Hoffnung am Horizont (German Edition)
Haarfarbe wie sein Vater, die gleichen blauen Augen. Er hatte das Kinn und die Nase seiner Mutter geerbt, aber Jennings könnte nie leugnen, dass dieser Junge sein Sohn war.
„Wie geht es dir, Matthew?“, fragte Kathryn, als Larson und der kleine William gegangen waren.
Er zuckte mit den Achseln. „Gut.“
„Du siehst gut aus, falls das irgendetwas darüber aussagt, wie dein Leben in den letzten zwei Jahren verlaufen ist.“
Als er daran dachte, was in seiner Satteltasche steckte, war er froh, dass Kathryn nicht wusste, wie sein Leben wirklich verlaufen war. „Von dir kann man das Gleiche sagen. Du siehst schön aus, Kathryn. Genauso wie das letzte Mal, als ich dich sah.“ Er dachte wieder daran, wie viel er sich einmal aus ihr gemacht hatte und wie froh er jetzt war, dass es zwischen ihnen anders gekommen war.
Ihre Miene wurde weicher. „Ich will dir schon so lange danken, Matthew, dass du mir so viel Rückhalt gegeben hast, als ich damals diese schwere Zeit durchmachte. Ich bin dankbar für alles, was du für mich getan hast. Für Larson und für mich.“
„Das habe ich gern getan“, antwortete er und wurde sich bewusst, dass Jennings gerade das Gleiche zu ihm gesagt hatte.
„Es tat mir leid, als ich das mit deinem Bruder hörte. Larson und ich kannten Jonathan nicht gut und wir wussten natürlich nicht, dass ihr Brüder seid. Wir waren bei seiner und Annabelles Hochzeit dabei. Dein Bruder schien ein sehr freundlicher und verständnisvoller Mann zu sein. Er hat Annabelle offensichtlich sehr geliebt.“
Sie brach ab, als warte sie darauf, dass er etwas sagte, aber dann sprach sie weiter. „Annabelle ist eine ganz besondere Frau, Matthew. Sie wurde mir eine gute Freundin, und ich … ich weiß, dass du sie nicht gut kennst. Du denkst also vielleicht genauso wie viele hier in der Stadt: Dass sie sich nicht sehr verändert hat. Aber ich will dir versichern, dass sie sich verändert hat! Sie ist jetzt eine ganz andere Frau als früher.“ Ein vorsichtiger Blick trat in ihre Augen. „Ihr werdet mehrere Wochen miteinander unterwegs sein, und ich hoffe, du versuchst, eine gemeinsame Basis mit ihr zu finden. Gib ihr eine Chance, dir zu zeigen, was für eine Frau sie geworden ist. Versuche, dir nicht vorschnell eine Meinung von ihr zu bilden.“ Sie lächelte ihn hoffnungsvoll an. „Menschen können sich nämlich wirklich ändern.“
Er wollte ihr widersprechen, aber der Ernst in Kathryns Stimme ließ es nicht zu.
„Manchmal, Matthew, versäumen wir es, die Veränderungen bei Menschen zu sehen, weil wir uns schon ein festes Bild von ihnen gemacht haben. Egal, wie gut man einen Menschen zu kennen meint, sind die Dinge manchmal einfach nicht so, wie sie scheinen.“
„Wie wahr“, flüsterte er und begann langsam, auch zu lächeln.
„Ich will dir nicht zu nahe treten, aber hast du einmal versucht, dich in ihre Lage zu versetzen? Und dir vorgestellt, wie es sein muss, wenn man an einem Ort lebt, an dem jeder weiß, was man früher war, und jeden Fehler kennt, selbst die geheimsten Dinge? Und wie es ist, an diesem Ort als ein neuer Mensch zu leben, der aber bei jeder Gelegenheit an die Vergangenheit erinnert wird?“
Ihr Blick war so durchdringend, dass er sich fragte, ob sie die Wahrheit über ihn wusste. Und darüber, was er getan hatte? Dieser Gedanke erfüllte ihn mit Scham, aber als er sie genauer anschaute, wurden seine Befürchtungen nicht bestätigt. In ihrer Miene lag keine Anklage. Nur Besorgnis.
Dann traf ihn eine plötzliche Erkenntnis. Er hatte wirklich etwas mit Annabelle Grayson gemeinsam. Sie beide hatten eine Vergangenheit, die sie gern geheim halten würden. Aber er hatte in diesem Fall die Oberhand: Sie wusste nichts über seine Vergangenheit. Er hätte gedacht, dass ihm dieser Vorteil Genugtuung bereiten würde. Stattdessen brachte diese Erkenntnis eine unerwartete Leere mit sich.
„Ich gebe dir mein Wort, Kathryn. Weil du mich darum gebeten hast, will ich mich bemühen, ihr gegenüber offen zu sein.“ Obwohl ihm das bestimmt nicht leichtfallen würde. Und Annabelle Grayson McCutchens würde es ihm sicher auch nicht leicht machen.
* * *
Annabelle stand am Wagen und sah lächelnd zu, wie Kathryn und Hannah die alte Frau umarmten und sie begeistert begrüßten.
„Miss Maudie, wir haben uns so lange nicht mehr gesehen.“ – „Es ist so schön, Sie wiederzusehen.“ – „Geht es Ihnen besser?“ – „Wir haben Ihnen eine Gemüsesuppe und die Haferplätzchen
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