Hoffnung ist mehr als ein Wort (Bianca) (German Edition)
Telefonbuch hervor. Zum Glück bestand bei Kleinstadtbewohnern für gewöhnlich kein Bedarf an Geheimnummern, sodass er wenige Sekunden später bei Levi zu Hause anrufen konnte.
Eine Frau meldete sich.
„Kit?“
„Travis?“
„Hallo. Wie geht’s?“
„Du bist es wirklich! Wieso rufst du meinen Verlobten an?“ Belustigung schwang in ihrer Stimme mit. „Höchst seltsam.“
„Was ist seltsam daran, dass ich zur Abwechslung mit jemand anderem als Frauen und Vorschulkindern sprechen möchte?“
Lachend entgegnete sie: „Du hast doch Lincoln. Er geht immerhin schon in die zweite Klasse.“
„Ha, ha! Ist Levi in der Nähe?“
„Das hängt davon ab, was du von ihm willst. Wir wollen einen romantischen Abend zu zweit verbringen.“
Er seufzte. „Ich verspreche, dass ich ihn nur eine Sekunde aufhalte.“
Sie lachte. „Nun, in dem Fall …“
Er hörte ein Klappern, als sie das Telefon hinlegte. Eine blöde Idee, Levi anzurufen! Ich hätte lieber bis morgen warten und dann einen neuen Mäher kaufen sollen. Warum brannte er derart darauf, den hiesigen Bauerntölpeln – und Kit – seine Kompetenzen zu beweisen?
„Hallo, Travis!“, rief Levi mit dröhnender Stimme. „Was kann ich für dich tun?“
„Ich habe da ein kleines Problem. Vielleicht kannst du mir helfen.“
„Gern. Schieß los.“
Travis schilderte die Macken des Mähers und erfuhr, dass man einen kleinen gummiartigen Knopf auf der Seite mehrmals drücken musste, damit das Ding ansprang.
In gewisser Weise konnte er nachvollziehen, was Kit an ihrem Verlobten so attraktiv fand. Levi hätte herablassend auf Travis’ Mangel an grundlegendem Wissen reagieren können, das die meisten Männer besaßen. Stattdessen erläuterte er geduldig die Handhabung und bot sogar an, notfalls vorbeizukommen.
Da Travis wusste, dass Kit es jedem verübelte, der ihr ein Date vermasselte, lehnte er höflich ab, bedankte sich für die Hilfe und legte auf.
Dass die ganze Stadt gegen ihn war – abgesehen von zwei Menschen, die einander vermutlich gerade in den Armen lagen –, rief ein Gefühl der Einsamkeit hervor. Warum, das konnte er sich nicht erklären. Er hätte Chrissy anrufen und sich mit ihr verabreden können. Leider war zu befürchten, dass sie mehr als Freundschaft hinter der Geste vermutet hätte. Sie war zwar ganz niedlich, aber nicht die Richtige für ihn.
Um die lebhaften Bilder von Kit und Levi in allerlei erotischen Posen aus dem Kopf zu kriegen, lief Travis hinaus in die Abenddämmerung und kämpfte mit dem Monster, das eigentlich als Rasenmäher bekannt war.
„Wow!“ Kit stieß einen anerkennenden Pfiff aus. „Der Garten sieht großartig aus. Wer hat sich denn breitschlagen lassen, den Rasen zu mähen?“
Travis blickte von dem Buch auf, aus dem er den Kindern gerade vorlas. „Der sitzt vor dir.“
„Unmöglich!“
„Wenn du gestattest!?“, entgegnete er gereizt und blätterte eine farbenfrohe Seite um. „Wir sind gerade mitten in einer Schlüsselszene.“
„Oh, lasst euch bloß nicht stören.“ Sie ging in die Kochnische zu Chrissy, die gerade ein zweites Frühstück aus Äpfeln und Obstsaft zubereitete. „Was ist denn mit dem los?“
„Keine Ahnung. Er ist sehr nett zu den Kindern, aber ansonsten ein wahrer Brummbär.“
„Seltsam. Aber was soll’s? Ist die Neue schon da?“
„Ja. Sie füllt oben das Formular aus.“
„Prima.“ Kit lief die Treppe hinauf.
Erstaunlicherweise waren in der kurzen Zeit, seit Travis die Werbekampagne gestartet hatte, schon so viele Neuanmeldungen eingegangen, dass eine Hilfskraft eingestellt werden musste.
„Hallo, Mrs Petty!“, rief Stephanie, die Neue saß an Marlenes Schreibtisch. „Danke, dass ich den Job gekriegt habe.“
Die Zwanzigjährige mit den kurzen braunen Haaren und mehr Energie als fünf Kleinkinder zusammen kam frisch von der Universität von Arkansas. Sie hatte auf Lehramt studiert, stammte aus der Gegend und hoffte auf eine Anstellung in der Grundschule von IdaBelle Falls, sobald eine Planstelle frei wurde. Alles in allem war sie ein wahrer Glücksgriff.
„Wir können froh sein, Sie hier zu haben“, entgegnete Kit. „Übrigens sind Levi und ich nicht verheiratet.“
Stephanie zog die Augenbrauen hoch. „Ich hätte schwören können, dass ich Ihre Hochzeitsanzeige in der Zeitung gesehen habe.“
„Das muss unsere Verlobungsanzeige gewesen sein.“ Bevor Travis in die Stadt zurückgekehrt war, hätte der Irrtum Unmut bei Kit ausgelöst, da sie
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