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HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

Titel: HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
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ihrer Vergangenheit Episoden gibt, über die man in der guten Gesellschaft besser nicht reden sollte. Ich bewundere sie sehr.“
    „Das, Sir, war offensichtlich – wenn ich das bemerken darf.“ Nach diesem verärgerten Ausbruch verstummte Emma. Sie schloss die Augen und biss sich auf die Lippe, aber es war zu spät. Wie hatte sie sich nur dazu hinreißen lassen können, etwas Derartiges zu äußern?
    Sie wandte sich zum Gehen, den Blick gesenkt.
    „Einen Augenblick, Madam.“ Hugos Stimme klang kalt wie Eis.
    Emma hielt inne.
    „Was genau wollten Sie damit sagen?“
    Sie fühlte seinen Atem an ihrem Nacken. Er stand nun direkt hinter ihr. Sie hatte nur zwei Möglichkeiten: Flucht – oder Angriff.
    Emma trat einen Schritt vor, um ausreichend Abstand zu gewinnen, dann drehte sie sich abrupt um und blickte ihn an. „Ich denke, das ist offensichtlich, Major“, erklärte sie wütend. „Ich sah, wie Sie Richards Gemahlin küssten. Wollen Sie es etwa leugnen? Sie sind Gast in seinem Haus, und Sie …“
    Hugo erstarrte. Die dünne Narbe hob sich jetzt deutlich von seiner gebräunten Haut ab, wie Emma auffiel. „Richard ist mein Freund, und ich bin ein Mann von Ehre, Miss Fitzwilliam“, entgegnete er und artikulierte jedes Wort mit einer Deutlichkeit, als handele es sich um einen tödlichen Richterspruch.
    Emma stand reglos da und starrte ihn verächtlich an. Sprechen konnte sie nicht.
    „Ihr Vorwurf steht Ihnen deutlich ins Gesicht geschrieben, Madam. Sie halten mich für Lady Hardinges Liebhaber, nicht wahr?“
    Schweigen breitete sich aus.
    Hugo sprach zuerst wieder. „Sie verstehen rein gar nichts von der Liebe, wenn Sie mein Handeln in dieser Weise missverstehen“, erklärte er verärgert. „Ich fürchte, Ihre Bildung ist lückenhaft.“ Er trat vor und packte Emma ruckartig bei den Schultern. „Ich werde Ihnen zeigen, was Liebende tun“, verkündete er und beugte sich über sie.
    Emma vermochte sich nicht zu bewegen. Sie spürte seine Finger, als befände sich kein Stoff zwischen ihnen und ihrer Haut. Sie konnte nicht denken. Sie konnte nur noch fühlen. Hugos fester, grober Kuss war voller Wut, Enttäuschung – und doch, das spürte Emma, voller Verlangen. Beinahe eine Ewigkeit lang presste er seine Lippen auf ihren Mund, hielt sie fest. Sein Zorn schien ihm unerwartete Kräfte zu verleihen.
    Endlich lockerte er seinen Griff. Auch sein Kuss schien sanfter zu werden. Er strich mit den Händen über den feinen Samt ihrer Ärmel, und Emma war überzeugt, dass seine Berührung auf ihrer nackten Haut zu sehen sein müsse, so wie sein Kuss auf ihren Lippen. Kein Mann hatte sie bisher derart leidenschaftlich geküsst. Diese Leidenschaft war aus Zorn erwachsen, nicht aus Liebe, und dennoch empfand sie seinen Kuss als erregend. Ihr Herz schlug wie rasend, und ihr Körper glühte. Sie fühlte sich wunderbar lebendig, und sie gab sich ganz diesem Gefühl hin.
    Als sie sich ein wenig bewegte – nicht, um zurückzuweichen, sondern um ihm noch näher zu sein –, reagierte Hugo sofort. Er umfasste ihren Kopf, packte ihr Haar, damit sie nicht entkommen konnte. Er erforschte ihren Mund mit Lippen und Zunge, während er mit der anderen Hand ihren Arm streichelte.
    Emma glaubte, ihr müssten vor Wonne die Sinne schwinden. Sie vergaß, wer sie war – und vor allem, wo …
    Bis das Drehen des Türknaufs sie daran erinnerte.

7. KAPITEL
    Lieber Gott, was hatte sie nur getan?
    Emma wagte es nicht, sich umzudrehen und nachzusehen, wer hereinkommen würde. Sie wusste, dass ein Blick auf ihr erhitztes Gesicht und ihre geschwollenen Lippen genügte, um sie zu verraten. Es spielte keine Rolle, dass sie jetzt allein war oder dass das üppige Grün sie vermutlich vor etwaigen Blicken vom Korridor aus geschützt hatte. Ihr Benehmen war skandalös. Jedes Straßenmädchen in Covent Garden hätte mehr Anstand besessen.
    Es schien sehr lange zu dauern, ehe die Tür geöffnet wurde. Und geräuschvoller als üblich. Emma blieb Zeit, um ein paar Mal tief Luft zu holen und zu hoffen, dass ihre Wangen wieder ihre normale Farbe hatten.
    „Miss Emma.“
    Seltsamerweise war sie froh, dass es Digby war, der sie von Kindesbeinen an kannte. Jamie hätte Verständnis gehabt, aber was sie in ihrer augenblicklichen Lage brauchte, war absolute Diskretion – und keine mitleidigen Fragen.
    „Miss Emma, Mylady erwartet Sie oben in ihrem Salon. Sie bittet Sie zu bleiben, da sie damit rechnet, dass Seine Lordschaft seine Frau Mutter mit hierher

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