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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 6

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 6

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bohemien klang nicht so, als ob er diese Pläne missbilligen würde. Kate fragte sich ernsthaft, ob Leclerc sich darüber im Klaren war, dass er drei Engländern ein höchst geheimes Projekt des französischen Staates präsentieren wollte. Aber dann sagte sie sich, dass Leclercs Interesse an ihr, Kate, offenbar viel größer war als seine Vaterlandsliebe.
    Die Kutsche hielt vor einem unscheinbaren Lagerhaus in einem Stadtteil, der Clichy genannt wurde. Kate hätte niemals vermutet, dass sich hinter dieser schäbigen Fassade eines der größten Geheimprojekte Frankreichs verbergen sollte. Ihr Misstrauen wuchs, als sie einen Blick auf die Tür warf.
    „Ein simples Vorhängeschloss ist die einzige Sicherung?“, platzte sie heraus, nachdem die Kutsche wieder abgefahren und sie mit ihren Begleitern allein in der öden Gasse war.
    „Wie gesagt, die Verantwortlichen versprechen sich nichts von einer aufwändigen Bewachung, die bloß Gesindel anlocken würde“, meinte Leclerc lässig.
    „Wir werden sehen, was sich wirklich hinter dieser Tür verbirgt.“ Mit diesen Worten ergriff Benson die Initiative. Der Kriminalassistent war während der Fahrt still gewesen. Aber nun schien er die Gelegenheit nutzen zu wollen, um Kate zu beeindrucken. Er lieh sich eine Haarnadel von ihr, bog den Draht zurecht und öffnete damit im Handumdrehen das Vorhängeschloss.
    „Sie besitzen bemerkenswerte Talente, Mr Benson“, meinte Leclerc trocken. „Womit verdienen Sie eigentlich Ihren Lebensunterhalt?“
    Der Kriminalassistent kniff die Lippen zusammen. Er hatte gewiss nicht vor, seinen wahren Beruf zu nennen. Aber offenbar hatte er sich auch noch keine einleuchtende Tarnexistenz ausgedacht. Jedenfalls ließ er die Frage einstweilen unbeantwortet.
    Aber das störte momentan niemanden, denn Kate und die drei Männer betraten nun staunend den Raum, der offenbar früher als Lagerstätte gedient hatte. Durch Oberlichter schien die Sonne hinein, sodass man die riesige Apparatur gut erkennen konnte.
    „Das ist also die Paris-Maschine“, sagte Kate laut.
    Das eiserne Ungetüm wurde offenbar durch einen mit Dampf betriebenen Motor in Gang gesetzt, der momentan nicht in Betrieb war. Breite Raupenketten lugten unter dem metallenen Rumpf hervor. Auf einer Art Drahtbalkon war der Führerstand angebracht. Kate erblickte zahlreiche Hebel, deren Funktion ihr auf Anhieb rätselhaft erschienen. Aber sie war ja auch keine Soldatin. Woher sollte sie wissen, wie man eine grauenvolle Massenvernichtungswaffe bediente? Zahlreiche Apparaturen der Paris-Maschine waren für Kate unerklärlich, vor allem die Reihen von kleinen Eisenschaufeln, die an den Enden von langen Schwenkarmen angebracht waren.
    Phineas Fletcher brach in ein herzhaftes Gelächter aus.
    Kate, Benson und Leclerc schauten den Erfinder verblüfft an.
    „Armer Kerl“, raunte der Kriminalassistent Kate zu. „Er hat angesichts dieser furchtbaren Maschinenwaffe den Verstand verloren.“
    Doch Fletcher hatte Bensons Worte genau gehört. Sein Zwicker war beschlagen, weil er so laut lachen musste. Er nahm die Brille ab, um sie mit seinem großen Stofftaschentuch zu putzen.
    „Nein, David, ich bin nicht verrückt. Ich möchte nur gerne wissen, wer das Gerücht aufgebracht hat, mit der Paris-Maschine könnte man Menschen töten. Vielleicht entstehen solche Behauptungen dann, wenn ein Projekt zu geheim ist. Dann entwickeln die Leute zu viel Fantasie, würde ich meinen.“
    „Wirklich, Onkel Phineas?“ Kates Stimme klang verunsichert. „Aber wozu soll dieser Apparat denn dann dienen? Eine Funktion wird er doch haben, oder?“
    „Selbstverständlich, liebe Nichte. Ich halte die Paris-Maschine für ein landwirtschaftliches Gerät. Sie ist konstruiert worden, um Trüffel automatisiert auszugraben und abzuernten.“
    „Trüffel?“, echote Kate verblüfft. Sie hörte das Wort zum ersten Mal. Leclerc kam ihr zu Hilfe.
    „Dein Onkel dürfte mit seiner Vermutung recht haben, Kate. Trüffel sind übrigens unterirdisch wachsende Pilze, die sehr selten und daher besonders teuer sind. In der gehobenen französischen Küche werden sie oft verarbeitet, aber sie sind schwer zu finden. Einige Bauern haben besonders abgerichtete Trüffelschweine, um die Pilze aus der Erde zu wühlen. Bei dieser Maschine wurden die Schweineschnauzen durch diese kleinen Schaufeln an den Schwenkarmen ersetzt, siehst du? Ich bin kein Techniker, aber vermutlich hat die Paris-Maschine auch eine Suchfunktion für Trüffelgebiete.

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