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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Hauptmann? Sie hatten Informationen. Dann ist ja alles in bester Ordnung!«
    »Wir haben in gutem Glauben gehandelt«, verteidigte sich Boggis.
    »Mal sehen«, sagte Mumm. »Eure ›Informationen‹ bestanden aus einem Tip, der sich vermutlich so umschreiben läßt: ›Mumm hat sich im Wachhaus vollaufen lassen und eine Tüte Arsen in seinem Schreibtisch.‹ Und natürlich habt ihr euch nichts sehnlicher gewünscht, als in gutem Glauben zu handeln.«
    Frau Palm räusperte sich. »Es reicht jetzt. Du hast recht, Sir Samuel«, sagte sie. »Wir haben eine Mitteilung bekommen.« Sie reichte Mumm einen Zettel, auf dem nur Großbuchstaben standen. »Ganz offensichtlich sind wir falsch informiert worden.« Sie warf Boggis und Witwenmacher einen finsteren Blick zu. »Ich möchte mich hiermit entschuldigen.« Und zu ihren beiden Begleitern: »Gehen wir.«
    Sie verließ den Raum. Boggis folgte ihr hastig.
    Witwenmacher betupfte sich vorsichtig die Nase. »Welchen Preis hat die Gilde für deinen Kopf festgesetzt, Kommandeur?« fragte er.
    »Zwanzigtausend Ankh-Morpork-Dollar.«
    »Tatsächlich? Ich glaube, wir sollten ihn neu festlegen.«
    »Freut mich. Ich werde mir wohl eine neue Bärenfalle zulegen müssen.«
    »Ich… äh… führe dich nach draußen«, sagte Karotte.
    Als er kurz darauf zurückkehrte, beugte sich Mumm aus dem Fenster und betastete die Wand darunter.
    »Kein Ziegel fehlt«, brummte der Kommandeur. »Alle Schindeln an ihrem Platz. Und unten war den ganzen Tag über jemand im Empfangszimmer. Seltsam.«
    Er zuckte mit den Achseln, kehrte zum Schreibtisch zurück und griff nach dem Zettel.
    »Dieses Ding bringt uns sicher keine neuen Spuren«, sagte er. »Ist voller schmutziger Fingerabdrücke.« Er legte die Mitteilung beiseite und sah Karotte an. »Wenn wir den Schuldigen finden, heißt einer der wichtigsten Anklagepunkte: ›Er zwang Kommandeur Mumm, eine ganze Flasche erstklassigen Whisky auf den Teppich zu kippen.‹« Er schauderte. »Manche Dinge sollten einem Mann erspart bleiben.«
    »Es ist ungeheuerlich!« sagte Karotte. »Daß einige Leute glauben, du würdest den Patrizier vergiften…«
    »Ich finde es empörend, daß sie mich für dumm genug halten, das Gift in einer Schublade meines Schreibtischs zu verstauen«, erwiderte Mumm und zündete sich eine Zigarre an.
    »Ja«, bestätigte Karotte. »Nur ein Narr würde das Arsen dort verstecken, wo es jeder finden kann.«
    »Genau«, sagte Mumm. »Darum habe ich es in der Tasche.«
    Er legte die Füße auf den Schreibtisch und paffte. Der Teppich mußte aus dem Büro verschwinden. Mumm wollte nicht den Rest seines Arbeitslebens in einem Zimmer verbringen, das ihn ständig an die schreckliche Vergeudung von erstklassigem Whisky erinnerte.
    Karottes Mund stand noch immer offen.
    »Meine Güte…« Mumm winkte vage. »Eigentlich ist alles ganz einfach. Ich sollte ›Oh, endlich Alkohol!‹ seufzen und das Zeug einfach in mich reinschütten. Anschließend war der Besuch von einigen ehrenwerten Säulen der Gesellschaft vorgesehen…« Er nahm die Zigarre aus dem Mund und spuckte. »Sie sollten mich in deiner Gegenwart betrunken vorfinden und außerdem das nicht besonders gut versteckte Arsen entdecken.« Mumm schüttelte traurig den Kopf. »Das Problem ist nur: Wenn man einmal auf den Geschmack gekommen ist, gibt es kein Zurück mehr.«
    »Aber du bist doch standhaft geblieben«, sagte Karotte. »Seit damals hast du keinen Tropfen mehr angerührt…«
    »Oh,
das
.« Mumm winkte ab. »Ich meine nicht den Alkohol, sondern die Polizeiarbeit. Wenn man Alkoholprobleme hat, kann man sich an Leute wenden, die einem helfen. Es sollte Versammlungen geben, bei denen man aufstehen und sagen kann: ›Ich heiße Sam und bin ein argwöhnischer Mistkerl.‹«
    Er griff in seine Hosentasche und holte eine Papiertüte hervor. »Kleinpo soll sich das hier ansehen. Ich wollte es nicht riskieren, dieses Zeug zu probieren. Deshalb bin ich zur Kantine runter und habe dort einen Beutel mit Zucker gefüllt. Es hat nur wenige Sekunden gedauert, Nobbys Kippen aus dem Zuckertopf zu entfernen.«
    Mumm öffnete die Tür, sah in den Korridor und rief: »Kleinpo!« An Karottes Adresse gerichtet, fügte er hinzu: »Ich bin jetzt richtig in Fahrt. Das alte Gehirn funktioniert endlich wieder. Kennst du den Golem, der hinter den beiden Morden steckt?«
    »Ja, Herr Kommandeur?«
    »Und weißt du, warum er etwas
Besonderes
darstellt?«
    »Ich glaube nicht, Herr Kommandeur«, erwiderte Karotte.

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