Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 7
weggeblasen, als sie diesen Satz aussprach. Ihre Stimme schien vor Kälte zu klirren. Kate fröstelte, obwohl es in dem Zimmer trotz Ventilator ziemlich warm war.
„Aber warum nicht, Suna?“
Die Inderin beantwortete die Frage nicht. Stattdessen schaute sie Kate einfach nur an. Aber die Art, wie Suna den Blickkontakt suchte, war für Kate neu und erschreckend. Sie kannte so etwas nicht. Nur das aufkommende Gefühl in ihrem Inneren war ihr vertraut, obwohl sie es schon lange nicht mehr gehabt hatte.
Als kleines Mädchen war Kate manchmal aus Angstträumen aufgewacht. Sie hatte damals geglaubt, von Teufeln und Dämonen umgeben zu sein. Doch damals hatte ihre Mutter noch gelebt, und sie hatte die kleine Kate immer schnell trösten können.
Doch nun war Kate erwachsen. Sie brach nicht mehr so schnell in Tränen aus, obwohl ihre kalte Furcht sie ziemlich stark aufwühlte. Kate wollte dem Blick der Inderin ausweichen.
Aber das ging nicht.
Kate beschloss, sich abzuwenden. Doch ihre Beine versagten ihr den Dienst. Sie konnte noch nicht einmal den Kopf zur Seite drehen. Es war das unheimlichste Erlebnis in ihrem bisherigen Leben. Noch nicht einmal der Kampf gegen die Vampirsippe von Albion war ihr als so verstörend in Erinnerung geblieben.
Suna hatte schöne Augen, aber plötzlich kamen Kate die Pupillen der Inderin wie Abgründe vor, in die sie stürzte. Wurde Kate hypnotisiert? Sie hatte in der Zeitung einmal etwas über einen Show-Hypnotiseur in London gelesen. Aber das musste ein harmloser Spaßvogel gewesen sein, der seine Versuchspersonen zur Freude des Publikums auf einem Bein hüpfen ließ oder ihnen Essigwasser als Champagner servierte.
Doch das, was Suna mit Kate anstellte, war keine normale Hypnose. Die Inderin zwang Kate ihren Willen auf. Kate konnte immer noch klar denken, aber sie hatte keine Kontrolle mehr über ihren eigenen Körper. Das wurde ihr klar, als Suna die Tür zum Korridor öffnete und nach draußen trat. Kate folgte ihr so brav wie ein Hündchen. Sie wollte es gar nicht, aber sie musste es trotzdem tun.
Kate dachte fieberhaft darüber nach, wie sie sich aus dieser Lage befreien könnte. Am liebsten hätte sie geschrien, aber auch über ihre Stimme konnte sie in diesem Moment nicht frei verfügen. Doch wenn jetzt James oder Phineas Fletcher oder David Benson aus ihrem jeweiligen Zimmer kamen, dann gab es noch eine kleine Chance für Kate.
Aber Suna hatte scheinbar auch an diese Möglichkeit gedacht. Jedenfalls wandte sie sich schnell der Hintertreppe zu, die dem Hotelpersonal vorbehalten war und von den Gästen nicht benutzt wurde. Und Kate musste hinter ihr hergehen wie ein dampfbetriebener Roboter, der auf bestimmte Funktionen programmiert wurde. Mit jeder Stufe, die Kate abwärts stieg, verschlechterten sich ihre Aussichten.
Kate war kein Feigling, sie hatte schon oft kämpfen müssen, auch mit ihren Fäusten. Doch was nutzte der ganze Mut, wenn sie keine Gewalt über sich selbst hatte? Kate fühlte sich als eine Gefangene in ihrem eigenen Körper. Wie hatte sie in diese Falle tappen können?
Das Amulett hatte Suna als vertrauenswürdig erscheinen lassen. Und als Kate die Wahrheit erkannte, war es zu spät. Während sie sich diese Tatsache vor Augen führte, gelangte Kate in Sunas Schlepptau auf die schmutzige Gasse an der Rückseite des Hotels. Hier erschien der Prachtbau weit weniger beeindruckend, es stank nach Tierkot und verfaulenden Abfällen, die neben den Mülltonnen gelandet waren. Zerlumpte Bettler streckten den beiden Frauen ihre verschorften Hände entgegen.
Ein Elefant wartete hinter dem Hotel. Der Treiber sprang hinunter auf die Straße. Der Inder war nur mit seinem Turban und einem Lendenschurz bekleidet. Er hatte eine kleine ausklappbare Holztreppe dabei. Dank dieser Steighilfe gelangten die beiden Frauen auf das verzierte Gestell, das dem Dickhäuter auf den Rücken geschnallt worden war. Suna ließ die dünnen gelben und roten Stoffbahnen des Baldachins hinunter, der die Passagiere vor der Sonne schützen sollte.
Gleichzeitig wurden sie allerdings auch vor den Blicken der Passanten verborgen. Daher würde es wohl kaum einen Zeugen geben, der Kates Verschwinden auf dem Rücken des großen grauen Reittieres bemerken würde. Der Treiber nahm wieder im Genick des Elefanten Platz und gab einen Befehl in seiner Muttersprache.
Daraufhin setzte sich der Dickhäuter gehorsam in Bewegung. Der wiegende Gang des Elefanten war gewöhnungsbedürftig. Kate musste plötzlich an
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