Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 9
scheinbar aus dem Nichts kam. Es war, als ob eine Riesenfaust Makhras’ Gehilfin packen und auf den Boden schleudern würde.
Und dann war plötzlich Devran da.
Der junge Inder erschien wie aus dem Nichts neben Kate und James. Er sprach wieder Beschwörungsformeln in einer unbekannten Sprache. Daraufhin ließ James sofort Kates Hals los. Sie taumelte ein paar Schritte rückwärts, wobei sie gleichzeitig hustete und nach Luft zu ringen versuchte.
„Kate!“
James’ Stimme drückte große Besorgnis aus. Sein Gesichtsausdruck zeigte abgrundtiefe Verzweiflung. Das war auch kein Wunder, denn Sunas Fluch hätte ihn beinahe zu einer furchtbaren Tat getrieben. Er nahm seine Verlobte sanft in die Arme. Kate lächelte ihm zu, obwohl sie sich immer noch hundsmiserabel fühlte. Aber mit jedem Atemzug ging es ihr etwas besser. Ihr Blick schweifte zwischen James und Devran hin und her.
„Das war Rettung in letzter Minute, Devran. Woher wusstest du, dass James und ich in Bedrängnis waren?“
„Ich wusste es nicht, aber ich hatte plötzlich ganz stark das Gefühl von Sunas Anwesenheit in eurer Nähe. Das kann ich nicht erklären, vielleicht hängt es mit meinen magischen Fähigkeiten zusammen.“
„Deine magischen Fähigkeiten?“, wiederholte Suna höhnisch. Die Inderin war durch Devrans Zauber-Attacke nur kurzzeitig benommen gewesen. Nun kam sie wieder vom Boden hoch. Und ihr Gesichtsausdruck gefiel Kate überhaupt nicht. In ihren Augen glitzerte die pure Mordlust. Doch Kate schaute nur einen Moment lang hin, dann wandte sie sich instinktiv wieder ab. Zu groß war ihre Furcht, noch einmal in den Bann der Magierin zu geraten.
Suna kam drohend auf Kate, James und Devran zu. „Es ist eine unbegreifliche Entscheidung der Götter, dass sie unsere Ehe zugelassen haben, Devran. Ich hätte dich schon viel früher durchschauen müssen. Ich hielt dich für einen treuen Diener unseres Meisters Makhras. Dabei bist du ein schmutziger Verräter, der beim Anblick von roten Locken den Verstand verliert.“
Der Inder schüttelte langsam den Kopf. „Nein, Suna. Du bist es, die sich hat blenden lassen. Makhras redet von Tradition, aber er benutzt selbst einen Roboterdiener. Außerdem geht er bei der Durchsetzung seiner Ziele über Leichen. Ihm geht es nicht um das Wohl Indiens, sondern nur um sich selbst.“
Sunas Stimme klang jetzt sehr leidenschaftlich, als sie antwortete. „Du bist und bleibst ein Träumer, Devran! Meine Geduld mit dir ist erschöpft. Du bist doch so ein Freund der modernen Welt. Erinnerst du dich trotzdem noch an Sati, unsere alte Tradition der freiwilligen Witwenverbrennung? Nun, ich werde mich gewiss nicht opfern, wenn du erst ins Totenreich eingezogen bist. Und das wird schon bald geschehen, dafür sorge ich.“
Mit diesen Worten griff Suna Devran an. Doch der junge Inder setzte sich natürlich zur Wehr. Es gab nichts, was Kate und James tun konnten. Suna und Devran kämpften nämlich mit magischen Mitteln gegeneinander. Ungeheure Energien wurden freigesetzt, Funken sprühten. Kate und James schützten ihre Augen mit den Unterarmen. Sie spürten, dass sie auf keinen Fall noch einmal von Sunas Blicken getroffen werden durften. Denn jetzt ging es Makhras’ Dienerin nicht mehr um Versklavung, sondern um Tod.
Kate hätte weglaufen und ihre Gefährten zur Unterstützung holen sollen. Aber genau wie James war sie unfähig, sich von der Stelle zu rühren. Sie traute sich nicht, auch nur den kleinen Finger zu rühren. Und obwohl Kate ihre Augen bedeckte, konnte sie die Heftigkeit des Kampfes hören und spüren. Sowohl Suna als auch Devran stießen fürchterliche Schlachtrufe aus, die Kate das Blut in den Adern gefrieren ließen.
Diese Geräusche würden zweifellos die anderen herbeilocken. Und dann? Wenn Devran seine unheimliche Gemahlin nicht besiegte, dann würde Suna sie alle wahrscheinlich verhexen oder töten. Und das war für Kate eine unheimliche Vorstellung.
Der Kampf wogte hin und her, die Energiewellen waren auf der Haut deutlich zu spüren. Weder Kate noch James trauten sich, auch nur ein Wort zu sagen. Und dann herrschte plötzlich Totenstille.
Kate riskierte es, den Unterarm herunterzunehmen. Sie schlug die Augen auf, die sie zuvor krampfhaft zugekniffen hatte. Sowohl Suna als auch Devran waren verschwunden!
„Wo sind die hin?“, hauchte Kate.
James’ Gesichtsausdruck zeigte nichts als große Ratlosigkeit. Er schüttelte den Kopf. „Von dieser Zauberkraft ist nichts mehr zu fühlen.
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