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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 7

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 7

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
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fliegen sollte. Sie umrundete das eiserne Ungetüm, das nach Schmieröl und frischer Farbe roch. „Das ist einer der ersten Drehflügler aus britischer Produktion! Es muss einer der ersten sein, die überhaupt jemals gebaut wurden“, stellte Kate fest. „Ein Hermes Explorer aus der Maschinenfabrik Dundee. Aber warum wurde er blutrot angestrichen?“
    Kate hatte die Frage dem Offizier gestellt, aber der kannte die Antwort offenbar nicht. Stattdessen meldete sich Fletcher zu Wort. „Vermutlich handelt es sich um Rostschutzfarbe. Hier herrscht offenbar eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit.“
    Kate nickte. „Ja, und der Feuerkessel wird mit Holz statt mit Kohle gespeist. Dadurch wird natürlich der Aktionsradius des Drehflüglers kleiner, weil dieses Feuerungsmaterial schneller verbrennt.“
    Der Colonel warf Kate einen verblüfften Blick zu. Offenbar konnte er nicht glauben, dass sie wirklich Ahnung von ihrem Job hatte. Aber Kate krempelte sich tatendurstig die Ärmel hoch und half dem Erfinder dabei, die Anbauten an die Flugmaschine zu schrauben. Im Handumdrehen war die Arbeit erledigt. Sie wandte sich an den Kriminalassistenten.
    „Mr Benson, könnten Sie wieder als mein Heizer einspringen? Wir sind ja schon ein eingespieltes Team.“
    „Es ist mir ein Vergnügen, Miss Fenton.“
    Benson siezte Kate wieder, denn diesmal waren sie ja nicht in geheimer Mission unterwegs. Daher musste er sich nicht als ihr Cousin ausgeben, wie er es bei der Parisreise getan hatte. Der Kriminalassistent befeuerte den Dampfkessel, als ob er in seinem Leben noch nie etwas anderes getan hätte. Schon bald begannen die Kolben der Maschine zu stampfen.
    „Worauf warten wir noch, Colonel?“, rief Kate. „Nehmen Sie auf der Passagierbank Platz – und dann führen Sie uns zu unserem Hotel!“
    „Sie – wollen fliegen?“, stammelte der Offizier.
    Kate nickte. „Ich bin nicht nach Indien gekommen, um hier Spaziergänge zu machen. Das hätte ich auch daheim im Hyde Park tun können.“
    Man konnte Hempsworth deutlich ansehen, dass er gar nicht gern an Bord eines Dampfkutters kletterte. Aber anderseits wäre es für ihn auch undenkbar gewesen, vor Zivilisten und vor allem vor einer Dame als Feigling da zu stehen. Also setzte er sich in die Flugmaschine, wobei er deutlich sichtbar an Gesichtsfarbe verlor. Auch James und Fletcher hockten sich auf die Passagierbank, während Kate sich ihre Schutzbrille über die Augen schob und ihre Lederschürze anlegte.
    Sie fühlte sich wie zu Hause, sobald sie im Führerstand des Hermes Explorer ihre behandschuhten Hände auf die Instrumente legte. Es spielte für Kate auch keine Rolle, dass sie einen fremden Drehflügler fliegen sollte. Gewiss, sie hatte die lange Reise in dem komfortablen Luftschiff genossen. Und doch war sie froh, endlich wieder selbst an den Steuerhebeln eines Dampfkutters zu stehen.
    Die Kulis rollten die Flugmaschine aus dem Schuppen nach draußen. Kate bedankte sich mit einem Lächeln und setzte die Rotoren in Gang. Der hohe rotgestrichene Schornstein spuckte schwarze Rauchwolken aus. Ruckartig stieg der Eisenkoloss in die Luft. Der Hermes Explorer gehorchte dem Steuer nicht ganz so einfach wie Kates eigener Drehflügler, aber es war ja auch beinahe schon ein Oldtimer. Kate war sicher, dass man mit moderneren Dampfkuttern die Technikbegeisterung auch in Indien besser anfachen konnte.
    Im Handumdrehen erblickte Kate die Palmenwipfel aus der Vogelperspektive. Es war viel heißer als im herbstlichen London, und die Luftfeuchtigkeit trieb Kate schon bald den Schweiß auf die Stirn. Außerdem strahlte der Dampfkessel der altertümlichen Flugmaschine eine enorme Wärme ab.
    „Welche Richtung, Sir?“, rief Kate nach hinten, um den Maschinenlärm zu übertönen.
    „G-geradeaus bis zum Gouverneurspalast, dann links“, gab der Colonel zurück. Er klang nun nicht mehr so selbstsicher wie bei der Begrüßung. Mit dem Gouverneurspalast war zweifellos ein großes weißes Gebäude gemeint, das eine kuriose Mischung aus englischen und indischen Baustilen in sich vereinigte. Auch der Palast stand inmitten eines Palmengartens.
    Ein anderer Drehflügler kam Kate entgegen. Sie grüßte mit ihrer rechten Hand, wie sie es aus London gewohnt war. Der Pilot war ein Inder mit Turban und langem Bart. Sogar auf die Entfernung hin konnte Kate seine Überraschung bemerken. Er verriss seine Maschine und geriet kurz ins Trudeln, bevor er sich wieder gefangen hatte.
    Kopfschüttelnd setzte Kate ihren Flug

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