Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 9
Vielleicht haben sie sich gegenseitig in eine andere Dimension gerissen. Ich weiß nicht, wie das funktionieren soll, aber …“
Kates Verlobter stockte. Genau wie Kate hatte er langsame Schritte gehört, die näher kamen. Eine Gestalt trat hinter der überwucherten umgestürzten Statue hervor.
Es war Suna.
Die Inderin sah ziemlich mitgenommen aus. Ihr Sari war teilweise zerrissen, ihre Augen lagen tief in den Höhlen. Und von ihren Händen tropfte Blut!
„Jetzt seid ihr an der Reihe“, brachte Suna hervor. Sie hörte sich matt an. Aber Kate hatte keine Zweifel, dass die Unheimliche noch genügend Kraft zum Töten besaß. Suna wandte sich Kate und James zu. Sie hätten weglaufen sollen, aber sie waren vor Schreck wie gelähmt. Oder wurden sie durch Sunas Zauber am Entkommen gehindert?
Kate wusste es nicht. Jeden Moment musste sie damit rechnen, von Suna angegriffen zu werden. Doch bevor es dazu kam, krachte ein Schuss. Suna schrie auf, sie kippte rückwärts um und fiel zu Boden. Auf ihrem Sari breitete sich im Handumdrehen ein Blutflecken aus. Nun endlich lösten sich Kate und James aus ihrer Erstarrung.
Sie rannten zu der Inderin. Doch von Suna ging keine Gefahr mehr aus. Ihre toten Augen starrten ins Leere. Kate drehte sich um. Khapa kam langsam näher, seinen Karabiner in den Händen. Offenbar war es der Gurkha, der geschossen hatte.
„Normalerweise feure ich nicht aus dem Hinterhalt auf eine unbewaffnete Person. Aber diese Zauberin war auch mit leeren Händen gefährlicher als eine ganze Horde von blutrünstigen Gebirgsräubern. Ich habe das magische Ringen zwischen ihr und Devran teilweise mit ansehen müssen.“
„Was ist mit Devran?“, rief Kate. Khapa senkte betrübt den Kopf. Kates Herz krampfte sich zusammen. Sie lief dorthin, woher Suna gekommen war. Devran lag hinter der überwucherten Skulptur inmitten einer großen Blutlache. Er war totenbleich, was bei seinem dunklen Teint besonders grausig aussah. Aber er lebte noch. Seine Lider flatterten, als Kate sich neben ihn kniete.
„Kate …“
„Sprich jetzt nicht, du musst dich schonen. Wir rufen einen Arzt, wir bringen dich in ein gutes britisches Krankenhaus. Wir …“
Devran schüttelte langsam den Kopf. Blut floss ununterbrochen aus seinem Mundwinkel. Trotzdem schaffte er es, noch einmal das Wort zu ergreifen.
„Suna – ihr Zauber ist wirklich sehr mächtig. Ihr müsst euch vor ihr in Acht nehmen. Das Böse hat sie völlig verblendet. Ich konnte sie nicht besiegen, sie war zu stark. Sie …“
Kate spürte, dass ihr die Tränen über die Wangen rannen. Sie wollte Devran noch so viel sagen. Aber sie spürte, dass es zu Ende ging. Sie konnte nur noch seine Hand nehmen. Sie fühlte sich sehr kalt an. Devrans Mund verzog sich zu einem matten Lächeln, als er die Berührung durch ihre Finger spürte.
„Kate …“
Ihr Name war das letzte Wort, das über seine Lippen kam.
Devrans Augen brachen. Kate brauchte einige Minuten, um wirklich zu begreifen, dass er soeben gestorben war.
„Er hat dich noch immer geliebt.“ James sprach diesen Satz, und er klang dabei nicht eifersüchtig oder gehässig, sondern einfach nur traurig. Kate fuhr herum. Durch einen Tränenschleier sah sie ihren Verlobten an.
„Warum sagst du so etwas?“
„Weil es die Wahrheit ist. Und das weißt du auch, Kate. – Wir haben ihm beide unser Leben zu verdanken. Ich kann ihm leider nicht mehr sagen, wie sehr ich seinen Mut zu schätzen wusste. Und für seine Gefühle dir gegenüber konnte er nichts. Niemand kann sich dagegen wehren, wenn sein Herz spricht.“
Kate wusste, dass James im Grunde recht hatte. Aber momentan gab sie sich einfach nur ihrem Schmerz hin. Devran hatte sein Leben geopfert, das war eine Tatsache. Bestimmt war ihm klar gewesen, dass seine magischen Fähigkeiten gegen Sunas starken Zauber nicht genug ausrichten konnten.
Nach ein paar Minuten trocknete Kate ihre Tränen. James hatte tröstend den Arm um sie gelegt.
Ihre anderen Gefährten waren inzwischen ebenfalls erschienen und schauten Devrans Leichnam betrübt an. Kate versuchte, sich zusammenzureißen. Devran wurde nicht wieder lebendig, auch nicht, wenn sie sich jetzt vollständig in ihren Schmerz fallenließ. Die Rettung von Eileen stand Kate immer noch als allerwichtigste Aufgabe bevor. Falls ihr das nicht gelang, dann war der junge Inder einen sinnlosen Tod gestorben. Und das durfte auf keinen Fall geschehen.
Schniefend wandte sie sich an ihre Gefährten. „Habt ihr etwas
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