Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 9
wollte. Und dafür war das Innere einer durch den Dschungel stapfenden Urzeitmaschine wirklich der denkbar unpassendste Ort. Kate warf James einen liebevollen Seitenblick zu. „Dann lasse ich mich einfach nur überraschen.“
Nachdem Kate diesen Satz ausgesprochen hatte, musste sie sich wieder ganz auf die Lenkung der Kupfer-Krabbe konzentrieren. Der Motor des archaischen Gefährts lief bemerkenswert gleichmäßig, aber das Gelände wurde immer unwegsamer. Mit Kanonen wäre man hier wirklich nicht durchgekommen. Doch der Metall-Krebs schaffte es, jedenfalls mit einer genialen Pilotin wie Kate als Fahrerin.
Im Handumdrehen hatten die Gefährten Makhras’ Hauptquartier erreicht. Die halb verfallene Tempelanlage war nun in Sichtweite. Kates Herz klopfte schneller. Nun stand die Entscheidung unmittelbar bevor. Sie stoppte die Krabbe, damit Khapa und Bone-Carruthers aussteigen konnten. Der Gurkha und der Großwildjäger sprangen ins Freie und rückten mit ihren Gewehren im Anschlag als Flankenschutz vor.
Kate presste entschlossen die Lippen aufeinander. „Das gibt ein schönes Wiedersehen, Meister Makhras. Jetzt werde ich dir zeigen, wozu eine britische Dampfkutter-Pilotin imstande ist!“
Auf dem Anmarschweg zum Versteck des Aufrührers hatte Kate genügend Gelegenheit gehabt, sich mit den Funktionen der Kupfer-Krabbe vertraut zu machen. Sie musste einfach darauf vertrauen, dass die Maschine sie beim Kampf mit dem Roboter-Tiger nicht im Stich lassen würde. Jetzt gab es jedenfalls kein Zurück mehr. Kate hoffte nur, dass Makhras nicht mit einem Frontalangriff rechnete.
Kate drehte an der Kurbel und ließ den Metall-Krebs mit der höchstmöglichen Geschwindigkeit auf die halb verfallene Tempelanlage zueilen. Schrille Schreie ertönten, denn die Annäherung der mächtigen Kupfer-Krabbe blieb natürlich nicht unbemerkt. Kate konnte nicht verstehen, was die Wachen riefen. Aber bevor sie fragen konnte, kam die Antwort von Devran. „Die Männer glauben, dass die Götter einen Tierdämon geschickt haben. Sie fürchten sich vor unserer Maschine!“
Doch offenbar hatten nicht alle Wächter so viel Angst, einige wollten sich auch wehren. Das wurde Kate klar, als wenig später Schüsse krachten. Sie sah vor sich auf den Mauern Mündungsfeuer aufblitzen. Es gab ein metallisches Krachen, als die Patronen gegen die Außenhaut der Krabbe prallten. Aber keine der Kugeln konnte die Kupferhülle durchschlagen. Kate hoffte, dass das auch so bleiben würde. Nun wurden auch neben der Krabbe Waffen abgefeuert. Kate spähte durch die vergitterten Luken und sah, wie die Wachen durch Khapas und Bone-Carruthers’ Schüsse zurückgetrieben wurden.
Das war Kate nur recht, denn sie wollte unnötiges Blutvergießen vermeiden. Ihr kam es vor allem auf Eileen an – und darauf, diesen Höllenapparat namens Roboter-Tiger zu vernichten. Doch bisher war noch nichts von dem mechanischen Vieh zu erblicken.
„Bist du sicher, dass der Roboter-Tiger hier ist?“, rief sie Devran zu.
„Von hier aus schickt Makhras ihn zu seinen Zerstörungsmissionen“, gab der Inder zurück. „Natürlich weiß ich nicht, ob die Vernichtungsmaschine heute unterwegs ist. Der Tiger kann ja nachts eingesetzt werden, im Gegensatz zu unserer Krabbe.“
Davon hatte Kate auch schon in den Zeitungen gelesen. Genau genommen griff der Roboter-Tiger ausschließlich nachts an. Mit dieser Taktik schürte Makhras natürlich das Ziel der Legendenbildung um seine rätselhafte Waffe. Er wollte die Menschen im wahrsten Sinn des Wortes hinters Licht führen, damit sie auf ihn hereinfielen.
Kate lenkte die Krabbe nun in den Innenhof des weitläufigen Tempelkomplexes. Etliche Rebellen flohen schreiend, wobei sie ihre Waffen wegwarfen. Doch einige leisteten weiterhin Widerstand. Ein Turbanträger hatte hinter einer Säule Deckung genommen und schoss mit einem Repetiergewehr mehrmals schnell hintereinander auf den mechanischen Krebs. Kate wollte nun erstmals eine der Scheren ausprobieren.
Blitzschnell drehte sie den Kupferrumpf der Krabbe und bewegte sich ein Stück weit auf den Mann zu. Dann ließ sie die mächtige linke Schere präzise nach vorn schnellen und riss ihm damit seinen Schießprügel aus den Händen. Entsetzt musste der Makhras-Anhänger mit ansehen, wie sein Gewehr von der Krabbenschere verbogen und unbrauchbar gemacht wurde.
Kate war begeistert. Obwohl sie die Schere nur mit einem kleinen Handhebel bediente, gab es eine ungeheure Kraftübertragung. Die schon
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