Hoffnung ist mehr als ein Wort (Bianca) (German Edition)
die Knie zwischen seine schob und sich mit beiden Händen auf die Armlehnen seines Stuhls stützte.
„Weil deine Schwester mich auf ihrem Sterbebett gebeten hat, mich um dich zu kümmern und dir zu der Einsicht zu verhelfen, dass es mehr im Leben gibt als deinen Direktorenposten, der dir angeblich nicht mal sonderlich zusagt.“
Er stöhnte. „Und etwas Rasenmähen soll mich wie durch Zauberkraft zu einem besseren Menschen machen, ja?“
„Nicht zu einem besseren, sondern zu einem glücklicheren Menschen. Ich gehe mal davon aus, dass du noch nie in einem Garten gearbeitet hast. Zugegeben, es kann eine lästige Aufgabe sein. Manche Leute sehen es allerdings so, dass sie ihrem persönlichen kleinen Winkel in der Welt ein Styling verpassen. Das frisch gemähte Gras riecht fantastisch und federt auch sehr schön. Und danach setzt du dich auf deine Veranda, trinkst Tee und begutachtest dein Werk. Du wirst müde sein, aber auf eine angenehme Weise, wie du es vorher noch nie warst.“
Diesmal seufzte er.
Sie tätschelte sein Knie und grinste. „Merk dir, was ich dir jetzt sage. Noch bevor du deinen Kampf gegen Beulah gewinnst, willst du IdaBelle Falls nie wieder verlassen.“
„Tut mir leid, wenn ich dir deine Illusionen raube, aber du irrst dich gewaltig.“
Einen Sommer über, der ihm im Nachhinein töricht und kitschig erschien, hatte er sich in diesem Ort angekommen gefühlt – und bei Kit. Doch momentan gingen ihm beide gehörig auf die Nerven.
Das letzte Kind war aus der Kita abgeholt worden. Kit und Travis sammelten das Spielzeug auf dem Spielplatz ein und desinfizierten es, während Libby auf einer Decke lag und die Marienkäfer beobachtete, die sich in ihre Nähe wagten.
Obwohl Kit ihren Beruf liebte, war der frühe Abend ihre bevorzugte Tageszeit, wenn es still war und die rotgoldene Sonne lange Schatten warf.
Sie sah eine rote Limousine vor dem Haus vorfahren und rief: „Wir sind hier hinten!“
Beulah kam schnaubend den langen Kiesweg hinauf. „Hat denn keiner an die Entfernung gedacht, als ihr das hier geplant habt?“
„Doch, durchaus. Da unser typischer Besucher erst drei ist und im Vorfeld so viel überschüssige Energie wie möglich verbrennen soll, haben wir uns für viel Freiraum entschieden.“
Beulah brummte missbilligend.
„Du hast nicht zufällig was von deinem leckeren Ananaskuchen dabei, oder?“, fragte Travis.
„Das hängt davon ab. Wenn ich dir welchen gebe, sagst du dann vor Gericht aus, dass ich besser koche als du?“
„Beulah!“, rief Kit mit gespieltem Entsetzen. „Du benutzt deine berühmten Backwaren zu einem Erpressungsversuch?“
„Kann ich was dafür, wenn der Richter meine fortgeschrittenen Kochkünste anerkennt?“ Beulah eilte zu Libby und hob sie auf die Arme, säuselte mit sanfter Stimme Liebkosungen und erntete ein verzücktes Krähen.
Kit sah, dass Travis ein finsteres Gesicht zog. Der arme Kerl! Schlimm genug, dass er seine Schwester verloren hat. Ein ausgedehnter Sorgerechtsstreit fehlt ihm gerade noch.
Beulah bettete sich Libby an ihren üppigen Busen und wandte sich an Travis. „Ich wollte fragen, ob ich diesen kleinen Engel zur Probe des Kirchenchors mitnehmen darf. Es ist eine Ewigkeit her, seit die anderen Frauen sie gesehen haben. Als Gegenleistung habe ich zwei Kuchen und eine große Pfanne Hühnchen mit Klößen mitgebracht.“
„Und wahrscheinlich hast du eine Kamera in der Küche versteckt, damit du dem Richter dieses Schlemmermahl vorführen kannst!?“
„So etwas würde ich nie tun.“ Sie legte sich eine Hand aufs Herz. „In meinem ganzen Leben bin ich noch nie derart beleidigt worden.“
„Du hast gerade zugegeben, dass du deinen Kuchen für böse Zwecke benutzt“, entgegnete Kit. „Warum solltest du ihn jetzt plötzlich für etwas Gutes einsetzen?“
„Was ist denn falsch daran, dass ich meine Enkelin vorzeigen will? Dafür kriegt ihr eine freie Mahlzeit mit allem Drum und Dran.“
Travis wandte sich an Kit. „Was meinst du dazu?“
Sie seufzte. „Weil wir noch so viel zu tun haben, stimme ich für die Mahlzeit.“
„Sehr gut.“ Beulah strahlte. „Libby und ich stellen das Essen in den Kühlschrank und machen uns dann auf den Weg. Ihr beide macht hier weiter. Viel Spaß.“
Eine halbe Stunde später saßen Kit und Travis mit drei bettelnden Hunden zu Füßen am Küchentisch.
Kit sagte: „Vielleicht hast du ja recht und Beulah führt nichts Gutes im Schilde, aber ihr Essen ist einfach köstlich. Es hat fast
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