beherrschte es gut, ihre Gedanken zu verbergen. Sosehr ihm auch davor graute, mit ihr allein unterwegs zu sein, zog er
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