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HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

Titel: HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
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schmiegte sich an die Wand in der Hoffnung, dass ihre Anwesenheit unbemerkt blieb. Wie sollte sie erklären, dass sie sich hier hinter den Vorhängen versteckt hielt? Es würde aussehen wie eine Verabredung, und jetzt, da Hugo fort war – sie wagte nicht, das zu Ende zu denken. Sie hielt den Atem an.
    „Gott sei gedankt für ein wenig Stille“, war eine ältere Frauenstimme zu hören. „Was hat Amelia Dunsmore sich bloß dabei gedacht, diesen Mann zu engagieren? Gewiss ist er der schlechteste Tenor in ganz London.“
    „Sie kennt den Unterschied nicht“, erwiderte eine jugendlichere Stimme. „Sie hat überhaupt kein Ohr für Musik, glaubt jedoch, Musikabende würden ihren Rang erhöhen.“ Ein verächtliches Schnauben wurde hörbar.
    „Es überraschte mich, die Strattons hier zu sehen“, sagte die ältere Dame. „Dich nicht? Sie war ja schon immer eine kecke kleine Person, aber einfach hereinzuspazieren, mit dem Gemahl am Arm, als wäre das die natürlichste Sache der Welt – ich hätte nicht gedacht, dass sie das wagen würde. Vermutlich müssen wir froh sein, dass sie nicht auch den Bruder im Schlepptau hatte.“
    Die jüngere Frau lachte boshaft. „Man sagt, Kit werde ins Ausland geschickt. Major Stratton hat das wohl zur Bedingung gemacht, ehe er die Schulden seines Bruders übernahm. Und natürlich bedeutet das zudem, dass Kit sich von der neuen Mrs. Stratton fernhält. Der Major ist kein Dummkopf.“
    „Das vielleicht nicht, allerdings …“ Die Stimme wurde zu einem verschwörerischen Flüstern gesenkt. „Nach dem letzten on dit ist er keineswegs der Held, als der er sich stets darstellt. Hast du es noch nicht gehört? Auf der Iberischen Halbinsel wurde er um ein Haar unehrenhaft entlassen – wegen Insubordination und Feigheit.“
    „Nein! Wirklich?“
    „Offensichtlich hat man das vertuscht. Wellington selbst hatte seine Hände im Spiel. Alles wurde mit einem Missverständnis erklärt, und die Offiziere wurden versetzt.“
    „Ein Dämpfer geschähe Emma Fitzwilliam recht“, stieß die jüngere Stimme hervor. „Nachdem sie so lange die Königin der Gesellschaft war und den jungen Damen mit weitaus besserem Stammbaum alle annehmbaren Gentlemen abspenstig gemacht hat.“
    Eine männliche Stimme mischte sich ein. „Verzeihen Sie, meine Damen, Lady Dunsmore bat mich, Ihnen mitzuteilen, dass Erfrischungen serviert werden. Würden Sie mich bitte begleiten?“
    Schritte entfernten sich, eine Tür wurde geschlossen.
    Emma ließ sich gegen die Wand sinken, während sie eine Faust an die Lippen presste.
    Das konnte unmöglich wahr sein!
    Es stimmte nicht, Hugo Stratton war kein Feigling. Er wäre bei Waterloo um ein Haar gestorben, während Forster, von dem die Vorwürfe zweifellos stammten, sicher bei der Reitergarde hockte und die königlichen Kumpane anführte.
    Sie musste Hugo erzählen, was sie gehört hatte. Er musste wissen, was man über ihn behauptete. Doch wie sollte sie das anstellen? Er warf ihr ohnehin schon vor, dass sie sich wie ein verwöhntes Kind benahm. Und er hatte recht. Genau das hatte sie getan. Wenn sie doch nur gewusst hätte …
    Sie musste sich etwas einfallen lassen, um Hugo zu helfen.
    Sie schob die Vorhänge beiseite und schritt zur Tür. Kein Lauschen mehr. Sie würde alles tun, was sie konnte, um die Situation zu retten, hier und jetzt. Sie war machtlos, wenn es darum ging, Hugos Ehre gegen diese bösen Verleumder zu schützen, wenigstens im Augenblick, aber sie würde diesen Harpyien zeigen, dass sie glücklich war – jawohl, und stolz dazu! – die Gemahlin von Hugo Stratton zu sein.
    „Ich verstehe noch immer nicht, was in dich gefahren ist, dass du so etwas tust, Hugo. Wir hätten gewiss einen anderen Weg finden können, oder?“
    „Sprich leiser, Kit. Es ist vier Uhr früh. Willst du das ganze Haus aufwecken?“
    Kit warf seinem Bruder einen verärgerten Blick zu, senkte seine Stimme jedoch zu einem Flüstern. „Wenn du mir wenigstens gesagt hättest, was du vorhast. Warum durfte ich ihn nicht fordern? Ich bin jünger und gesünder als du und zudem ein besserer Schütze, nebenbei bemerkt.“
    „Du hast keinen triftigen Grund. Er hätte sich geweigert, gegen dich anzutreten. Und da er viel älter ist als du, wäre das völlig richtig erschienen. Mir gegenüber hatte er keine solche Ausrede. Denen, die am Spieltisch saßen, waren die Gerüchte, die Forster gestreut hat, bekannt. Er hatte keine Möglichkeit, meine Forderung auf ehrenhafte Weise abzulehnen. Er

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