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Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Anderberg Strollo
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Schneeengel auf dem Eis machen kann. Sie rollt sich aus dem ersten heraus und macht einen neuen und daneben noch einen.
    »Verdammt, was für ein Ding.«
    Trotzdem, bei all dem Triumph tut es weh, an Kolsva zu denken. Und an die Brücke. An all das beschissene Gerede und an Angelika Andersson. Jonna verstummt und bleibt mit dem Gesicht im Schnee liegen. Sie schließt die Augen, atmet und spürt in jeder Zelle ihres Körpers, wie sehr sie lebt.
    Wenn sie nun auf demselben Geländer gesessen haben. Oder wenn sie das früher gewusst hätte oder sie gleich alt gewesen wären oder sich jetzt kennengelernt hätten, da sie sechzehn ist und es geschafft hat, von zu Hause wegzukommen, und sich alles so perfekt entwickelt hat. Sie rollt wieder herum, schaut mit Tränen in den Augen an den erleuchteten Himmel und denkt an alles, was sie Angelika Andersson gern gesagt hätte.
    *
    »Ich hab mich gefreut, als du das über mich gesagt hast. Als du mich Freundin genannt hast.«
    »Ha, aber das war nur wegen Minken.«
    »Ehrlich?«
    »Er ist so nervig bei neuen Leuten.«
    Alex zieht eine Grimasse in Richtung Minken, der ein Stück entfernt steht. Dann schraubt sie den Deckel von einer der Flaschen und nimmt einen schnellen Schluck.
    »Uh, pfui Teufel, wie widerlich!«
    Trotzdem nimmt sie noch zwei weitere Schlucke, dann reicht sie Jonna die Flasche. Sie wischt sich den Mund mit dem Handrücken ab und beginnt, eifrige Handküsschen zum Himmel zu werfen. »Danke, dass wir dieses Jahr wieder gute Kinder waren! Danke, lieber Weihnachtsmann!«
    Wie kindisch sie ist! War das wirklich nur wegen Minken? Echt? Jonna würde gern noch einmal fragen, wagt es aber nicht. Stattdessen kichert sie und setzt die Flasche an die Lippen. Bäh, das schmeckt nach Chemie, muffig und ölig gleichzeitig, die Zunge wehrt sich dagegen, und Jonna muss sich zwingen, das Zeug hinunterzuschlucken. Aber nicht einmal das kann ihren fantastischen Triumph trüben: Gratisalkohol, eine Wohnung zum Übernachten und eine Freundin – sie stimmt ein in den Jubel an den Weihnachtsmann, oder wer auch immer all ihre Probleme gelöst hat, und wirft auch eifrige Handküsschen zu Alex und zum Himmel.
    »DANKE! Danke für alles!«
    Hinterher tanzen sie noch. Je betrunkener, desto einhelliger. Eine kleine, leuchtende Eisprinzessin mit nassen Stoffturnschuhen und eine dunkle, etwas kurvenreichere, in einer glitzernden magischen Wintersaga. Sie treten feierlich Arm in Arm in die Mitte der Eisfläche, grölen »Stille Nacht, Heilige Nacht« mit verstellten, brüchigen Stimmen, und sie umarmen einander glücklich und fangen dann an, langsam in schönen Pirouetten zu kreisen.
    »Du hast Glitter im Haar.« Jonna bleibt stehen und streicht über Alex’ Haar, das plötzlich fein mit Schneeflocken bestäubt ist und sich über ihre Kapuze und die Schultern ringelt. »Wie die allerschönste Lucia-Königin.«
    »Wie macht ihr das denn?« Minken schliddert mit seinen farbbefleckten Sneakers unbeholfen hinter ihnen aufs Eis. Dann rutscht er aus und ruft den Mädchen zu, die sich gar nicht um ihn scheren: »Ihr verdammten Fotzen, kommt und helft mir!«
    »Deine Haare sind auch total schön.«
    Eine weiße Wolke steht um sie, und Alex kreist mit warmem, fröhlichem Blick auf Jonna zu, und es glitzert zwischen ihnen, und Alex ergreift eine von Jonnas gefärbten Haarsträhnen und haucht hingerissen: »Sieh nur.«
    Ein Schneekristall schmilzt auf Jonnas dunkelgrünem Haar, und sie haucht zurück, dass das eben aussah wie ein Buschwindröschen im Wald, und die Ähnlichkeit lässt sie beide hysterisch lachen.
    »Können wir jetzt nicht abhauen?«
    Minken rutscht wieder aus, und zischt zurück: »Wohin denn? Pass auf die Flaschen auf!«
    Schließlich haben sie doch Mitleid mit ihm. Die eine Flasche kommt in Alex’ Tasche und die andere in Jonnas, und dann ziehen sie kichernd das Bambi auf staksigen Beinen zwischen sich hoch. Sie verhöhnen und sie stützen ihn und bringen ihn bis zur Balustrade, doch sie selbst können sich noch nicht richtig losreißen.
    »Was für ein verdammt gutes Leben das hier doch ist.«
    Von einem Weihnachten im Supermarkt in Kolsva – zu dem hier! Jonna und Alex verschränken ihre Finger ineinander und drehen erneut Pirouetten.
    »Du musst mir helfen, meine Haare auch so zu färben.«
    Im Ernst? Jonna sieht Alex fragend an.
    »Aber da müssen wir es erst bleichen.«
    »Ja, aber das geht doch, oder?«
    Wow. Sie meint es ernst, sie will aussehen wie Jonna, und Jonna nickt,

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