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Hoffnung am Horizont

Hoffnung am Horizont

Titel: Hoffnung am Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerry Greine
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Chance.“
     
    Eine Chance? So etwas Ähnliches
hat Gabe auch gesagt, nachdem er mir von seiner Ex erzählt hat.
     
    Es hat gut getan, mich
einmal so richtig bei ihr auszuheulen. Mit neuem Elan schnappe ich mir nachmittags
meinen Hund und gehe an den Strand. Ein bisschen Ball werfen wird wohl nicht zu
anstrengend sein, denke ich, aber nach einer halben Stunde werde ich müde und
kehre um. Wieder zu Hause bin ich völlig durchgefroren und lege mich erst
einmal in die Badewanne und kuschele mich hinterher mit einer Decke auf die
Couch vor den Fernseher.
    Ein Klingeln an der
Haustür weckt mich. Gabe. Er hatte ja versprochen noch zu kommen. Verschlafen
öffne ich ihm die Tür und bitte ihn herein. In einer Hand trägt er eine
Plastiktüte vom chinesischen Restaurant, in der anderen eine kleine
Reisetasche.
    „Ich hab uns Abendessen
mitgebracht. Ich hoffe du magst Chinesisch?“
    „Hm, ja. Klingt gut.“
    Erst als mir der Geruch
nach Frühlingsrollen und Hühnchen süß-sauer in die Nase steigt, bemerke ich
meinen knurrenden Magen und lange ordentlich zu.
    Gabe lehnt sich entspannt
auf seinem Stuhl zurück und beobachtet mich lächelnd.
    „Was ist?“, frage ich.
    „Nichts. Ich sehe dir nur
gern beim Essen zu und heute ist das erste Mal, dass du nicht nur darin
herumstocherst, wenn ich dabei bin.“
    „Hm, das Frühstück im
Krankenhaus war nicht so lecker und ich habe außer einem Muffin mit Annie heute
Morgen noch nichts gegessen.“
    Einen Moment herrscht
Stille, dann flucht Gabe leise vor sich hin. Verwundert sehe ich ihn an. Sein
Gesicht ist vor Wut verzerrt und er beißt die Zähne aufeinander.
    „Verdammt Jules, sag mir,
dass das nicht wahr ist! Ich glaub es ja nicht! Du bist schwanger, du musst
endlich anfangen dich vernünftig zu ernähren, schließlich musst du das Baby
auch versorgen können. Hör endlich auf, über jeden Bissen, den du isst,
nachzudenken!“
    Er scheint echt sauer zu
sein, aber er hat mich völlig falsch verstanden.
    „So war es doch gar nicht.
Ich habe es einfach vergessen. Ich habe den ganzen Nachmittag auf der Couch
verschlafen, bis du eben geklingelt hast. Ich zähle doch keine Kalorien, was
denkst du denn von mir!“
    Ich bin wirklich
entrüstet. Okay, ich habe Probleme mit meiner Figur, aber trotzdem ernähre ich
mich, seit ich schwanger bin, möglichst ausgewogen und gesund, ohne über mein
Gewicht nachzudenken. Außerdem ist das ja jetzt auch egal, ich werde in den
nächsten Monaten noch einige Kilo zulegen und das gern, denn ich weiß ja wofür.
Für mein Baby.
    Er scheint sich ein
bisschen abzuregen, aber sicherheitshalber wechsele ich das Thema und esse
weiter, obwohl ich eigentlich schon satt bin.
    „Was ist eigentlich in der
Tasche?“, frage ich und deute auf die kleine blaue Reisetasche, die neben der
Küchentür steht.
    „Wechselklamotten,
Zahnbürste und sowas.“
    Äh, momentmal. Wie bitte?
    „Was hast du denn vor?
Willst du hier einziehen?“
    Meine Frage ist eigentlich
scherzhaft gemeint, kommt aber irgendwie eher ängstlich rüber.
    Gabe bleibt völlig cool
und sieht mir unverwandt in die Augen.
    „Ja, das hatte ich
eigentlich vor. Irgendjemand muss ja auf dich aufpassen.“
    Ich kann es kaum glauben,
bin fassungslos. Wütend schmeiße ich meine Gabel weg, die laut klirrend auf
meinem Teller landet. Ein paar Reiskörner verteilen sich durch die Wucht über
den Tisch, aber es ist mir egal. Er kann froh sein, wenn ich nicht gleich den
ganzen Teller nach ihm werfe.
    „Sag mal, spinnst du? Du
kannst doch nicht einfach alles über meinen Kopf hinweg entscheiden! Erst
schickst du mir Annie als Babysitter auf den Hals und jetzt willst du mich hier
überwachen? Ich brauche keine Hilfe und niemanden, der auf mich aufpasst! Mir
geht es gut und ich komme allein klar. Außerdem kenne ich nicht einmal deine
Adresse.“
    Okay, der letzte Satz
verwirrt ihn jetzt. Ich kann es an seinen zusammengezogenen Augenbrauen und dem
fragenden Blick sehen.
    „Townsend Avenue 58.“
    „Wie bitte?“
    „Da wohne ich. Townsend
Avenue 58.“
    „Aber das ist ja nur zwei
Straßen weiter von hier.“
    „Ja, was hast du denn
gedacht, wo ich wohne?“
    Ich habe keine Ahnung.
Irgendwie habe ich da nie wirklich drüber nachgedacht.
    „Deshalb wollte ich dich
ja an dem ersten Abend bei Annie nach Hause bringen. Ich musste ja sowieso hier
vorbei und ich wollte wirklich nicht, dass du nachts allein durch die Straßen
spazierst.“
    Hm, okay. Die Information
muss ich erst einmal sacken lassen.

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