HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK
stattfinden.“
Richard lachte herzlich. „Davon bin ich überzeugt, Emma. All diese armen jungen Gentlemen …“
Emma schnaubte verächtlich. „Arm – das sind sie in der Tat“, erklärte sie und wollte gerade gegen die Mitgiftjäger wettern, die sie in jeder Saison aufs Neue plagten, als die Dowager Countess sich einmischte. „Du darfst ihnen keine Vorwürfe machen“, erklärte sie freundlich. „Es ist nicht ihre Schuld, dass sie keine erstgeborenen Söhne sind oder gar mittellos. Welche Wahl bleibt ihnen denn schon? Eine Erbin, noch dazu eine, die so liebreizend ist wie du, muss ihnen wie ein Geschenk des Himmels erscheinen. Du solltest Mitleid mit ihnen haben.“
„Oh, das habe ich, Madam, wirklich“, erwiderte Emma. „Außer, wenn ich genötigt bin, mich in ihrer Gesellschaft aufzuhalten.“
Richard und Jamie brachen in Gelächter aus. Auch die verwitwete Lady Hardinge lächelte. „Emma, du bist unverbesserlich. Erlaube mir, festzustellen, welch ein Glück es ist, dass dies dem Rest der Welt zu entgehen scheint. Was hätte Mrs. Warenne zu deiner Bemerkung gesagt?“
Emma versuchte, artig auszusehen, was ihr misslang. „Die Geduld, die meine Tante Augusta mir entgegenbringt, ist endlos, Madam. Sie stellt mich einem geeigneten Gentleman nach dem anderen vor und lässt sich keineswegs davon abschrecken, wenn die betreffenden Herren nie wieder auftauchen oder, entschieden schlimmer, wenn ich sie zurückweise. Und sie bemüht sich nach Kräften, mir die unpassenden Junggesellen vom Leibe zu halten.“ Emma warf Jamie einen verschwörerischen Blick zu. „Manchmal wünschte ich, sie täte das nicht. Denn zumindest einige der Schurken sind höchst unterhaltsam. Richard, woran liegt es, dass anständige Männer immer so langweilig sind?“
Richard hatte sich bei ihren Worten erhoben. Er durchquerte das Zimmer und nahm Emmas Arm. „Ich glaube, ich muss Sie hinausgeleiten, Madam, ehe Sie noch freier sprechen. Sie finden Gentlemen wie mich also langweilig?“
Emma lächelte den Damen zum Abschied zu, befreite sich aus Richards Griff und knickste tief vor ihm. „Sie irren sich, Mylord“, verkündete sie untertänig, nachdem sie sich wieder aufgerichtet hatte. „Niemals würde ich es wagen, Sie anständig zu nennen.“ Sie warf den Kopf in den Nacken, schlüpfte zur Tür hinaus, während Richard mitten im Raum stehen blieb und seine Gattin und seine Mutter versuchten, ihr Lachen zu unterdrücken.
„Emma!“, begann er drohend, doch es war zu spät. Die Tür war bereits hinter ihr ins Schloss gefallen, und sie lief die Treppen hinunter, voll diebischer Freude über ihren kleinen Triumph.
Es war ein Erfolg gewesen – dank Jamie! Emma freute sich sehr und fühlte sich getröstet, obwohl sie nach London zurück musste. Jetzt konnte sie sich wenigstens auf die bevorstehende Reise freuen. Alle Hardinges würden dabei sein – und auch Major Hugo Stratton.
Sie schluckte und zwang sich, an praktische Dinge zu denken. Ihr Vater würde nicht sehr erfreut sein über die Aussicht, dass der Major sie begleiten würde, indes war sie sicher, Sir Edward überreden zu können, vor allem, da es sonst keinen Ort gab, an den der Kriegsversehrte gehen konnte. Nein, ihr Papa war ein freundlicher Mann. Am Ende würde er Major Stratton willkommen heißen, genauso wie all die potenziellen Heiratskandidaten, die Tante Augusta mitbringen würde.
Emma betete darum, dass Tante Augustas Junggesellen nicht ausnahmslos respektabel und langweilig sein würden. Es gab nichts Schwierigeres, als die Werbung eines würdigen Gentleman abzulehnen, vor allem, wenn er sich seines Wertes bewusst war. Sie hatte Major Stratton als dünnhäutig bezeichnet, doch das war ohne Zweifel besser als all die dickfelligen aufgeblasenen Wichtigtuer, die ihr nachgelaufen waren und die sich nicht vorstellen konnten, in den Augen einer jungen Dame nicht vollkommen zu sein. Zumindest besaß Hugo die Gabe, über seine eigenen Fehler zu lachen …
8. KAPITEL
„Und zu meiner großen Freude kann ich euch mitteilen, dass niemand abgelehnt hat.“ Mrs. Warenne war ganz in ihrem Element, während sie ihrem Bruder und Emma Tee einschenkte. Zu dritt hatte man sich bereits in dem Haus in Surrey eingerichtet, das Sir Edward angemietet hatte. Die Gäste würden erst im Laufe des nächsten Tages eintreffen, sodass Emma und ihrer Tante genügend Zeit blieb, alles für die große Gesellschaft vorzubereiten. „Sogar Major Strattons Bruder wird dabei sein“,
Weitere Kostenlose Bücher