Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 6
Schockwaffe arbeitet auf der Basis von Elektrizität. Dadurch wird eine vorübergehende Lähmung verursacht, wie ihr sehen könnt. Nach meinen Berechnungen müsste sie ungefähr eine Minute andauern. Ich schlage also vor, dass wir uns zügig entfernen.“
Das ließ sich Kate nicht zweimal sagen. Die unerwartete Rettung durch den genialen Tüftler hatte Kate neuen Auftrieb gegeben. Sie raffte ihre Röcke und lief zur offenstehenden Tür. Draußen stand Serpents Raketenauto. Allerdings wurde es leider durch einen weiteren Apachen bewacht, der natürlich von der Schockwelle verschont geblieben war. Der Ganove richtete seinen Revolver auf Kate, Benson und Fletcher. Ob der Erfinder seine Trichterwaffe erneut in Anschlag bringen konnte? Bestimmt würde ihn der skrupellose Verbrecher vorher niederknallen!
Der Apache hatte seinen Revolverhahn schon gespannt. Doch bevor er schießen konnte, tauchte plötzlich eine Gestalt hinter dem metallenen Fahrzeug auf. Ein Mann erschien und schlug den Banditen-Wachposten mit einem Knüppel von hinten nieder.
Kate jubelte laut. Sie glaubte zu träumen, als sie das Gesicht des Retters erkannte! James Barwick, ihr Verlobter, war plötzlich erschienen!
Im nächsten Moment stürzte sie auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. Nun war Kate sicher, dass ihre Fantasie nicht mit ihr durchgegangen war. Dieser Mann bestand aus Fleisch und Blut, sie konnte die Wärme seines Körpers unter dem Knickerbocker-Tweedanzug spüren.
„James – wie kommst du hierher?“
„Das ist eine lange Geschichte. Aber ich schlage vor, dass wir das Erzählen auf später verschieben. Wir sollten uns so schnell wie möglich aus dem Staub machen. Leider weiß ich nicht, wie man so ein Raketen-Fahrzeug bedient.“
„Aber ich!“, jubelte Kate. Sie fügte etwas ruhiger hinzu: „Ich bin schließlich Dampfkutter-Pilotin. Und ich glaube nicht, dass ein Raketenauto schwieriger zu steuern ist als ein Drehflügler.“
Kurz entschlossen raffte sie ihre Röcke und schob sich auf den Fahrersitz, während James, Benson und Fletcher ebenfalls an Bord kletterten. Stirnrunzelnd betrachtete Kate das fremdartige Armaturenbrett. Sie musste sich vor Augen führen, dass dieses Gefährt nicht so einen Höllenlärm verursachte wie ein Dampfkutter. Das Raketenfahrzeug wurde mit Elektrizität angetrieben. Kate drehte einen Schalter, über dem sich ein Messingschild mit der Aufschrift „Engine“ befand. Ein Zittern durchlief den eisernen Leib des seltsamen Autos.
Nun ertönte ein Wutgeschrei aus vielen Kehlen, das aus dem Inneren des Gebäudes nach außen drang. Offenbar waren Serpent und seine Kumpane aus ihrer Erstarrung erwacht. Es wurde dringend Zeit, das Weite zu suchen. Kate war eine Frau der schnellen Entschlüsse. Sie drehte den „Engine“-Schalter bis zum Anschlag und schob gleichzeitig beide Steuerhebel nach vorn.
Mit einem riesigen Satz bewegte sich das Raketenauto. Es war pures Glück, dass Kate nicht mit dem eisernen Bug die Häuserwand an der nächsten Straßenecke rammte. Es gab keinen Drehflügler, der auch nur annähernd so schnell war wie diese elektrisch betriebene Erfindung.
Scheppernd bog das Raketenauto um die Ecke, wobei das Heck ausschwenkte und gegen einen Laternenmast knallte. Doch nun hatte Kate eine lange gerade Straße vor sich. Sie jagte das Fahrzeug vorwärts. Die Apachen mussten die Verfolgung abbrechen. Schon nach wenigen Minuten war von den finsteren Gesellen nichts mehr zu sehen und zu hören.
Leider war Kate in Paris nicht ortskundig. Sie baute einen Beinahe-Unfall mit einem Brauerei-Wagen, dessen Spannpferde scheuten und durchgingen. Mehrere Bierfässer landeten auf der Straße und zersprangen. Aber irgendwie gelang es Kate, ein größeres Waldstück anzusteuern. Sie hätte niemals vermutet, so viel Natur in einer Stadt zu finden. Der Hyde Park in London war zwar auch eine grüne Lunge, aber doch wesentlich kleiner als diese Anlage hier.
„Wir sind im Bois de Bologne“, erklärte James, nachdem Kate endlich die Bremse gefunden und das Höllengefährt angehalten hatte. „Du hast in den letzten paar Minuten mindestens zwanzig Meilen zurückgelegt, Liebste. Diese Verbrecher dürften wir gründlich abgeschüttelt haben.“
Sie stiegen aus. Kate fuhr sich mit beiden Händen durch ihre roten Korkenzieherlocken. „Ich kann noch immer nicht richtig glauben, dass du vor mir stehst, James. Wie bist du hierhergekommen?“
„Das ist schnell erzählt. Aber willst du mir nicht deinen zweiten
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